Düsseldorf Musikschule jetzt auch im Bunker

Düsseldorf · Musikpädagogin Cornelia Hornemann unterrichtet an zwei Orten: Für den "kleinen Musicus" hat sie ihre Oberkasseler Wohnung in ein Musikzimmer verwandelt. Die "Töchter Düsseldorfs" und die Bigband proben in Lierenfeld.

 Hanna, Lina, Louisa und Artur (vorne), dahinter Musikpädagogin Cornelia Hornemann, Morris, Ole und Tobias im Oberkasseler Musikzimmer.

Hanna, Lina, Louisa und Artur (vorne), dahinter Musikpädagogin Cornelia Hornemann, Morris, Ole und Tobias im Oberkasseler Musikzimmer.

Foto: Bernd Schaller

Hanna ist fünf Jahre alt, spielt seit knapp einem Jahr Blockflöte und freut sich darauf, bald auf die Querflöte umsteigen zu können. Lina (6) hat den Sprung von der Block- zur Querflöte schon geschafft. "Es ist nicht üblich, mit sechs Jahren dieses Instrument zu erlernen", sagt Musikpädagogin Cornelia Hornemann. "Lina hat sich es aber so gewünscht, und siehe da, sie hat bereits einen tollen Ansatz und spielt nach nur vier Monaten erste kleine Stücke." Begabt ist auch Morris (9). "Er kam ohne Vorkenntnisse vor gut einem Jahr zu mir und hat so viel Spaß am Saxofon, dass er schon jetzt in der Bigband mitspielt."

Die Kinder gehören wie auch Louisa (6), Artur und Tobias (9) zur Musikschule "Der kleine Musicus", die Cornelia Hornemann vor fünf Jahren gegründet hat. Und fünf Jahre lang konnten alle Gruppen der Musikschule im ehemaligen Schulgebäude des Comenius-Gymnasiums und heutigen "Creativhaus" am Comeniusplätzchen proben. Das ist leider vorbei. Cornelia Hornemann war gezwungen, nach anderen Möglichkeiten suchen. Denn: Marianne Herz, mit der sie sich den Raum - einst ein Klassenzimmer - teilte, hat ihre Ballettschule aufgegeben. "Für mich allein war die Miete zu hoch, bedauert Cornelia Hornemann." Was also tun? Kurzerhand räumte sie die Zimmer ihrer erwachsenen Kinder im Souterrain ihrer Wohnung um und machte daraus kleine Schatzkammern der Musik: Instrumente, Bilder, Musikliteratur und bunte Dekoration bilden den Rahmen für kleine Musikusse, die spielerisch an die Musik herangeführt werden sollen. Cornelia Hornemann: "Ich lege viel Wert darauf, dass sich die Kinder auch entspannen können, denn ihre Freizeit ist meist durch viele Aktionen verplant." Trotzdem verfolge sie ein hohes musikalisches Niveau.

Die beiden Musikzimmer ihrer Wohnung reichten aber nicht aus, um ihre fortgeschrittenen Schüler, die Mädchenband "Töchter Düsseldorfs", das "Orchesterchen" und das jüngste Produkt, die Bigband, dort proben zu lassen. Eine fieberhafte Suche begann, bis die Stadt ihr die Möglichkeit bot, im Musikbunker am Gather Weg in Lierenfeld einen Raum günstig mieten zu können. "Es gefällt uns dort sehr gut, wir sind trotz der langen Anreise schnell an Ort und Stelle und haben sogar eine Rampe für den Transport unserer schweren Instrumente - falls Auftritte bevorstehen."

Cornelia Hornemann hat nicht nur zwei Berufe von Grund auf erlernt, sondern arbeitet auch in beiden. In der ehemaligen DDR absolvierte sie ein Maschinenbaustudium und studierte außerdem in Halle Saxofon, Querflöte und klassischen Gesang. Kurz vor dem Mauerfall floh sie mit Ehemann, ebenfalls Musiker, und kleinem Sohn in den Westen. 1990 wechselte die Familie nach Oberkassel. Nach dem frühen Tod des Ehemannes fasste sie wieder Fuß in der Musik. "Seit 1997 gehöre ich als Flötistin zum Orchester der Landesregierung." Vor fünf Jahren habe sie sich mit dem "kleinen Musicus" für Mädchen und Jungen im Kindergartenalter selbstständig gemacht. Motto: "Musik lieben lernen, bevor man sie lernen muss". Wenig später wurden die "Töchter Düsseldorfs" aus der Taufe gehoben. "Mein Filetstück", beschreibt sie die erfolgreiche Mädchenband. Und dann ist da noch die andere Seite der Musikpädagogin. "Seit drei Jahren arbeite ich auch als Ingenieurin für Roboter-Technik. Es macht mir große Freude und ich betrachte es als Glück, in beiden Berufen arbeiten zu können."

(RP)
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