Familienprojekt Wenn das Museum spannender als die Hüpfburg ist

Düsseldorf · Bei dem Projekt „Ab durch Raum und Zeit“ lernen Familien an den eintrittsfreien Sonntagen die Düsseldorfer Museen als aktiven Erlebnisort spielerisch kennen und schätzen. Wer fünf Stempel sammelt, hat bei der Kindermuseumsnacht im Januar freien Eintritt.

 Hatten viel Spaß bei der „Goethe-Schnitzeljagd“ (v.l.): Mutter Ela Bucher mit Tochter Mina (7) und Sohn Mato (10).

Hatten viel Spaß bei der „Goethe-Schnitzeljagd“ (v.l.): Mutter Ela Bucher mit Tochter Mina (7) und Sohn Mato (10).

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Irgendwo hier muss es sein!“ – Mina hat das Schnitzeljagd-Fieber gepackt. Begeistert läuft die Siebenjährige mit ihrer Mutter Ela Bucher im Schlepptau durch die Räume des Goethe Museums. Zwischen den zahlreichen Büsten, ausladenden Gemälden und Glasvitrinen voller alter Dokumente hält sie mit einem Tablet in der Hand Ausschau nach einem ganz bestimmten Bild. „Hut und Mantel. Ich glaube, ich habe es gefunden“, sagt sie und deutet triumphierend auf ein Gemälde mit goldenem Rahmen an der Wand. Und tatsächlich: Auf dem Bildschirm des Tablets wird Mina angezeigt, dass sie vor dem richtigen Kunstwerk steht. „Na los, auf zum nächsten!“, fordert die aufgeweckte Schülerin, doch ihre Mutter mahnt die Tochter zur Geduld: „Erst, wenn du den kurzen Text über Goethe gelesen hast.“

Es ist kein gewöhnlicher Museumsbesuch, den Mina und ihre Eltern an diesem Sonntagnachmittag im Pempelforter Goethe-Museum erleben. Vielmehr ist die informative Schnitzeljagd inklusive Erinnerungsfoto im zeitgenössischen Mode-Stil der Weimarer Klassik Teil einer besonderen Aktion, die derzeit in den acht städtischen Museen läuft. „Ab durch Raum und Zeit“ nennt sich das Programm, bei dem bis zum 24. November immer sonntags Veranstaltungen speziell für Eltern und Kinder angeboten werden. „Die Kooperation der Düsseldorfer Museen möchte damit den Anfang des Jahres vom Stadtrat beschlossenen Familiensonntag mit freiem Eintritt noch stärker in den Vordergrund rücken“, sagt Kulturamtsleiterin Marianne Schirge. Das zugrundeliegende Konzept sei zwar ein Erfolg. „Die Besucherzahlen haben sich dadurch fast überall verdoppelt. Aber dass sich dieses Angebot gezielt an die Familien richtet, scheint noch nicht überall angekommen zu sein“, ergänzt Schirge.

Das liege wohl auch daran, dass bei diesem Thema in manchen Familien nach wie vor „Schwellenängste“ existieren, meint Pädagogin Anne Blankenberg vom Theatermuseum. „Wie verhalte ich mich? Was kommt da auf mich zu? Verstehe ich die Dinge da überhaupt? – Solche Zweifel halten dann leider viele von einem Besuch ab“, sagt sie. „Zudem haftet gerade bei Kindern dem Wort Museum oft noch ein negativer verstaubter Beigeschmack an.“ Dieses Image möchte „Ab durch Raum und Zeit“ umwandeln, indem es das Museum als „aktiven Erlebnisort“ erfahrbar macht.

„Was alle Düsseldorfer Museen eint, ist, dass sie eine Brücke zur Vergangenheit schlagen. Was passt also im 50. Jubiläumsjahr der Mondlandung besser, als den Kindern eine erlebnisvolle Zeitreise durch die besondere ,Galaxie’ unserer Museen anzubieten?“, sagt Schirge. Dabei beinhaltet das Programm, das gemeinsam von den Pädagogen der Museen kuratiert wird, besonders kindgerechte und oftmals auch multimedial gestaltete Führungen durch die jeweiligen Ausstellungen. Im Anschluss folgt zusätzlich meist ein kreativer Workshop. „Wir wollen zeigen, dass Museen auch Spielstätten sein können, an denen sich die Kinder kreativ ausleben dürfen. Spielerisch können sie ohnehin viel mehr Wissen aufnehmen“, ergänzt Blankenberg. So halten beispielsweise die jungen Besucher des Stadtmuseums ihren ganz persönlichen Höhepunkt aus der Reise durch die Vergangenheit in einem Comic fest.

Die Museen wollen sich mit solchen Akzenten mehr auf die Bedürfnisse von Familien einstellen – und zumindest im Goethe-Museum fällt das erste Fazit positiv aus. „Ich finde es großartig, dass die Kinder hier etwas spielerisch lernen können. Wenn man privat in Museen unterwegs ist, dann fällt es manchmal schwer, das Interesse der Kleinen zu wecken“, sagt Ela Bucher. Zudem senke die Anwesenheit der vielen anderen Familien die Hemmschwelle. Tochter Mina hat währenddessen den ersten Stempel auf ihrem „Weltraumpass“ gesammelt. Der ist in jedem der teilnehmenden Museen erhältlich und enthält auch kurze Informationen zu den einzelnen Ausstellungen.

Sammelt Mina bis Ende November vier weitere Stempel, winkt ihrer Familie noch ein weiteres Erlebnis: Freier Eintritt während der Kindermuseumsnacht am 31. Januar.

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