Düsseldorf Mit Musik lernen Kinder besser sprechen

Düsseldorf · Musik im Kita-Alltag (Mika) heißt ein neues Weiterbildungsangebot für Düsseldorfer Kindertagesstätten. Die Bertelsmann-Stiftung hat das Konzept entwickelt, Oper und Tonhalle wollen kooperieren.

 Seit Oktober nimmt Martina Schneider, Leiterin der Kita Fuldaer Straße, am Mika-Projekt teil. Profitieren sollen auch Mila (3, li.) und Lenia (3).

Seit Oktober nimmt Martina Schneider, Leiterin der Kita Fuldaer Straße, am Mika-Projekt teil. Profitieren sollen auch Mila (3, li.) und Lenia (3).

Foto: Andreas Bretz

Düsseldorf stellt die musikalische Früherziehung auf ein breiteres Fundament. Zu den sechs bereits vorhandenen Musik-Kindergärten im Stadtgebiet, in denen jeweils ein Musikpädagoge arbeitet, kommen in einem ersten Schritt zehn weitere Tagesstätten, in denen Erzieher besonders geschult werden. Es ist das bundesweit erste Projekt, das ein von der Bertelsmann-Stiftung entwickeltes Konzept zur Stärkung der musikalischen Bildung in die Praxis umsetzt.

Für die Weiterbildung werden die Erzieherinnen an acht Tagen komplett freigestellt. "Es geht um Kreativität, nicht darum, den Teilnehmerinnen Gitarre, Klavier, Blockflöte oder das perfekte Noten lesen beizubringen", sagt Ivonne Prante, die die Fortbildungen leitet. "Rasseln und knuddeln mit Papier kann Musik sein und auch das Schlagen der Löffel auf die Tischkante ist im Zweifel mehr als einfach nur Lärm. Genau da setzen wir an", meint Prante. Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitet sie gleich zu Beginn der Weiterbildung deren individuelle musikalische Biografie, um Hemmschwellen abzubauen.

Ermöglicht haben "Mika" die Initiatorin Hanne von Schaumann-Werder und der Förderverein Soroptimist International Düsseldorf, in dem sich Frauen in Führungspositionen engagieren. Sie spendeten für die Qualifizierung der ersten 20 Fach- und Leitungskräfte in insgesamt zehn Tagesstätten 14.000 Euro. Wie musikalische Bildung ein junges Leben verändern kann, erfuhr von Schaumann-Werder vor mehr als zwei Jahrzehnten in St. Petersburg. Dort holte sie mit anderen Engagierten 20 Kinder von der Straße, verbesserte mit Hilfe von Musik auch deren Sprachkompetenz. Am Ende profitierten 400 Jungen und Mädchen von der Initiative.

"Motorik, Rhythmusgefühl, Akustik, Sprachförderung - der positive Einfluss von Musik kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Ich freue mich, dass ein derart gelungenes Konzept zur Weiterentwicklung musikalischer Bildung in Düsseldorf an den Start geht", sagte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei der Vorstellung des Angebots im Rathaus. Das Mika-Konzept stehe im Übrigen nicht in Konkurrenz zu den Musik-Kindergärten, sondern ergänze diese. Dabei seien die Ansätze durchaus verschieden. "Während die Musik-Kitas ausgebildete Musikpädagogen beschäftigen, sind es bei Mika die Erzieher selbst, die die neuen Impulse setzen sollen", meint Hintzsche.

Stadt und Bertelsmann-Stiftung geben nicht direkt Geld in die neue Form der musikalischen Weiterbildung. "Aber für die wissenschaftliche Begleitung haben wir bis zu 8000 Euro eingeplant", sagt Anke von Hollen, Mitarbeiterin bei Bertelsmann. Rund zwei Jahre haben sich Experten der Stiftung Zeit genommen, um einen eigenen Lehrplan zu entwickeln. "Dieses Curriculum haben wir speziell auf Düsseldorf zugeschnitten, auch weil hier besondere Akteure wie die Deutsche Oper am Rhein und die Tonhalle mit im Boot sind", sagt von Hollen.

Die erste Staffel des Mika-Projekts endet 2018. Bis dahin wird Steven Bolarinwa von der Hochschule Düsseldorf wissenschaftlich überprüfen, wie die Umsetzung funktioniert. "Das Interesse der Kindertagesstätten ist groß, vielleicht schaffen wir es, weitere zehn Standorte mit Mika auszustatten. Ich bin bereits dabei, Geld zu sammeln", sagt Hanne von Schaumann-Werder und hofft, dass sich aus der Bürgerschaft weitere Unterstützer bei den Soroptimistinnen melden.

(jj)
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