Düsseldorf Münstermann: Bistro statt Einzelhandel

Düsseldorf · Eines der ältesten Geschäfte der Carlstadt, Feinkost Münstermann, ist im Wandel. Weil das vor zehn Jahren nebenan eröffnete Restaurant "Kontor" sehr erfolgreich ist, wächst die Gastronomie zu Lasten der Läden.

 Senior-Chefin Irmgard Münstermann im Geschäft an der Hohe Straße. Die Firma wird beide Geschäfte umbauen und damit Platz schaffen für die Erweiterung des Bistros Kontor nebenan.

Senior-Chefin Irmgard Münstermann im Geschäft an der Hohe Straße. Die Firma wird beide Geschäfte umbauen und damit Platz schaffen für die Erweiterung des Bistros Kontor nebenan.

Foto: Andreas Endermann

Feinkost Münstermann, einer der letzten, alteingesessenen Geschäfte Düsseldorfs, arbeitet an einer weiteren Veränderung des Geschäftskonzeptes: Das vor zehn Jahren eröffnete Bistro Kontor ist inzwischen zum Umsatzbringer der gesamten Firma geworden, dagegen schwächelt der Einzelhandel erheblich. Also verlagert man künftig die Schwerpunkte und vergrößert den Raum für die Gastronomie zu Lasten der daneben liegenden Geschäfte, bestätigte gestern Junior-Chef Matthias Münstermann (40).

Eine Baugenehmigung liegt bereits vor, heißt es. Aber dennoch hat man noch nicht angefangen mit den Arbeiten, denn man will — so Münstermann — zuerst mit allen Betroffenen sprechen und klären, was passiert und welche Folgen es hat. Gemeint ist: Der Umbau und die weitere Konzentration auf die gastronomischen Aktivitäten werden Arbeitsplätze kosten, weil Fachkräfte für den Verkauf in den Läden nicht mehr in dem Umfang wie heute gebraucht werden. Über Zahlen mag man noch nicht sprechen — weil eben noch nichts feststeht, betonte Münstermann gestern. Derzeit arbeiten bei der Firma insgesamt 40 Personen. Sowohl das Unternehmen selbst wie auch die Arbeitnehmervertretung lässt sich juristisch vertreten, um die Bedingungen des Wandels auszuhandeln.

Der Anlass, das Kontor zu vergrößern, liegt im deutlichen Umsatzrückgang in beiden Läden der Firma. Früher war die Adresse an der Hohe Straße ein sicherer Tipp, wenn es um besonders feine und nicht überall erhältliche Spezialitäten ging. Heute jedoch ist dieses Angebot viel weiter verbreitet, sagt Münstermann. Die großen Ketten wie Edeka und Rewe, aber selbst Discounter bieten inzwischen Produkte an, die es vor einigen Jahren nur bei Münstermann und in vergleichbaren Geschäften gab. Und gegen diese riesigen Firmen kommt ein kleines Unternehmen nicht an, sagt der Junior-Chef.

Umso besser jedoch läuft das Kontor. Vor zehn Jahren gegründet, ist es heute eines der beliebtesten Lokale der Carlstadt. Mittags ist es schwer, dort unterzukommen, Klassiker der deftigen Küche ("Currywurst") locken viele in der Nähe Arbeitende an, aber auch viele Kunden der umliegenden Läden. Längst, so Münstermann, sei das Kontor Motor der Firma geworden. Und daher will man dieser Maschine künftig mehr Raum geben.

Sollte man sich einigen, will man im Sommer mit dem Bau beginnen. Mindestens einer der Läden wird verschwinden, langfristig vermutlich beide. Die Umbauzeit wird auf ein halbes Jahr geschätzt.

Münstermann geht zurück auf einen Eierhandel, den Dina und Wilhelm Münstermann zum Ende des 19. Jahrhunderts am Carlsplatz begannen. Daraus wurde ein Fachgeschäft für Fleisch, Geflügel, Wurst, Käse und Molkereiprodukte. Nachher weitete man das Angebot auf einen Party-Service aus und wurde vor Jahren zur Adresse für besonders feine Lebensmittel bis hin zu Wein, Champagner und anderem, das man sich nicht täglich gönnt. "Dafür muss man zu Münstermann" war lange in Düsseldorf das Synonym für den ungewöhnlichen und keineswegs billigen Einkauf.

(RP)
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