Geschäftsreise endete tödlich Mord aus enttäuschter Liebe

Leichenteile in Koffern, ein Hotel im südrussischen Sotschi, eine Firma in Düsseldorf und eine scheinbar unglückliche Liebesbeziehung – die Hintergründe zu dem Mord an dem 58-jährigen Anatoli G. würden auch in jeden Krimi passen. Ob es aber wirklich nur die Enttäuschung war oder Habgier und die Aussicht auf ein pralles Geschäftskonto, das müssen die Ermittler in den kommenden Tagen herausfinden. Dringend tatverdächtig ist indes Marina K. Die 47-jährige wurde am Samstag in Düsseldorf festgenommen. Sie soll zusammen mit ihrem Sohn ihren 58-jährigen Geschäftspartner und Liebhaber mit ihrem Sohn in Sotschi umgebracht haben.

 In diesem Haus an der Jülicher Straße fassten Beamten die russische Staatsangehörige Marina K. in einer Wohnung.

In diesem Haus an der Jülicher Straße fassten Beamten die russische Staatsangehörige Marina K. in einer Wohnung.

Foto: RP, A. Bretz

Leichenteile in Koffern, ein Hotel im südrussischen Sotschi, eine Firma in Düsseldorf und eine scheinbar unglückliche Liebesbeziehung — die Hintergründe zu dem Mord an dem 58-jährigen Anatoli G. würden auch in jeden Krimi passen. Ob es aber wirklich nur die Enttäuschung war oder Habgier und die Aussicht auf ein pralles Geschäftskonto, das müssen die Ermittler in den kommenden Tagen herausfinden. Dringend tatverdächtig ist indes Marina K. Die 47-jährige wurde am Samstag in Düsseldorf festgenommen. Sie soll zusammen mit ihrem Sohn ihren 58-jährigen Geschäftspartner und Liebhaber mit ihrem Sohn in Sotschi umgebracht haben.

Was sich im südrussischen Sotschi abgespielt hat, fügt sich erst nach und nach zu einem Puzzle zusammen. Der 58-jährige Anatoli G. war am 22. Juni mit seiner Geschäftspartnerin Marina K. nach Sotschi zu einem Kongress gefahren. Der 58-jährige Deutsche, mit russischer Abstimmung, lebte in Belgien, betrieb aber in Düsseldorf mit Marina K. ein Dienstleistungsunternehmen. Doch zurück kam er nicht mehr.

Immer wieder hatte seine Familie versucht, Anatoli K. telefonisch zu erreichen, der 1. Juli wieder zu Hause erwartet wurde. Doch er war nicht greifbar. Irgendwann riefen sie bei seiner Geschäftspartnerin Marina K. an. "Ich weiß nicht, wo er ist", soll sie gesagt haben. Doch irgendwann verstrickt sie sich in Widersprüchen. Die Familie wird misstrauisch und erstattet am 9. Juli bei der Polizei in Aachen eine Vermisstenanzeige. Da wussten sie noch nicht, dass Anatoli G. sich mit Marina K. in Sotschi ein Hotelzimmer teilt und zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr am Leben ist. Die Suche verläuft schleppend, die russischen Behörden haben keine Spur, due Familie schaltet eine Detektei ein.

Am 1. und 2. Juli dann der grausige Fund: Leichenteile werden am Schwarzen Meer angespült, zunächst können diese nicht identifiziert werden, doch nach ein paar Tagen steht fest, dass es sich um Körperteile von Anatoli K. handelt. Durch die Videoaufzeichung im Flur des Hotels kommt allmählich Licht ins Dunkel. Zum letzten Mal wurde der 58-Jährige im Hotelflur am 28. Juni gesehen. Da betrat er mit Marina K. das Hotelzimmer. Die 47-jährige verließ nach Mitternacht das Zimmer wieder allein, kommt später mit zahlreichen Plastiktüten zurück. Sie geht erneut aus dem Zimmer, kommt wieder zurück mit einem Rucksack, Taschen und Tüten. Kurze Zeit später taucht ein junger Mann auf. Wie sich später herausstellt, handelt es sich um den 23-jährigen Oleg K., Marinas Sohn, der in Moskau lebt.

Die Taschen, Tüten und Koffer, die Marina K. mühelos in das Hotelzimmer getragen hat, zieht sie am 29.6. mühevoll mit ihrem Sohn durch den Flur. "Sie hatte offenbar kräftig zu schleppen", sagt Hauptkommissar Wolfgang Siegmund. Was in dem Hotelzimmer passierte, ist auf keiner Videokamera aufgezeichnet. Nach Aussage des 23 Jahre alten Sohnes, der am 25. Juli in Moskau festgenommen worden war, soll der Mann erst mit Schlägen auf den Kopf getötet worden sein. "Danach wurde er in der Badewanne in mehrere Teile zerstückelt und in den Taschen und Tüten herausgetragen." Oleg K. soll die Leichenteile dann im Schwarzen Meer versenkt haben. Welche Anteile Mutter und Sohn an der Tatausführung hatten, ist derzeit noch unklar.

Am 28. Juli wird Marina K. in ihrer Wohnung in der Jülicher Straße in Düsseldorf festgenommen. Spezialeinheiten stürmen in der Nacht die Wohnung. Sie leistet keinen Widerstand, verweigert aber die Aussage. Oleg K. wird in Moskau festgenommen.

Was die Motive für die Tat sind, darüber sind sich Staatsanwaltschaft und Polizei so gut wie einig. "Wir gehen davon aus, dass Marina und Oleg K. gemeinschaftlich den 58-jährigen Anatoli G. aus Habgier und enttäuschter Liebe umgebracht haben", sagt Staatsanwalt Andreas Stüve. Die Tatverdächtige hate bereits seit mehreren Jahren eine Beziehung mit dem Opfer geführt und darauf gehofft, dass der Mann sich von seiner Ehefrau scheiden lasse. Der Sohn der Frau habe bei seiner Vernehmung in Moskau angegeben, dass er es nicht mit habe ansehen können, wie seine Mutter als Geliebte hingehalten worden sei. Daher habe er handeln wollen. Weil die 47-Jährige nun auch Zugriff auf das gemeinsame prall gefüllte Firmenkonto hat, geht der Staatsanwalt auch von einem finanziellen Motiv für den Mord aus.

Ob die beiden derzeit parallel verlaufenden Strafverfahren gegen Mutter und Sohn in Moskau und Düsseldorf zusammengelegt werden sollen, ist derzeit noch unklar. Ungewiss ist daher auch, ob ein zusammengelegtes Strafverfahren in Deutschland oder Russland stattfindet.

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