Tag der offenen Tür Mode — ein Kulturphänomen
Düsseldorf · Bei einem Tag der offenen Tür zeigte die Akademie Mode & Design, dass Mode weitaus mehr ist als eine textile Angelegenheit. Sie formuliert Zeitgeist und gesellschaftliche Trends.
Gewiss werden Stoffe zugeschnitten, genäht und gebügelt, aber ein Modestudium lehrt viel mehr als den Umgang mit Geweben. Ausstellungen und Bühnenauftritte werden organisiert, Fotostrecken zu Büchlein gebunden, journalistische Texte verfasst, betriebswirtschaftliche Grundlagen gebüffelt. "Mode ist nicht nur eine textile Angelegenheit, sondern ein Kulturphänomen. Sie zeigt Zeitgeist und gesellschaftliche Trends", sagt Christine Kubatta, Leiterin der Akademie Mode & Design Düsseldorf (AMD). Die private Hochschule, seit 2005 staatlich anerkannt und mit Studienzentren auch in Hamburg, München und Berlin vertreten, präsentierte nun ihr Ausbildungsspektrum bei einem Tag der offenen Tür.
Um zwei idyllische und verwinkelte Hinterhöfe an der Gustav-Poensgen-Straße 29 gruppieren sich über mehrere Etagen die Unterrichtsräume für derzeit 270 Studierende, die neuerdings den siebensemestrigen Bachelor-Studiengang absolvieren. Die AMD ist seit 1995, anfangs als Ergänzungsschule, dort ansässig — an einer Adresse mit Kulturgeschichte. Früher waren dort das Atelier von Jörg Immendorff und eine Tanzschule.
"Exzess der Liebe"
Unterm Dach arbeiten drei junge Damen am Internetblog www.modekommentar.de. Im Erdgeschoss erläutert derweil Studentin Agathe Dzialocha (22 Jahre, drittes Semester) ihre Kollektion, an der sie ein halbes Jahr lang in vielen Nachtschichten gearbeitet hat: Sie schneiderte mystische Bilder von starken Frauen, die ihre weiblichen Instinkte betonen. Im Kontrast von derben Materialien und zarter Spitze kommen sie festlich, ja majestätisch daher. Kommilitonin Melanie Maresch ließ sich vom Maler Francis Bacon und vom Rockstar Marilyn Manson inspirieren, um mit fließenden Silhouetten, aber streng geometrischen Formen an Schultern und Kragen einen "Exzess der Liebe" darzustellen. Arkadius Giesek, Träger des "Fresenius New Talent Award", kleidet seine Modelle ganz in Yves-Klein-Blau.
Bei der Ausbildung sind der Phantasie und den Themen keine Grenzen gesetzt. Mit dem Thema Alzheimer befasst sich eine im Treppenhaus ausgestellte Fotoserie von Deborah Katona. "Wer viel Fleiß und Leidenschaft investiert, hat nach dem Studium gute Berufsaussichten", sagt Kubatta: "Mode bleibt immer ein aktuelles Thema." Gibt es einen Trend? "Nein, viele." Und jeder Trend erzeuge auch wieder einen Gegentrend.
"Denkmuster verändern sich und fordern neue Berufsbilder in einer Konvergenz der Wissenschaften und Künste", so Prof. Ekkehardt Baumgartner in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Künstler und Kaufleute, Designer und Manager sollen sich besser verstehen, und dazu würden in Zukunft immer mehr universell ausgebildete Moderatoren benötigt.