Düsseldorf Musiker ziehen vors Rathaus

Düsseldorf · Alle blicken auf den Eurovision Songcontest – doch was tut Düsseldorf für seine ortsansässige Musikszene? Zu wenig, finden etliche Einzelmusiker und Gruppen. Heute wollen sie vor dem Rathaus auf ihre Lage aufmerksam machen.

 Die Düsseldorfer Musikszene will am Freitag vor dem Rathaus protestieren.

Die Düsseldorfer Musikszene will am Freitag vor dem Rathaus protestieren.

Foto: Andreas Endermann

Alle blicken auf den Eurovision Songcontest — doch was tut Düsseldorf für seine ortsansässige Musikszene? Zu wenig, finden etliche Einzelmusiker und Gruppen. Heute wollen sie vor dem Rathaus auf ihre Lage aufmerksam machen.

Die Bühne ist montiert, die Fernsehkameras sind in Position gebracht. Auch der Ton für die Liveübertragung soll bis morgen Abend stehen. Die Halle — nach wenigen Stunden ausverkauft. Pünktlich zum Eurovision Songcontest zeigt sich die Stadt von ihrer besten Seite, Düsseldorf verwandelt sich in eine europäische Musikhochburg. Nur eine fühlt sich vernachlässigt: die heimische Szene.

Heute, einen Tag vor dem großen Gesangswettbewerb in der Arena, rumort es kräftig an der Basis. "Die Düsseldorfer Musikszene zeigt Elbers, wo die Gitarre hängt", so ist ein Papier überschrieben, mit dem sich eine Vernetzung aus Düsseldorfer Musikern und Kulturschaffenden nun in scharfem Ton an die Öffentlichkeit wendet.

Kritisiert wird die mangelnde Förderung der hiesigen Szene durch die Stadt um Oberbürgermeister Dirk Elbers: zu wenig Auftrittsmöglichkeiten, zu wenig Proberäume, so der Tenor der Beschwerdeführer. Den ESC-Fahrtwind im Rücken, wollen die Kritiker deutlich machen: Besagte Gitarre hängt nicht unter der perfekt ausgeleuchteten Arena-Decke, sondern, wenn sich der Trubel gelegt hat, wieder in Lierenfeld, Unterbilk und andernorts in der Stadt. "Rein gar nichts" tue Düsseldorf für den Bandnachwuchs, so beschweren sich die Musiker.

Um ihrem Ärger Luft zu machen, übergibt die Initiative dem Stadtrat heute Nachmittag einen Forderungskatalog. Die Kernanliegen: städtisch geförderte und bezahlbare Proberäume in zentraler Lage und gutem Zustand; Auftrittsmöglichkeiten und Förderung durch Wettbewerbe; eine jährliche Werkschau; eine Art Tag der offenen (Proberaum-)Tür.

"Der kleinste gemeinsame Nenner", so nennt Eva Creutz die Forderungen. Als Sprecherin der Initiative möchte die Künstlerin nicht bezeichnet werden, denn im Grunde sei das Bündnis nur ein loser Zusammenschluss. Der medienwirksame Vorstoß einen Tag vor dem Songcontest ist zeitlich natürlich gut platziert, andererseits aber auch eine direkte Reaktion auf den Wettbewerb. "Der hat das Fass erst zum Überlaufen gebracht." Denn die momentane Außendarstellung der Stadt entspreche nicht dem gewohnten Bild. Veranstaltungen wie die in der vorigen Woche ausgetragenen "Tontalente" seien zwar ein erster Schritt, trotzdem: "Viele hatten das Gefühl, auf einmal wie ein Feigenblatt benutzt zu werden", so Creutz. Teile der Szene fühlten sich vom plötzlichen Engagement der Stadt schlichtweg "verschaukelt".

Den Unmut der Künstler kann der Journalist und Szenekenner Michael Wenzel nachvollziehen. "Der Contest ist nicht auf Nachhaltigkeit programmiert", sagt er. Dass die Förderung auch nach dem Großevent weitergehe, sei nicht gewährleistet. Dabei sei dies bitter nötig. "Teilweise proben die Musiker zu horrenden Preisen in unglaublichen Löchern", sagt Wenzel zur aktuellen Situation.

Die Kritisierten indes geben sich aufgeschlossen. Viel Verständnis habe sie für die Kritik aus der Szene, sagt Kulturamtsleiterin Marianne Schirge, "nur komischerweise höre ich davon nichts." Persönlich gemeldet habe sich bei ihr noch niemand.

Vom neuerlichen Vorstoß der Musiker erfuhr Schirge erst auf RP-Anfrage. "Die sollen sich ruhig mal vernetzen", findet die Amtsleiterin, "solange das nur so durch die Stadt wabert, bleibt alles im Vagen." Dass die Musiker heute mit einem Forderungskatalog anrückten, umso besser. Allerdings: Pauschal-Forderungen à la "Wir brauchen Proberäume" seien auch in Zukunft schwer umzusetzen. "Je konkreter es wird, desto mehr können wir darüber sprechen." Schirge: "Ich denke, dass wir da alle an einem Strang ziehen."

(RP)
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