Umwelt Naturfreunde werben für Umwelt

Düsseldorf · Vor 100 Jahren gründeten 22 Düsseldorfer eine Ortsgruppe der international tätigen Organisation. Erfahrung der Naturschönheit und umweltpolitisches Engagement gehören zum Programm. Das Naturfreundehaus ist Zentrum der Aktivitäten.

 Am Ausbau des Naturfreunde-Hauses am Rande des Stadtwaldes in Gerresheim, Morper Straße 128, war Ernst Steller beteiligt. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist Zeichen für umweltpolitisches Engagement.

Am Ausbau des Naturfreunde-Hauses am Rande des Stadtwaldes in Gerresheim, Morper Straße 128, war Ernst Steller beteiligt. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist Zeichen für umweltpolitisches Engagement.

Foto: Bretz, Andreas

Der Name verrät längst nicht das volle Programm. Die Naturfreunde bestimmen nicht nur Blumen oder beobachten Vögel oder wandern. "Umweltpolitik beispielsweise wird in Diskussionsgruppen begleitet und in Düsseldorf mitgestaltet, und in unseren Gruppen und bei Familientreffen wird soziales Engagement praktisch gelebt", berichtet Ernst Steller. Er ist seit Jahrzehnten bei den Naturfreunden aktiv, nicht nur in der Düsseldorfer Gruppe, sondern auch auf Landes- und Bundesebene.

Das weit gefächerte Angebot der Naturfreunde ist ohne den überregionalen, sogar internationalen Hintergrund nicht denkbar und auch nicht ohne die politischen Wurzeln des Vereins, der 1895 in Wien gegründet wurde mit dem Ziel, Arbeitern in der freien Natur Erholung, aber auch Bildung und politisches Bewusstsein zu vermitteln. Die Idee fand rasch in anderen Städten Anklang, auch in Düsseldorf. 22 Männer und Frauen riefen hier vor 100 Jahren eine Ortsgruppe der Naturfreunde ins Leben.

Weil sie unabhängig sein wollten und weil die Mitglieder auf Wanderungen teure Unterkünfte nicht bezahlen konnten, bauten sie wie in anderen Orten auch eigene Vereinshäuser. 1927 wurde eines an der Eisenstraße eröffnet, 1932 das Naturfreundehaus Gerresheim. 1950 wurde als Heim in der Stadt ein Haus an der Emmastraße errichtet, das aber verkauft wurde, um das Haus in Gerresheim als Zentrum auszubauen. 1980 war der neue Trakt fertig. "Darin stecken etwa 15 000 Stunden Eigenarbeit unserer Mitglieder, von denen viele Handwerker waren", erinnert sich Steller. Der Elektro-Ingenieur hat selbst angepackt, auch später bei der Installation von einer der ersten Düsseldorfer Photovoltaik-Anlagen. Sie ist ein Zeichen für das umweltpolitische Bewusstsein der Naturfreunde, denn zum Erhalt der Natur gehöre auch der Klimaschutz, so Steller.

Aber auch gegen die direkte Zerstörung der Natur machten die Naturfreunde mit anderen Umweltverbänden mobil, beispielsweise den Bau eines Containerbahnhofs in Eller nahe des Unterbacher Sees oder der Rodung eines Waldstücks für ein weiteres Auskiesen des Elbsees. "Und die Natur soll möglichst frei zugänglich sein", umreißt Steller ein Ziel. Deshalb halfen die Naturfreunde auch, einen Golfplatz bei Gut Mydlinghoven zu verhindern.

Das gesellschaftliche Engagement, das auch bei etlichen Diskussionsabenden gepflegt wird, ist aber im Gegensatz zu anderen Umweltverbänden wenn möglich mit dem eigenen Erleben der Natur und Landschaft gekoppelt. "Wir haben beispielsweise Wander- und Radtouren erarbeitet und in Info-Blättern erläutert", so Steller. Zudem bietet der Verein regelmäßig geführte Wanderungen an, werden gemeinsame Aktivitäten für Kinder und deren Eltern organisiert. Und Jugendlichen wird das Erkunden der Natur mit Geocaching schmackhaft gemacht, bei dem per Navi und Handy Ziele in der Landschaft gesucht werden.

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