Mobile Redaktion Flingern – viel Sonne, ein bisschen Schatten

Flingern · Bei der Mobilen Redaktion der RP wurde das Leben im Stadtteil gelobt. Probleme gibt es vor allem beim Verkehr und der Sauberkeit.

 Bei der Mobilen Redaktion an der Bruchstraße gab es mit den Flingeranern intensive Gespräche über die Lebensqualität im Stadtteil und die Kehrseiten der gewachsenen Attraktivität.  

Bei der Mobilen Redaktion an der Bruchstraße gab es mit den Flingeranern intensive Gespräche über die Lebensqualität im Stadtteil und die Kehrseiten der gewachsenen Attraktivität.  

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Menschen in Flingern sind stolz auf die Entwicklung, die ihr Stadtteil genommen hat. Damit ist vor allem  Flingern-Nord gemeint, eben weil dort so viel Neues passiert ist. „Die Ackerstraße hat sich zwischen Degerstraße und Beethovenstraße sehr verbessert“, sagt Karin Buchinsky, die seit mehr als 50 Jahren an der Ecke Neanderstraße wohnt. Sie lobt die vielen neuen gastronomischen Angebote, die sie selbst gerne nutzt. Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post vor dem Rewe-Markt an der Bruchstraße spricht sie auch eine Kehrseite der Entwicklung an. „Der Verkehr hat sehr zugenommen, die Vorfahrtregel an der Neanderstraße sollte man ändern, so dass die Ackerstraße wieder Vorfahrt hat wie früher.“ Immer wieder komme es zu Beinahe-Zusammenstößen oder tatsächlich zu Unfällen. Auch solle man prüfen, aus der Acker- eine Anliegerstraße zu machen, um den Durchgangsverkehr herauszuhalten.      

Der Verkehr bewegt auch Peter Maleska. Auf der Bruchstraße vor dem Kürtenhof, in dem viele Kinder spielten, sollte es Bodenschwellen geben. Ebenso auf der Wunschliste der Flingeraner: mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Auch die Sauberkeit ist Thema. „Die Awista kommt nicht mehr nach“, sagt Michael Jenner, „man sollte den Turnus der Reinigungen  erhöhen, auch beim Leeren der öffentlichen Abfallbehälter.“

Ursula Höller macht uns auf ein Problem mit der Rheinbahn aufmerksam: Die Haltestelle an der Dorotheenstraße/Ecke Grafenberger Allee sei eine Katastrophe, sagt sie, für Eltern mit Kinderwagen, für Menschen mit Rollator. „Wenn man in Richtung Brehmplatz will, dann gibt es nur eine schmale Mittelinsel, auf der kaum Platz ist. Und ob die Bahn da ist oder nicht – die Autos fahren weiter. Das ist lebensgefährlich.“ Für die Haltestelle in die Gegenrichtung gebe es eine Ampel, an der Grafenberger Allee fährt die Bahn ohnehin an bequeme Mittelinseln mit Hochbahnsteigen. „Warum geht das an der Dorotheenstraße nicht?“, fragt Ursula Höller.

Auch der örtliche CDU-Vorsitzende gesellt sich zur Mobilen Redaktion. Achim Graf ist neu in der Bezirksvertretung und wohnt seit 14 Jahren in Flingern. Die Entscheidung fürs Viertel fiel damals aufgrund der Miete. „Es gab kein Angebot mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagt er. Ein Glücksfall, er fühlt sich wohl in Flingern-Süd. Aus dem ländlichen Thüringen kommend, wo man für jeden Weg das Auto braucht, war es für ihn natürlich eine Umstellung. „Ich entscheide ganz bewusst, ob ich das Auto nehme – meist findet man ja keinen Parkplatz.“ 

Wohnen und Parken – zwei zentrale in Themen in Flingern, das merkt man an den Reaktionen der Zuhörer. Einer, der seinen Namen nicht nennt, weist auf den Rewe-Parkplatz und den von Aldi ein paar Meter weiter: „Es ist doch Platz genug da, man muss ihn nur nachts öffnen.“ Ein Problem, sagt der Bezirksvertreter, dass er gerne angehen will. Fürs Erste fällt auch ihm nur ein, das die Stadt bei Bauanträgen noch mehr auf die Schaffung von Stellplätzen achten muss. Das funktioniert seit Jahren nur bedingt, aber, sagt Graf, ohne diese Regel gebe es eben noch weniger Parkplätze.

Eine RP-Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt erst seit Kurzem im Quartier und hat mit der Tiefgarage im Living Circle vor allem ein Problem: „Sie ist seit anderthalb Jahren nicht gereinigt worden.“ Auch andere Probleme im Haus würden von der Verwaltung, die in Köln sitzt und  über ein Callcenter erreichbar sei, kaum angegangen. „Zum Fahrradkeller gelangt man nur über Stufen, vor allem Mütter mit Kindersitzen auf den Rädern tun sich schwer, die Räder da hinunterzuschleppen und gleichzeitig die Kinder im Auge zu behalten.“ Bei der Investoren-Wahl solle die Stadt doch auch darauf achten, wer sich hinterher um die Projekte kümmert, sagt die Mieterin, die ansonsten mit ihrer Wohnung und dem Viertel sehr zufrieden ist.

Christine Aschmoneit steht den Neubauprojekten ohnehin kritisch gegenüber. Zu gleichförmig, zu teuer. „Es gibt so viel Kreativität bei uns“, sagt sie und verweist auf Detroit, wo leerstehende Fabrikhallen nicht von Investoren, sondern von kreativen Menschen zu neuem Leben erweckt wurden und einen neuen Boom der Industriestadt bewirkt hätten. „Düsseldorf hat so viel Potenzial und sucht immer nach Neuem, statt das Vorhandene zu nutzen“, sagt sie und erzählt vom Hinterhof des Altbaus, in dem sie lebt.

Das Vorhandene nutzen: Schön wär’s – wenn man an den großen Schandfleck in Flingern denkt: das seit Jahren eingerüstete Haus an der Ecke Dorotheen-/Birkenstraße. Leer, dreckig, voller Tauben. Gerhard Fiege, der selbst Beamter war, kann nicht verstehen, dass die Stadt das Problem nicht beseitigt. Er erwäge die Aufsichtsbehörde einzuschalten. Ratsfrau Annelies Böcker (CDU), die auch Vize-Bezirksbürgermeisterin ist, nimmt die Verwaltung in Schutz. Sie täte  schon etwas, aber das deutsche Recht schütze das Eigentum, und solange das Haus nicht einsturzgefährdet sei oder eine sonstige gravierende Gefahr von ihm ausgehe, könne man kaum etwas tun.    

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