Aus Flugzeug-WC geplumpst? Mysteriöses Eis im Vorgarten

Düsseldorf · Tiefgefrorenen Urin fanden zwei Stockumer im Garten. Sie sind sicher: Der Eisklumpen fiel vom Himmel, genauer aus der Toilette eines Flugzeugs - und das nicht zum ersten Mal. Die Flugsicherung spricht dagegen von "sehr seltenen Fällen".

 Das Eis des Anstoßes: Horst Wohlgemuth

Das Eis des Anstoßes: Horst Wohlgemuth

Foto: RP, T. Busskamp

An Ufos glauben Horst Wohlgemuth und sein Nachbar Manfred Spies nicht. Als jetzt ein großer gelber Eisklumpen vom Himmel direkt in ihre Vorgärten krachte, ahnten die beiden gleich, womit sie es zu tun hatten: "Das ist gefrorener Urin aus einer Flugzeugtoilette."

Bei der deutschen Flugsicherung kennt man das Phänomen. "Kommt ein bis zwei Mal im Jahr vor", erklärt Axel Raab, also eher selten. Die Flugzeugtoiletten werden grundsätzlich am Boden geleert, durch eine Entsorgungsklappe, die mit einer Dichtung versehen ist. "Wenn die nicht ganz dicht ist, tröpfelt da schon mal etwas heraus und gefriert sofort. So bildet sich nach und nach ein großer Klumpen, der irgendwann abbricht." Dagegen könne man nicht wirklich etwas tun, "das ist ganz einfach Pech".

Manfred Spies kann das nicht nachvollziehen: "Wenn das Ding nun auf ein Auto gekracht wäre oder auf ein Dachfenster unserer Häuser - oder schlimmer noch: einem Passanten auf den Kopf gefallen wäre? Das könnte tödlich enden."

Flugsicherungs-Sprecher Raab weiß nichts von Verletzungen durch abstürzende Toiletteninhalte. "Das ist zum Glück noch nie passiert." Schäden dagegen habe es ab und an schon gegeben. "Dann kann man natürlich Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten. Die hat aber wenig Aussicht auf Erfolg." Bei der großen Zahl von Flügen über Düsseldorf sei schwer herauszufinden, welcher Flieger just diesen unappetitlichen Eisklumpen verloren hat. Einmal habe das funktioniert, erinnert sich Axel Raab: "Da war das Ding nachts abgebrochen, und über der fraglichen Region weit und breit nur ein einziges Flugzeug unterwegs. Aber das ist eine Seltenheit."

Der Frankfurter Flughafen übernehme die Schadensregulierung freiwillig. "Man will ja die Leute nicht auf Schäden sitzen lassen", berichtet Raab, wenn's denn mal passiert. Am Düsseldorfer Flughafen gibt es eine solche Standardregelung nicht. "Aber natürlich können sich Betroffene an uns wenden, damit wir bei der Klärung helfen können", sagte eine Sprecherin gestern. So genannte Blue Ice-Funde seien in Düsseldorf aber extrem selten.

"Von wegen", sagt dagegen Manfred Spies, der sich allein in den vergangenen zwei Jahren an mehrere Abstürze von "Urineis" in seinen Garten erinnern kann. Axel Raab ist da skeptisch. "Wenn sich solche Vorfälle häufen, haben Flugzeuge meistens gar nichts damit zu tun." An Schornsteinen beobachte man manchmal ein ganz ähnliches Phänomen, wenn etwa schwefelhaltiges Kondenswasser sich absetze und friere. "Das passiert dann natürlich immer wieder am selben Ort. Aber bei täglich mehr als 10000Flügen über Deutschland und höchstens zwei bis drei solcher Toilettenpannen im Jahr - da ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Zeug zweimal im selben Garten landet, eher gleich Null."

(RP)
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