Einmalige Behandlung in Düsseldorf Elektrode stimuliert natürlichen Herzschlag

Düsseldorf · Die „HIS-Bündel-Stimulation“ kann bei Patienten mit Herzschrittmachern das Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln, deutlich verringern.

 Rene Weber (Oberarzt der Kardiologie, v. l.), Markus Siekiera (Oberarzt der Kardiologie), Patient Adolf Böhr und Professor Rolf Michael Klein, Chefarzt der Kardiologie

Rene Weber (Oberarzt der Kardiologie, v. l.), Markus Siekiera (Oberarzt der Kardiologie), Patient Adolf Böhr und Professor Rolf Michael Klein, Chefarzt der Kardiologie

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Adolf Böhr ist einer von rund 30 Patienten, denen seit November im Augusta-Krankenhaus eine neuartige Elektrode zur Stimulation des His-Bündels im Herzen implantiert wurde. Der 81-Jährige ist seit Jahren auf einen Herzschrittmacher angewiesen, der erste von inzwischen vier – ein Austausch ist nach etwa sechs bis zehn Jahren notwendig – wurde ihm bereits 1993 eingesetzt. Zudem erhielt er nur wenige Jahre später eine neue Herzklappe. Im Laufe der Zeit hatte sich bei Böhr eine Herzschwäche entwickelt: „Die linke Herzkammer arbeitete nicht gut, als Folge bekam ich schlecht Luft und fühlte mich so schlapp, dass ich keine 100 Meter mehr am Stück gehen konnte.“

Dass Herzschrittmacher-Patienten in bestimmten Fällen, etwa bei Vorhofflimmern oder einem Klappenfehler, eine Herzschwäche entwickelten, komme recht oft vor, sagen Markus Siekiera und René Weber, Oberärzte der Klinik für Kardiologie am Augusta-Krankenhaus. Da sein Herzschrittmacher ohnehin ausgewechselt werden musste, schlugen die Ärzte Böhr die gleichzeitige Implantation der neuartigen Elektrode vor.

Herkömmliche Schrittmacher werden in der Regel in der rechten Herzkammer befestigt, die Stimulation erfolgt dann von dort in die linke Herzkammer – Langzeitfolge kann nicht selten eine verminderte Pumpleistung des Herzens sein. „Durch dieses neue, Verfahren können wir Risikofaktoren für Schrittmacher-Patienten deutlich verringern, und – wenn es rechtzeitig eingesetzt wird – einer solchen Herzschwäche zuvorkommen“, sagt Rolf Michael Klein. Habe die Herzschwäche wie bei Böhr schon zu Atemnot und dadurch verminderter Leistungsfähigkeit geführt, könne diese wieder verbessert werden.

Das bestätigt der Patient. Seit dem Eingriff fühlt er sich wieder ziemlich fit und klagt nicht mehr über Atemnot, seit die Elektrode  durch die synchrone Stimulation beider Herzhälften  wieder in Kraft gesetzt wird – physiologische, also natürliche, Herzschläge werden somit ausgelöst. Das neue Verfahren  ersetzt aber nicht den üblichen Schrittmacher, sondern wird mit einem kombiniert.

In Deutschland steckt die Methode in der Entwicklung, in Düsseldorf wird sie nur im Augusta-Krankenhaus vorgenommen. „Ich hatte über eine Fortbildung davon erfahren“, so Siekiera. Seitdem besteht ein guter Kontakt mit dem Kardiologen Jacek Gajek von der Medizinischen Uni in Breslau. „Er hat große Erfahrung mit dem Verfahren und den Eingriff in Polen schon an vielen Patienten durchgeführt. Wir freuen uns sehr, mit ihm kooperieren zu können“, so Klein. Gajek war auch bei Adolf Böhrs  Implantation dabei, die  anders als bei den vorherigen Schrittmacher-Wechseln unter Vollnarkose geschah. Zwar, so die Ärzte übereinstimmend, sei die OP unter örtlicher Betäubung möglich, aber da sie rund eine bis 1,5 Stunden dauere, und der Patient sich möglichst nicht bewegen dürfe, sei die Vollnarkose angenehmer und schonender. Schrittmacher-Patienten, die sich für die Therapie interessieren, sollten sich erst an ihren Kardiologen wenden.

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