Landungen am Flughafen Nachtflugrekord in Düsseldorf

Düsseldorf · Am Flughafen Düsseldorf landen Jets so häufig erst nach 23 Uhr wie seit zehn Jahren nicht. Dies zeigen neue Auswertungen. Die Flughafengegner sind empört. Auch der Airport ist unzufrieden und will handeln.

 780 Jets landeten von Anfang Juli bis Ende September zwischen 23 Uhr und null Uhr oder zwischen fünf Uhr und sechs Uhr.

780 Jets landeten von Anfang Juli bis Ende September zwischen 23 Uhr und null Uhr oder zwischen fünf Uhr und sechs Uhr.

Foto: dpa, obe mhe fdt

Der Flughafen Düsseldorf wird dieses Jahr mit 23 Millionen Passagieren einen Rekord melden, zugleich muss das Unternehmen eine schwierige Entwicklung einräumen: In einer bisher nur intern bekannten Statistik tauchen 780 Jets auf, die von Anfang Juli bis Ende September zwischen 23 Uhr und null Uhr landeten oder zwischen fünf Uhr und sechs Uhr ankamen.

"Diese vielen Nachtlandungen sind ein Rekord und nicht akzeptabel", sagt Christoph Lange, Vorsitzender des Bürgervereins gegen Fluglärm. Zum Vergleich: 2015 gab es im 3. Quartal nur 632 zu späte Landungen, 2014 waren es 491. Auch der Flughafen ist nicht begeistert: "Die Zahlen stimmen uns nicht zufrieden", erklärt Thomas Kötter, Sprecher des Airports. Das Unternehmen wolle alles tun, um die Lage zu verbessern.

Wie ernst die Lage ist, bestätigt ein Zehn-Jahres-Rückblick. Laut einer Präsentation des Flughafens, die unserer Redaktion vorliegt, hat es von Januar bis Ende Oktober insgesamt 1901 Nachtlandungen gegeben — mehr als in jedem anderen ganzen Jahr seit 2005. Kommen nur 100 Nachtlandungen bis Ende Dezember hinzu, werden 2000 Fälle im ganzen Jahr erreicht — 5,5 Flüge pro Tag, rund 600 mehr als in vielen Vorjahren. Im Sommer sind es pro Tag mehr als acht Flüge am Tag.

"Wir haben Staus am Himmel"

Ein Grund für die zahlreichen Verspätungen dieses Jahr war neben Streiks und Unwettern die Überlastung des Flugraums über den Balearen, Spanien und Italien. Palma meldete bis Ende Oktober mit 24,7 Millionen Passagieren mehr Reisende als je, hunderte Jets flogen wegen der Terrorsorgen der Touristen ins westliche Mittelmeer statt in die Türkei — lange Warteschleifen waren die Regel. In ganz Europa ist die Pünktlichkeit abgerutscht. "Wir haben Staus am Himmel", sagt ein Insider.

Düsseldorf hat zwei Sonderprobleme: Eine zu langsame Gepäckabfertigung führte dazu, dass viele Maschinen schon tagsüber später als geplant abhoben — entsprechend spät kamen sie oft zurück. "Umlaufverspätung" heißt dies im Luftfahrt-Jargon. Flughafenchef Thomas Schnalke handelte und sorgte dafür, das die spanische Acciona nun als dritter Dienstleister zum Ausladen des Gepäcks bereit steht.

Zudem hofft der Flughafen, mit der beantragten neuen Betriebsgenehmigung nicht nur rund 18 Prozent höhere Kapazitäten in Spitzenzeiten zu erhalten, sondern auch eine höhere Flexibilität beim Nutzen der Landebahnen, um bei Streiks oder etwa Frost besser reagieren zu können. Ganz anders sehen dagegen die Kritiker des Flughafens den Antrag auf höhere Kapazitäten: "Wenn mehr Maschinen starten und landen, ist absehbar, dass es auch mehr Nachtlandungen gibt", so Werner Kindsmüller, Vorsitzender des Vereins "Kaarster gegen Fluglärm".

Bezirksregierung will prüfen

Das NRW-Verkehrsministerium erklärte am Sonntag auf Anfrage, dass die Bezirksregierung Düsseldorf die Ursache der vielen späten Landungen prüfen wird. Dabei könnte es auch um die Frage gehen, ob manche Airlines Flüge fahrlässig so eng planten, dass es zwangsläufig zu verspäteten Landungen kam.

Womöglich erhält der Flughafen mehr Flugrechte, muss jedoch im Gegenzug striktere Regeln zum Nachtflugverbot akzeptieren. Die Grünen haben ein Limit ab 22 Uhr vorgeschlagen. Auch wegen dieses Risikos hatte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Mai skeptisch zu den beantragten höheren Kapazitäten geäußert. Ihm ist das Recht auf späte Heimkehr für seine hiesige Eurowings-Flotte wichtiger als zusätzliche Startrechte, von denen eher die Konkurrenz profitiert.

(rky)
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