Düsseldorf Musiker-Ambulanz baut Betreuung aus

Düsseldorf · Die Uniklinik-Experten kooperieren mit den Duisburger Philharmonikern und präsentieren ihre Arbeit jetzt regelmäßig an den "Tagen des Instruments".

 Das Quartett der Duisburger Philharmoniker wurde gestern ausnahmsweise im Team untersucht: so etwa Musiker Laszlo Kerekes (v.l.) von Sebastian Jander (Oberarzt der Klinik für Neurologie) und Friedmann Dreßler

Das Quartett der Duisburger Philharmoniker wurde gestern ausnahmsweise im Team untersucht: so etwa Musiker Laszlo Kerekes (v.l.) von Sebastian Jander (Oberarzt der Klinik für Neurologie) und Friedmann Dreßler

Foto: Andreas Endermann

Wenn die Musiker mit ihren Geigen- oder Klarinettenkoffern über das Gelände der Uniklinik laufen, sorgen sie bei Patienten und Besuchern oft für neugierige Blicke. Die Musiker sind dann mit ihren Instrumenten nicht auf dem Weg zur Probe oder zu einem Konzert, sondern zu ihren Ärzten im 10. Stock der MNR-Klinik. Dort wurde vor einem Jahr eine Ambulanz speziell für Musiker eingerichtet. Behandelt werden typische Musiker-Erkrankungen wie Lippenprobleme von Oboisten, Verkrampfungen im Handgelenk von Gitarristen oder Stimmband-Reizungen von Sängern. 150 Musiker aus ganz Deutschland wurden bisher betreut. Nun wird die Arbeit im Bereich Musikermedizin weiter ausgebaut.

"Wir werden ,Mannschaftsarzt' der Duisburger Philharmoniker'", sagt Wolfram Goertz, Koordinator der Musikerambulanz. Das interdisziplinäre Team aus Experten für Neurologie, Orthopädie, HNO-Kunde oder Unfall- und Handchirurgie werde nicht, wie es im Sport üblich ist, bei jedem "Spiel" am Spielfeldrand stehen, sondern in Form von Workshops und Einzelbehandlungen die rund 90 Berufs-Musiker betreuen. Im Mittelpunkt stehe die Aufklärung und Prävention, sagt Goertz, im Hauptberuf Redakteur unserer Zeitung und Musiker mit medizinischer Promotion. Denn viele Musiker fielen oft krankheitsbedingt aus – in Zeiten knapper Kassen ein großes Problem für die Kultureinrichtungen. Und zahlreiche Krankheiten seien vermeidbar.

Denn häufig würden "zu viel Üben und zu viel falsches Üben", ja sogar zu viel Perfektionismus der Musiker die Erkrankungen verursachen. Viele Patienten zeigten typische Überlastungssymptome. So zum Beispiel auch im Fall von krankhaftem Lampenfieber, sagt Birgit Janssen, leitende Oberärztin für Psychiatrie und Psychotherapie am LVR-Klinikum: Anstatt sich auszuruhen und zu entspannen, würden die Musiker noch mehr proben, um das Problem zu bewältigen. Aufklärung über die physischen und auch psychischen Aspekte des Musizierens sei aus diesem Grund wichtig.

Deshalb wollen die Experten nun regelmäßig Aufklärungsarbeit leisten. So zum Beispiel am "Tag des Instruments" für Violine und Bratsche am 4. Mai. Musiker, auch Laien-Musiker, sollen dann über typische Musizierfehler und Krankheitsbilder informiert werden und Tipps für das Spielen bekommen.

Da das am besten geht, wenn man die Musiker bei der Arbeit sieht, sollen die Musiker ihre Instrumente zur Behandlung in der Düsseldorfer MNR-Klinik immer mitbringen. Ursachen, wie eine falsche Haltung etwa beim Geige-Spielen, könnten so leicht festgestellt werden. Klavierspieler haben Glück: Die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post hat der Ambulanz ein Klavier gestiftet.

(RP/ila)
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