CDU-Politikerin Sylvia Pantel aus Düsseldorf „Mittelstandsgipfel“ bietet viel Polemik und wenig Lösungen

Analyse | Düsseldorf · Eine Veranstaltung von CDU-Politikerin Sylvia Pantel über die Probleme der Industrie brachte zwar Promis aus der Düsseldorfer Wirtschaft auf die Bühne, aber keinen Diskurs.

 Axel Drösser (Ritzenhoff), Daniel Kleine (Henkel), Karen Jung (Hakle), Jan Patrick Behmer, Ralf Backens, Fritz Vahrenholt, Sylvia Pantel (v.l.).

Axel Drösser (Ritzenhoff), Daniel Kleine (Henkel), Karen Jung (Hakle), Jan Patrick Behmer, Ralf Backens, Fritz Vahrenholt, Sylvia Pantel (v.l.).

Foto: Behmer

 Zu einem „Mittelstandsgipfel Düsseldorf“ hatte die frühere Düsseldorfer CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel am Donnerstagabend nach Hellerhof eingeladen. Das Ziel: „erstklassige Kenner des Energiethemas“ zusammenzubringen, um „Auswege aus der Misere“ zu zeigen. Tatsächlich kamen im Autohaus Hans Brandenburg hochrangige Wirtschaftsvertreter zu Wort, aber auch Fritz Vahrenholt, früherer Hamburger Umweltsenator und heutzutage bekannter Skeptiker der Klimawissenschaft.

Sylvia Pantel, die mit strittigen Thesen zum Klimawandel oder dem Islam immer wieder in die Kritik geraten ist, zeigt sich bei der gut besuchten Veranstaltung vor 120 Leuten hochgradig unzufrieden mit der aktuellen Politik. „Wir werden gerade auf allen Ebenen ruiniert“, ruft sie in den Raum. „Wir werden von ideologiegetriebenen Leuten regiert. Da müssen wir uns wehren. Oder wollen wir abwarten, bis alles kaputt ist?“ Das Publikum nickt und applaudiert.

Dann hat Vahrenholt das Wort. Eine seiner Kernthesen: Nicht das Treibhausgas CO2 lässt die Temperatur der Erde ansteigen, sondern Ozeanströmungen – die je nach Zyklus mal für wärmere, dann aber auch wieder für kältere Temperaturen sorgen würden. Dass solche Phänomene nur einen geringen Einfluss auf das globale Klima haben und eben nicht den langfristigen Trend der Erderwärmung verändern, verschweigt er.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion sitzen auch bekannte Manager aus der Stadt auf der Bühne: Daniel Kleine, Standortleiter von Henkel in Düsseldorf. Karen Jung, Marketingchefin des Toilettenpapierherstellers Hakle und Jan Patrick Behmer, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei. Daniel Kleine stellt erst einmal klar: „Ich bin der Überzeugung, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt.“ Sein Unternehmen wolle den CO2-Ausstoß senken, zum Beispiel auch mit dem Bezug von Biogas. Daraufhin wirft ihm eine Frau aus dem Publikum vor, das sei „idiotisch“, ihr Vater würde sich im Grab umdrehen. Kleine greift sich das Mikrofon, will parieren – aber Moderatorin Sylvia Pantel gibt ihm nicht das Wort.

Stattdessen erzählen seine Sitznachbarn über persönliche Erfahrungen, die gerade viele Unternehmen umtreiben. Karen Jung berichtet, warum Hakle wegen der gestiegenen Preise für Strom und Gas Insolvenz anmelden musste. „Wenn Sie täglich Verdoppelungen bei den Energiekosten haben, kann man die Preise im Einzelhandel gar nicht so schnell erhöhen.“ Bäckermeister Behmer beschreibt den bürokratischen Aufwand beim Bau einer Biogasanlage und erzählt von seinem Sohn, der ihn gefragt habe, ob sein Vater wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage bald nicht mehr backen könne. „Wenn das ein Sechsjähriger versteht, sollte das auch unser Wirtschaftsminister verstehen“, sagt Behmer. Er bekommt den lautesten Szenenapplaus des Abends.

Am Ende der Veranstaltung darf Fritz Vahrenholt noch ein Fazit ziehen. „Es gibt eine Menge Leute, die so denken wie wir“, ruft er. „Die Mobilisierung nimmt zu. Wir werden mehr!“ Wer genau „Wir“ sein soll, wird nicht klar. Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Wirtschaft berechtigte Sorgen hat, für die es aber keine einfachen Lösungen gibt. Gefehlt hat an diesem Abend jedenfalls eine stärkere Widerrede bei allzu einfacher Pauschalkritik – nicht zuletzt vonseiten der Wirtschaftsriege, die sich bei dieser Veranstaltung durch ihre Podiumspräsenz in eine politische Agenda einspannen ließ.

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