Senioren in Düsseldorf Neue Beratungsstelle für schwule und lesbische Senioren

Experten aus drei Institutionen wollen sich um die Sorgen von homosexuellen sowie bi-, trans- und intersexuellen Senioren kümmern.

 Einweihungsfeier im Zentrum plus der Awo in Unterbilk: (v.l.) Falk Adam, Inka Wilhelm und Bernd Ploeger

Einweihungsfeier im Zentrum plus der Awo in Unterbilk: (v.l.) Falk Adam, Inka Wilhelm und Bernd Ploeger

Foto: Endermann, Andreas (end)

Eine Fachberatungsstelle für homosexuelle, trans- und intersexuelle Senioren – so ganz kann es Carolina Brauckmann noch nicht glauben, dass sie dafür gerade eine Begrüßungsrede hält. „In meinen jungen Jahren hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass so etwas einmal möglich werden würde“, sagt die bekannte Liedermacherin. Damals war sie Teil der Bewegungen, die sich erfolgreich für mehr Akzeptanz und gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in der Gesellschaft einsetzte. Nun sind die Vorkämpfer von einst ins Seniorenalter gekommen – und sehen diesem mit Sorge entgegen. „Die Angst ist groß, dass man sich vielleicht wieder verstecken muss, falls man irgendwann in ein Seniorenheim zieht“, sagt Falk Adam von der Aidshilfe Düsseldorf.

Ab sofort können sich Betroffene nun an eine Beratungsstelle wenden, die sich ganz mit ihren Sorgen und Bedürfnissen befasst. Mit einer Eröffnungsfeier im Unterbilker Zentrum Plus nahm die Fachberatungsstelle „Altern unterm Regenbogen“ offiziell ihre Arbeit auf. Neben der Angst vor Stigmatisierung in den Seniorentreffs und Altersheimen möchte die Beratungsstelle auch gegen die Vereinsamung im Alter vorgehen.

Dazu werden vermehrt themen- und gruppenspezifische Angebote in den Zentren plus eingerichtet. Aber auch offene Treffen über die Zielgruppe hinaus sollen für mehr Akzeptanz innerhalb der Altersgruppe sorgen. Zudem möchte die Interessenvertretung Fachkräfte in den Seniorenheimen und in der Ausbildung stärker für das Thema sensibilisieren.

Schon lange beobachtet Adam mit Inka Wilhelm von der Frauenberatungsstelle den wachsenden Bedarf. Schätzungsweise leben in der Landeshauptstadt 12.400 Personen über 55 Jahre mit einer gleichgeschlechtlichen Orientierung. Doch sogenannte „Regenbogenkompetenz“, die mit Verständnis und Empathie die besonderen Belange jener Zielgruppe berücksichtigt, gab es in der Seniorenarbeit bundesweit bisher nur vereinzelt.

Dazu gehören auch trans-, bi- oder intersexuelle Personen. Umso glücklicher zeigten sich Adam und Wilhelm darüber, dass der Rat der Stadt nun die Finanzierung der Beratungsstelle mit drei Fachberatern als Modellprojekt für die nächsten drei Jahre einstimmig beschlossen hat.

„Damit hat die Stadt ein deutliches, politisches Signal gesetzt“, sagt Wilhelm mit Blick auf die jüngst wieder steigenden Ressentiments gegenüber Homosexuellen.

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