Restaurant in Oberkassel Kinderwagen-Verbot löst hitzige Netz-Debatte aus

Düsseldorf · Gehören Kinderwagen in ein eng bestuhltes Café? Diese Frage wird bei Facebook gerade heiß diskutiert. Der Grund: Wegen des mangelnden Platzes im Restaurant "Hot – La Cucina" werden Kinderwagen weggeschlossen. Parkservice nennt das der Inhaber, kinderfeindlich nennt es eine Mutter – und bricht damit einen Streit vom Zaun.

Keine Kinderwagen im "Hot – La Cucina"
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Keine Kinderwagen im "Hot – La Cucina"

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Gehören Kinderwagen in ein eng bestuhltes Café? Diese Frage wird bei Facebook gerade heiß diskutiert. Der Grund: Wegen des mangelnden Platzes im Restaurant "Hot — La Cucina" werden Kinderwagen weggeschlossen. Parkservice nennt das der Inhaber, kinderfeindlich nennt es eine Mutter — und bricht damit einen Streit vom Zaun.

Karim Marinello versteht die Welt nicht mehr: Seit zwei Jahren bieten er und sein Vater Rosario in ihrem Restaurant in Oberkassel einen Parkservice für Kinderwagen an. "Sehr geehrte Gäste, aufgrund der Grösse unseres Restaurants möchten wir Sie bitten, dass wir Ihren Kinderwagen gerne für Sie einparken. Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen und Verständnis", steht auf einem Schild am Eingang. Denn die Gänge sind schmal, es gibt mehrere Ebenen und Stufen. "Die Reaktionen darauf waren immer positiv", sagt Karim Marinello. Das Restaurant "Hot — La Cucina" habe viele Stammgäste. Die seien daran gewöhnt und nutzten den Service gerne.

Nettwerk-Düsseldorf-Debatte: Kinderwagenverbot im "Hot-La Cucina"
Foto: David Young

Nicht so eine Kundin, die ein Foto des Schildes am Monatg auf der Facebook-Seite "NETT-WERK Düsseldorf" postete mit dem Kommentar: "Ist ja in der Regel kein Problem, aber wenn das Kind schläft??? Nein, hier wird man dann SEHR freundlich gebeten das Lokal wieder zu verlassen..." Karim Marinello hatte die Kundin auf den Parkservice hingewiesen und gebeten, den Kinderwagen wegbringen zu dürfen. "Die Frau wollte ihr Kind nicht wecken und ist dann lieber gegangen", erklärt der Restaurantbetreiber.

Auf Facebook wird ihm das wahlweise als konsequent oder kinderfeindlich ausgelegt. "Das Café wird mich als Gast auch nicht mehr sehen", ist die Reaktion einer Facebook-Nutzerin. Andere beschweren sich, dass Hunde in Restaurants oft willkommen sind, Kinder aber nicht.

Die meisten Kommentatoren jedoch finden den Kinderwagenparkplatz toll: "Also begeistert als Mitarbeiter wäre ich aber auch nicht, wenn jemand trotz des Schildes seinen Kinderwagen ins Lokal quetscht", schreibt eine Facebook-Nutzerin. "Ich finde das Schild so gut — weil es echt total freundlich geschrieben ist, und der Wirt trotz Platzproblemen, die Wägen irgendwo verstaut", eine andere. Die Mutter, die die Diskussion losgetreten hat, hat sich keinen Gefallen getan, denn gegen sie schießen die Nutzer zum Teil scharf und fragen, warum man dem Ruf des Restaurants durch solch eine Aktion schaden muss. Die rudert inzwischen zurück: Sie habe den Post witzig gemeint.

Karim Marinello versteht den Wirbel um das Schild nicht. "Ich liebe Kinder über alles und freue mich immer, wenn unsere Gäste ihre mitbringen", sagt er. Wenn sie Kinderwagen mitbringen, werden die im Keller sicher weggeschlossen. "Ich kann aber nicht auch noch einen Platz anbieten, an dem die Eltern ihre Kinder zum Schlafen hinlegen können." Gerne können die Eltern ihre Babys im Maxi Cosi (eine Art Kindersitz, Anm. d. Red.) mitbringen — das sei kein Problem.

Eine allgemeine Regelung bezüglich des Mitbringens von Kinderwagen in engen Restaurants gibt es übrigens nicht, erklärt das Düsseldorfer Baudezernat. Der Betreiber müsse jedoch sicherstellen, dass der Fluchtweg, also der Eingangsbereich, barrierefrei sei.

Dass es auch eine Spur rabiater geht, bewies ein Berliner Restaurantbetreiber. Als Ralf Rüller 2012 sein Café am Prenzlauer Berg eröffnete, baute er gleich zwei Poller vor die Eingangstür — als Zeichen dafür, dass Kinderwagen nicht mit hineingenommen werden sollen. Ausgrenzen wolle er niemanden, sagte er damals dem "Tagesspiegel", Kinder seien willkommen. Vielmehr sei das Verbot eine Vorsichtsmaßnahme, denn die Röstmaschine in dem Café könne 300 Grad heiß werden. Sollte es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen zu einer starken Rauchentwicklung oder einem Brand kommen, würden die Kinderwagen den Fluchtweg versperren.

"Wir haben unser Konzept nicht geändert und sind sehr erfolgreich damit", sagt Rüller vier Jahre später. "Wir haben eine große Fangemeinde, die bei uns den besten Kaffee der Stadt und einen Ort der Entschleunigung finden."

Welche Reaktionen solche Verbote, sei es von Kinderwagen im Speziellen oder Kindern im Allgemeinen, hervorrufen können, bekam auch der Betreiber des Biergartens "Sonnendeck" in Lörick zu spüren. Bei ihm hieß es seit April 2015: Keine Kinder — keine Hunde. Der Wirt Patrick Weiss erntete daraufhin böse Kommentare bei Facebook. "Beschämend" und "unfassbar" bezeichneten einige Nutzer das entsprechende Verbotsschild. Andere Gäste freuten sich, dass sie seitdem nicht mehr von Kindern mit Sand beworfen wurden.

Rechtlich gesehen sind die Gastronomen auf der sicheren Seite. Sie dürfen selbst entscheiden, wem sie Zutritt gewähren und wem nicht. Vor Gericht bekam ein Hotelbetreiber Recht, der keine Kinder mehr beherbergen wollte.

(jnar)
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