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Düsseldorf Nachruf auf Henny Dreifuss

Düsseldorf · Sie hat den Mann, der ihren Tod befahl, um 72 Jahre überlebt. Sie hat auch die überlebt, die ihre Eltern in Auschwitz und ihren Bruder in Majdanek ermordet haben. Sie hat ihr Leben lang gekämpft, gegen Ungerechtigkeit, gegen Faschismus und Krieg. Jetzt ist Henny Dreifuss 93-jährig gestorben.

In einem sozialdemokratischen Haushalt behütet aufgewachsen erlebte die neunjährige Henny die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Mannheim. Die Fackelzüge hat sie so wenig vergessen wie den letzten Satz, den ihre Kinderfreundin zu ihr sagte, dass sie nicht mehr mit ihr, dem Judenmädchen, spielen werde. Bücherverbrennungen, Verhaftungen, Ausgrenzung - Hennys Eltern flüchteten nach Frankreich - ab Juni 1940 eine Mausefalle, wie Henny Dreifuss vielen Düsseldorfer Schulklassen immer wieder berichtet hat.

In einem Heim in Limoges versteckte sie jüdische Kinder, die aus Süddeutschland deportiert worden waren, bevor sie auch aus Frankreich verschleppt und in Auschwitz ermordet wurden. 1943 wurde aus Henny Dreifuss Marguerite Barbe. Falsche Papiere verschafften ihr Arbeit bei den deutschen Besatzern - und Informationen für die Résistance. Erst Jahre später, als sie in Düsseldorf lebte, fürs "Freies Volk" schrieb und sich in der Gewerkschaft engagierte, erfuhr Henny Dreifuss, dass diese Dokumente von Hanns Kralnik stammten, dem kommunistischen, von den Nazis erbittert verfolgten Künstler, der nach dem Krieg erster Kulturdezernent Düsseldorfs geworden war.

Verdi ehrte sie vor Jahren für ihr über 50-jähriges Engagement in der Landesfrauenvertretung. Sie setzte sich für die 35-Stunden-Woche ein, für gleichen Lohn. Und aus tiefer Überzeugung bis zu ihrem Tod gegen das Erstarken der Rechtsextremen.

(RP)
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