Düsseldorf Nachtarbeit im Rheinbahn-Betriebshof

Düsseldorf · Sie umrunden täglich dreimal die Erde und sind immer im Einsatz. Damit morgens 300 Straßenbahnen und 400 Busse auf die Straße kommen, ist am Betriebshof der Rheinbahn in Lierenfeld nachts an Schlaf nicht zu denken.

 Wilfried Neumann kontrolliert die Stromabnehmer.

Wilfried Neumann kontrolliert die Stromabnehmer.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Am Bildschirm hat Christian Wildmann alles genau im Blick und wenn er aus dem Fenster schaut, sieht er welcher Bus und welche Straßenbahn gerade Kurs auf den Betriebshof Lierenfeld nimmt. An seinem Arbeitsplatz, der Disposition, kommt niemand vorbei. Der Bildschirm zeigt an, wo Fahrzeuge sich befinden und wie sie eingesetzt werden können. "Wenn ich blau sehe, ist alles im grünen Bereich", sagt der Disponent schmunzelnd. Blau heißt, dass Bus oder Straßenbahn einsatzbereit für den nächsten Tag auf dem Betriebshof stehen.

50 Mitarbeiter sind nachts aktiv

Bis es soweit ist, müssen sie aber einige Stellen am Betriebshof durchlaufen. Kritisch sind die roten Fahrzeuge, die noch am Bildschirm aufblinken, denn sie können noch nicht als fahrbereit für den kommenden Arbeitstag verbucht werden. Analytisches Denken und sofortige Entscheidungen sind deshalb am Arbeitsplatz von Christian Wildmann gefragt.

Er hat Kontakt zur Werkstatt, ist Ansprechpartner für die Fahrer. Wo steht was und wer fährt wann? All das wird an zentraler Stelle geklärt. Der Puls steigt an Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen. Dazu zählen große Messen, wo jedes Fahrzeug gebraucht wird. Damit morgens ab vier Uhr alles für den Tag bereitsteht, sind 50 Mitarbeiter in den Nachtstunden aktiv.

200 Fahrpläne werden bedient

Wenn es Abend wird, kehrt auf dem Betriebshof in Lierenfeld deshalb keine Ruhe ein. Busse und Straßenbahnen passieren die Schranke am Eingang in kurzen Takten. Die Fahrer melden sich an, geben Schäden durch oder Hinweise auf kleine Defekte und Auffälligkeiten. Die Disposition klärt wohin sie fahren sollen, wo Fahrzeuge abgestellt werden, bis es schließlich weitergeht. Rangierfahrten, Fahrfertigmachung, Sichtproben — es läuft alles nach Plan, damit am nächsten Morgen ohne Probleme Fahrzeug und Fahrer "verheiratet" werden können, um auf ihrer Linie und dem richtigen Kurs in den Dienst zu starten.

Nur mit guter Planung und viel Fachwissen können 200 unterschiedliche Fahrpläne bedient werden, ohne dass der Fahrgast etwas davon merkt. Die abendliche Durchlaufwartung sorgt für intakte Fahrzeuge. Teamleiter Zülfikar Kabak von der Betriebswerkstatt Lierenfeld hat in der Nachtschicht zehn bis zwölf Mitarbeiter im Einsatz: "Wir machen während der Innenreinigung eine Sichtprobe und prüfen, ob die Schleifkohle des Stromabnehmers gut ist und die Bremsen ok sind", sagt er. Größere Reparaturen verweist er an die Werkstatt, die Durchsicht unter den Fahrzeugen ist obligatorisch. Sein Kollege Eren Davarci, Teamleiter "Versorgung Fahrzeuge" ist verantwortlich für Rangierer und Reiniger. Acht bis neun Leute holen die Fahrzeuge, sorgen für das Auffüllen des Bremssandes bei den Straßenbahnen, das Auftanken der Busse und die Reinigung. Feucht wischen steht ebenso auf dem Programm, wie kleine Reparaturen.

"Wir haben zwischen 19 Uhr und drei Uhr nachts sehr gut zu tun", sagt er. Jeden zweiten Tag kommt ein Tankzug für den Treibstoff der Busse. Das summiert sich im Jahr auf zwölf Millionen Liter Diesel. Im Idealfall sei tagsüber alles leer und abends herrsche reges Treiben, stellt der Leiter des Betriebshofes, Andreas Lepke fest. Kein Fahrzeug mit Graffiti verlässt den Hof, das ist der Anspruch. Und auch die regelwidrigen Linksabbieger machen dem Werkstattpersonal zu schaffen. Wenn eine gerade reparierte Bahn erneut in die Halle fährt und den Schaden eines weiteren Falschabbiegers aufweist, ist die Enttäuschung manchmal groß.

(RP/jco/top)
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