Halsbandsittiche in Düsseldorf Naturschützer verteidigen Kö-Papageien

Düsseldorf · Die Kö-Anlieger sind von den Hunderten Halsbandsittichen genervt, die jeden Abend an der Prachtstraße einfallen und viel Dreck machen. Naturschützer und viele RP-Leser fordern, die Tiere an der Königsallee einfach zu dulden.

 Die Platanen an der Königsallee sind der beliebteste Schlafplatz für Hunderte Halsbandsittiche aus der ganzen Region.

Die Platanen an der Königsallee sind der beliebteste Schlafplatz für Hunderte Halsbandsittiche aus der ganzen Region.

Foto: Andreas Endermann

Der Ärger der Anlieger an der Königsallee hat zu teils heftigen Reaktionen von Naturschützern und RP-Lesern geführt. Der Vorsitzende des Naturschutzbundes in Nordrhein-Westfalen, Josef Tumbrinck, forderte Anlieger und Ordnungsbehörden auf, mit Toleranz auf die Anwesenheit hunderter Halsbandsittiche an der Königsallee zu reagieren. "Ich denke, es gibt mehr Menschen auf der Königsallee, die sich über die grünen Papageien freuen, als solche die sich ärgern", sagte der Naturschützer. Zwar lehne der Verband die Auswilderung ortsfremder Tierarten ab — die Halsbandsittiche sind die Nachkommen von Haustieren, die aus Afrika und Asien stammen — aber da sich die Art nun einmal durchgesetzt habe, dürfe man sie auch nicht verfolgen.

Für den Ärger mit kotverdreckten Parkbänken an der Einkaufsmeile hat Tumbrinck wenig Verständnis. "Warum stellt man die Bänke nicht ein paar Meter von den Platanen entfernt auf, dann ist das Problem gelöst", sagte der Naturschutz-Funktionär. Auch den Lärm der Tiere empfindet er nicht als bedrohlich. "Das Krächzen ist schon echt laut, wenn Hunderte Tiere zu ihren Schlafplätzen kommen. Auf einem Friedhof hätte ich Verständnis dafür, dass der Krach stört. Aber die Kö ist doch ohnehin laut", meint Tumbrinck.

Vögel schlafen in den Platanen

Seit einigen Monaten haben die Halsbandsittiche die Platanen an der Königsallee zu ihrem Schlafplatz gemacht. Aus der ganzen Region und auch vom Niederrhein kommen die grünen Papageien zur Dämmerungszeit dorther. Beim Einschlafen krächzen die Tiere in unüberhörbarer Lautstärke. Vor allem der viele Schmutz, den sie auf den neuen Kö-Bänken hinterlassen, hatte die Kö-Anrainer nach Möglichkeiten suchen lassen, die Tiere zum Umzug zu bewegen. So sei zusammen mit der Stadt geprüft worden, ob die Tiere verschwinden, wenn nachts die Kö-Graben-Beleuchtung ausgeschaltet wird. Bei der Stadt bestätigte man Gespräche zwischen Gartenamt und der Interessengemeinschaft Kö, wollte sich aber noch nicht zu den geplanten Maßnahmen äußern. Naturschützer Tumbrinck bezweifelt übrigens, dass das Abschalten der Lampen die Halsbandsittiche zum Verlassen der Kö bewegen könne.

Die Diskussion um den Halsbandsittich keimt immer mal wieder auf. Unter Naturschützern und Biologen ist umstritten, ob die ausgewilderten oder ausgebüchsten Tiere heimischen Arten schaden. Britische Wissenschaftler waren 2009 dieser Ansicht und gaben die Halsbandsittiche zum Abschuss frei. In Deutschland prüfte das Bundesamt für Naturschutz seit 2012, ob die Papageien negative Auswirkungen auf die europäische Tierwelt haben. "Wir können beim Halsbandsittich Entwarnung geben. Er stellt keine erhebliche Gefahr für die biologische Vielfalt dar", sagte gestern Stefan Nehring vom Bundesamt für Naturschutz auf Anfrage. Aufgrund seiner anhaltenden Ausbreitung sollte er aber weiterhin beobachtet werden, so der Experte.

Bei Facebook und bei RP Online forderten gestern etliche Leser mehr Toleranz im Umgang mit den Kö-Papageien.

(RP)
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