Serie "Unsere Straße" Modemeile ohne Mainstream

Düsseldorf · Mit ihren schattenspendenden Bäumen, den kleinen Cafés und Restaurants am Straßenrand und einem Spielplatz wirkt die Hermannstraße auf den ersten Blick wie eine leicht verschlafene Nebenstraße der viel belebteren Acker- oder Lindenstraße direkt um die Ecke.

 Die Hermannstraße wirkt auf den ersten Blick verschlafen - doch das täuscht.

Die Hermannstraße wirkt auf den ersten Blick verschlafen - doch das täuscht.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Doch auch an der Straße um den Hermannplatz zeigt sich das lebendige und bunte Flingern von seiner besten Seite.

"Was mich an dieser Gegend fasziniert, ist die Vielfalt der Möglichkeiten. Man muss aus dem Stadtteil eigentlich kaum heraus, alles, was ich brauche, ist hier", sagt John-Friedrich Adamski, der hier nicht nur lebt, sondern auch arbeitet. Im Textil- und Schuhgeschäft "Juis" steht er am Tresen.

Das Geschäft ist eines von vielen, die an der Hermannstraße Ungewöhnliches anbieten. Schuhe seltener Marken und T-Shirts, die es in kaum einem anderen Geschäft zu kaufen gibt, locken auch Kunden aus anderen Stadtteilen und sogar Besucher aus anderen Städten an.

Adamski lebt schon lange in Flingern und kennt die Entwicklung, die die Hermannstraße in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. "Es war hier nicht immer so schön. Der Hermannplatz war früher ein Drogenumschlagplatz, erst durch die Neugestaltung hat sich viel getan", sagt er.

Der große Spielplatz lockt heute die Kinder des Stadtteils mit einer Kletterspinne, Schaukeln und mit Mosaiken belegten Klettersteinen, während die Eltern vielleicht im gegenübergelegenen Café Oma Erika ein Müsli mit frischen Früchten oder eines der belegten Brötchen genießen.

Von ganz weit her nach Flingern hat es Sian Edgson verschlagen. Sie zog vor kurzem erst aus Kapstadt an die Hermannstraße, ist von der Wahl ihres neuen Wohnorts aber schon überzeugt. "Ich finde es hier wunderschön, es ist einer der schönsten Flecken zum Leben", sagt sie.

Ihre Freundin Lena Jansen führt an der Hermannstraße mit dem misfit ebenfalls ein Geschäft, in dem es auch Waren jenseits der großen Ketten gibt. Für außergewöhnliche Produkte wie die von ihr angebotenen Kleider seien die Bewohner der Straße ein dankbares Publikum, findet sie. "Die Flingerer sind eigen: Sie haben meist ihren eigenen Stil und sind kreativ", sagt Jansen.

Kein Wunder, dass dort ständig neue kleine Geschäfte entstehen. "Die Gegend entwickelt sich immer weiter", findet Christian Roth, der an der Hermannstraße seit 2003 ein Atelier für Raumgestaltung führt. Das Atelier selbst ist allerdings schon älter: Im kommenden Jahr feiern die Roths das 100-jährige Bestehen ihres Unternehmens.

Vor sechs Jahren zog Christian Roth bewusst von der Schadowstraße an die Hermannstraße. "Die Innenstädte gleichen sich einander immer stärker an, dort ist es nicht mehr möglich, persönliche Kundenbetreuung zu bieten", sagt er. Außerdem gehe das Einkaufserlebnis verloren. "Deshalb sind wir hierher gezogen, diese Gegend ist bunt und interessant."

Einen Nachteil hat die starke Sogwirkung des boomenden Stadtteils aber auf die Hermannstraße. Roth: "Die Mieten sind schon fast so hoch wie in Oberkassel."

Nächste Folge Gladbacher Straße.

(RP)
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