Brauchtum in Düsseldorf Die Stimme des Unterbacher Karnevals

Düsseldorf · Nach dem 2002 verstorbenen Heimatliedermacher Karl Knödl wird jetzt eine Straße im Neubaugebiet benannt. Er war über Jahrzehnte die prägende Figur im Unterbacher Karneval.

 Im Unterbacher Karneval ging jahrzehntelang nichts ohne Karl Knödl. 45 Jahre schrieb er die Mottolieder für die Sessionen im Eselsland.

Im Unterbacher Karneval ging jahrzehntelang nichts ohne Karl Knödl. 45 Jahre schrieb er die Mottolieder für die Sessionen im Eselsland.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Es ist die Hymne von Unterbach, die fast jeder im Dorf kennt: „Oh, du mein Unterbach, du herrlich schöner Ort! Oh, du mein Unterbach, von dir geh‘ ich nicht fort! Mit deinen Menschen voll Humor und voll Gesang, bei dir will ich bleiben ein Leben lang!“ So geht es noch ein paar Strophen fröhlich weiter. Komponiert hat das Lied 1959 Karl Knödl zusammen mit Emil Schweden. Für Außenstehende mögen die euphorisch klingenden Zeilen etwas merkwürdig anmuten. Aber in Unterbach, dem karnevalsverrückten Eselsland, wo man gerne das Helau durch ein Kräftiges „Iah“ ersetzt, ticken die Uhren nun mal anders. Daher ist Karl Knödl hier so etwas wie eine musikalische Ikone. Und daher wird nach dem 2002 verstorbenen Heimatliedermacher jetzt auch im Neubaugebiet Hochfeld eine Straße benannt – Ehre, wem Ehre gebührt.

Im Unterbacher Karneval ging jahrzehntelang nichts ohne Karl Knödl, er schrieb die Mottolieder, ohne die eine Session wie jede andere gewesen wäre. Aber der studierte Musiker hatte noch weit mehr auf dem Kasten, wie Lothar Bartsch herausgefunden hat, denn sein Lebenswerk beschränkte sich nicht nur auf seine Lieder: Er war Mentor vieler Vereine, gehörte dem Quadenhof-Quartett ebenso wie den Mostertpöttche und der Gilde Düsseldorfer Karnevalsfreunde an. Er war Gründer der Drei Carlos, Gründer und Chorleiter des Damenchors „Die Lerchen“, stellvertretender Chorleiter des Männergesangsvereins „Liederkranz“, Mitglied und Ehrenpräsident im Karnevalsausschuss Unterbach sowie Mitglied und Ehrenpräsident des Kegelclubs „Rösige Penn“. Und selbstverständlich stellte Karl Knödl zusammen mit seiner Frau Änne auch ein Mal das Prinzenpaar in Unterbach, das war 1971.

Karl Knödl engagierte sich ebenfalls als Mitglied im Betriebsrat beim Kaufring. Für seine Verdienste um Brauchtum und Vereinsleben erhielt er zudem das Bundesverdienstkreuz. Denn es war nun mal vor allem seine Heimatliebe, die ihn zu Liedern wie „Sing und lach in Unterbach“, „Mein Herz schlägt für den Karneval“ oder auch „Adele, tu das noch einmal“ inspirierte. Wie gesagt, man muss wahrscheinlich wirklich Unterbacher sein, um die Qualität dieser Zeilen gebührend zu schätzen. Kritik an Knödl wird im Eselsland ungeachtet dessen als Frevel empfunden.

 Karl Knödl auf dem Cover seiner Musikkassette.

Karl Knödl auf dem Cover seiner Musikkassette.

Foto: privat

Seine schönsten und einprägsamsten Lieder finden sich auf einer Musikkassette wieder, die noch in mehrfacher Ausführung im Karl-Knödl-Archiv auf dem Dachboden einer Scheune an der Straße nach Erkrath aufbewahrt wird. Darauf wird Knödl übrigens mit einem „e“, also Knödel, geschrieben. Da auf seiner Todesanzeige das „e“ ausgespart wird, kann man getrost davon ausgehen, dass dem Gestalter des Covers ein Fehler unterlaufen ist. Dass die Aufnahme aus dem Tonstudio Sondermann in Hilden aus einer anderen Zeit stammt, kann der Knödl-Fan einem wichtigen Zusatz entnehmen: „Die Spielzeit von Seite 1 und 2 sind unterschiedlich! Daher die Musikkassette vor dem Abspielen durch ,schnellen Rücklauf‘ auf Abspielanfang bringen!“ Unabhängig davon gilt aber ein Satz, den sicher annähernd alle Unterbacher unterschreiben können: „Das Vermächtnis von Karl Knödl wird Generationen überdauern.“

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