Düsseldorfer Kunstberater in Haft Muss Achenbach Schadenersatz zahlen?

Düsseldorf · In Justizkreisen gilt es als sicher, dass der inhaftierte Kunstberater Helge Achenbach im Falle einer Verurteilung mit Schadenersatzforderungen rechnen muss. Allein die Aldi-Witwe Babette Albrecht dürfte 18 Mio Euro fordern.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Der seit über drei Wochen wegen des Verdachts des Betruges und der Urkundenfälschung in U-Haft sitzende Kunstberater Helge Achenbach muss nicht nur mit einem Strafprozess rechnen, sondern auch mit Schadenersatzforderungen. Zumindest die Witwe des Achenbach Kunden Berthold Albrecht, Babette, dürfte versuchen, den von ihr auf 18 Millionen Euro bezifferten Schaden wieder zurück zu bekommen. In Justizkreisen gilt es als sicher, dass die 54-Jährige auf dem Weg einer Zivilklage versuchen wird, ihren Anspruch geltend zu machen. Wie berichtet, ist sie der Überzeugung, diese Summe habe Achenbach zu viel kassiert, als er ihrem 2012 gestorbenen Mann Berthold Kunstwerke und Oldtimer verkaufte. Insgesamt wickelten die beiden Geschäfte eines Gesamtwertes von 120 Millionen Euro ab, heißt es.

Inzwischen wird auch immer klarer, wie der ganze Fall überhaupt ins Rollen kam. Eine zentrale Rolle spielte die Düsseldorfer Filiale der Berenberg Bank. Die gründete 2011 gemeinsam mit Helge Achenbach die Berenberg Art Advice - eine Tochterfirma, mit deren Hilfe man Achenbachs Kontakte nutzen und Kunst an Kunden verkaufen wollte. Einer der Kunden war der Wiesbadener Unternehmer Christian Boehringer. Er kaufte von Achenbach mehrere Werke, wurde aber durch einen Tipp informiert, dass zwischen dem Preis, den er bezahlt, und dem Preis, den Achenbach ausgegeben hatte, ein große Diskrepanz lag.

Der Fall wurde mit Hilfe der Bank bereinigt: Berenberg ersetzte ihrem Kunden den von ihm geltend gemachten Schaden von 1,2 Millionen Euro, holte sich das Geld von Achenbach zurück - und beendete die Zusammenarbeit. Das wurde seinerzeit nicht offen kommuniziert, sondern als Desinteresse der Kunden deklariert. In Wahrheit kam es zum Bruch zwischen der Bank und Achenbach.

In diesem Zusammenhang jedoch gelangte man an Unterlagen, aus denen hervorging, dass Achenbach auch an andere Kunden zu Preisen verkauft hatte, die so womöglich nicht abgesprochen waren. Unter anderem wurde Babette Albrecht darüber informiert. Sie hatte gerade die Sammlung ihres 2012 verstorbenen Mannes von Experten begutachten lassen, und denen war aufgefallen, dass sie zu ganz anderen Werteinschätzungen kamen, als es die von Albrecht bezahlten Preise wiedergaben.

Als man nun die im Umfeld der Berenberg Bank aufgetauchten Unterlagen sah, wurde klar, dass Albrecht viel mehr bezahlt hatte, als Achenbach seinerzeit für die Werke begleichen musste, sagt ein Kenner des Falles. Mit diesen Fakten bereitete man die Anzeige vor, die die Staatsanwaltschaft Essen schließlich dazu brachte, Haftbefehl zu beantragen. Der wurde auch erlassen, Achenbach verhaftet. Er bestreitet die Vorwürfe.

(RP)
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