Wie Düsseldorf auf die Übergriffe von Köln reagiert Mehr Polizei und mobile Kameras beim Altstadt-Karneval

Düsseldorf · Die Polizei reagiert auf die Eskalationen an Silvester in Köln und auch in Düsseldorf. Zusätzliche Hundertschaften sollen den nahenden Straßenkarneval sichern. Oberbürgermeister Geisel schließt auch die Erweiterung der Videobeobachtung nicht aus.

 Sicherheitskonferenz im Polizeipräsidium: OB Thomas Geisel, Leitender Oberstaatsanwalt Thomas Harden, Amtsgerichts-Präsidentin Angela Glatz-Büscher und Polizeipräsident Norbert Wesseler (v.l.)

Sicherheitskonferenz im Polizeipräsidium: OB Thomas Geisel, Leitender Oberstaatsanwalt Thomas Harden, Amtsgerichts-Präsidentin Angela Glatz-Büscher und Polizeipräsident Norbert Wesseler (v.l.)

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Sicherheitskonferenz, zu der sich Stadt, Polizei und Justiz regelmäßig treffen, hatte am Donnerstag vor allem ein Thema: Die massiven Straftaten in der Silvesternacht in Köln, die es - wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß - auch in der Düsseldorfer Altstadt gab. Und natürlich die Frage: Wie geht die Polizei im anstehenden Straßenkarneval mit dem Thema um?

"Wir nehmen das sehr, sehr ernst", betont Polizeipräsident Norbert Wesseler. Dass Gruppen hauptsächlich nordafrikanischer Männer in der Altstadt Straftaten begehen, sei nicht neu, dass sie es dabei aber nicht nur auf Geld und Handys betrunkener Altstadtbesucher abgesehen haben, sondern auch Sexualdelikte begehen, habe es in dieser Form bislang nicht gegeben. "Das ist eine Lage, wie wir sie bisher nicht kannten - und darauf müssen wir uns einstellen."

Politiker, aber auch die Altstadtwirte haben das Thema Videobeobachtung dazu wieder ins Gespräch gebracht. Wesseler ist skeptisch: Es bleibe abzuwarten, ob Kameras im Gedränge, wie es an Altweiber oder am Rosenmontag herrscht, überhaupt nützlich seien. Andererseits weiß der Polizeipräsident auch um zwei andere mögliche Effekte der Kameras: "Sie können Täter abschrecken und stärken das Sicherheitsgefühl der Bürger."

Auch deshalb wird jetzt geprüft, ob neben den festinstallierten Kameras an der Bolkerstraße, die Livebilder direkt in die Polizeiwache senden, weitere, mobile Kameras eingesetzt werden. "So könnten wir neuralgische Plätze zusätzlich im Auge behalten." Welche Plätze das sein könnten, muss ebenso geprüft werden wie die Frage, wie viele solcher Kamerawagen kurzfristig positioniert werden können.

Oberbürgermeister Thomas Geisel findet diese Idee erst einmal gut. Sollte sich diese zusätzliche Videobeobachtung bewähren, könne man auch über eine Ausweitung der stationären Kameras nachdenken, sagte er.

Mehr noch als auf die Kameras setzt Norbert Wesseler aber auf seine Mitarbeiter. "Wir werden starke Präsenz zeigen, dazu zivile und besonders geschulte Kräfte der Kripo einsetzen. Die Düsseldorfer Polizei wird jederzeit als Ansprechpartner bereitstehen und auch schnell reagieren", versichert der Präsident, der das auch mit zusätzlichen Hundertschaften sicherstellen will. "Ich gehe davon aus, dass wir diese Unterstützung bekommen."

Wesseler schließt nicht aus, dass die Kriminellen, die sich in der Silvesternacht in Köln zusammenrotteten, versuchen würden, an Karneval in der Menschenmenge in Düsseldorf unterzutauchen. "Sie rechnen sicher damit, dass man sich in Köln nun besonders wappnet - aber das tun wir auch."

An der Sicherheitskonferenz nahmen neben Wesseler und Geisel auch der Chef der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und die Präsidentin des Amtsgerichts teil. Mit ihnen hat die Polizei im vorigen Jahr das beschleunigte Strafverfahren für bestimmte Täter und Delikte in Gang gebracht. Man arbeite gut zusammen, und auch im Hinblick auf die Übergriffe in der Silvesternacht sei die Justiz "sensibilisiert", sagte Wesseler nach dem Gespräch. Doch sei auch die Politik gefragt, wenn es darum gehe, härtere Strafen zu verhängen und Paragrafen strenger zu gewichten. Er habe aber deutlich gemacht, dass die Polizei auch auf die Unterstützung der Justiz angewiesen ist.

Wie die Polizei sieht auch der Oberbürgermeister eher kritisch, dass eine Facebook-Gruppe sich zu einer Art Bürgerwehr formieren will, um nach eigener Aussage "unsere Damen" zu schützen. Das Gewaltmonopol liege beim Staat, betonte Geisel, und er verlasse sich hundertprozentig auf Polizei und den OSD.

(RP)
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