Düsseldorf Mit Innovationen zur Energiewende

Düsseldorf · Seit 20 Jahren gibt es den in Düsseldorf gegründeten Ökostromanbieter Naturstrom. Anlässlich des Jubiläums blickte der Vorstand nun auf die längst nicht immer einfachen Jahre und versprach interessante Neuheiten.

 Im Windpark Scheßlitz-Königsfeld nahm Naturstrom Windräder in Betrieb. Die Anlagen erzeugen pro Jahr 13,5 Mio. kWh Windstrom, genug für etwa 4500 Haushalte. 2014 wurde die Anlage noch einmal erweitert.

Im Windpark Scheßlitz-Königsfeld nahm Naturstrom Windräder in Betrieb. Die Anlagen erzeugen pro Jahr 13,5 Mio. kWh Windstrom, genug für etwa 4500 Haushalte. 2014 wurde die Anlage noch einmal erweitert.

Foto: Naturstrom

Luftreinhalteplan, Dieselfahrverbote und Atomkraftwerk-Abschaltung - unter diesen Schlagworten wurde in den vergangenen Monaten intensiv über die Energiewende debattiert. Mit dem Düsseldorfer Unternehmen Naturstrom AG feiert nun ein Stromanbieter sein zwanzigjähriges Bestehen, der sich längst nicht mehr nur eine klimafreundliche und bürgernahe Stromversorgung auf die Fahne schreibt, sondern auch neue Wege der Energieversorgung beschreitet, obwohl das nicht immer einfach war.

"Die Anfangsjahre waren schon hart. Es gab Zeiten, in denen wir uns fragten, ob das alles gut geht", blickt Vorstandsvorsitzender Thomas E. Banning auf die Anfänge des Unternehmens zurück, das vor zwanzig Jahren auf eine besondere Weise gegründet wurde: 16 Privatpersonen, die in verschiedenen Umweltverbänden aktiv waren, hatten sich zum Ziel gesetzt, die Liberalisierung des Strommarktes zu nutzen, um einen Anbieter zu gründen, der ausschließlich auf erneuerbare Energien setzt.

Der erste bundesweit unabhängige Ökostromanbieter war geboren. Doch das Geschäft mit dem Ökostrom lief zunächst nur sehr schleppend an. "Nach der Einführung der freien Anbieterwahl fehlte es an Regulierungen", erzählt Banning. "Fast acht Jahre lange stagnierten wir bei etwa 6000 Kunden", ergänzt Vorstandsmitglied Oliver Hummel. Doch während eine gesamtgesellschaftliche Energiewende ausblieb, sorgten kritische Klimaberichte, ein gestiegenes Bewusstsein bei Teilen der Bevölkerung und auch die Katastrophe in Fukushima dafür, dass die Naturstrom AG immer mehr Kunden verzeichnete. "In einer Woche kamen so viele Kunden dazu wie davor in zehn Jahren", blickt Banning auf das Jahr 2011 zurück.

Mittlerweile hat sich das Unternehmen mit rund 220.000 privaten Ökostromkunden, 300 errichteten oder geförderten Öko-Kraftwerken in ganz Deutschland und einem Geschäftsvolumen von 310 Millionen Euro zu einer festen Größe in der Branche entwickelt. Längst ist nicht nur die Endkundenbelieferung Teil des Unternehmens, sondern auch der Bau von klimafreundlichen Stadtquartieren, die Elektromobilität mit einer eigenen deutschlandweiten E-Ladekarte für die Stationen und auch Pachtmodelle für private Solaranlagen wurden eingeführt. "Das sind alles Bereiche, in denen wir wachsen", freut sich Banning. Dennoch betont er: "Wir haben ein ernstes Interesse an der Energiewende. Das ist uns wichtiger als beispielsweise hohe Dividenden."

Sehr gut möglich ist zudem, dass die Naturstrom AG bald auch in Düsseldorf mit einem weiteren neuen Geschäftsfeld auf sich aufmerksam macht: Das Unternehmen testet in Köln zurzeit ein Verleihsystem für mit Elektrokraft angetriebene Lastenfahrräder. Bisher werde das Angebot in Köln sehr gut angenommen. "Eine Ausweitung auf die Landeshauptstadt Düsseldorf ist daher eine sehr naheliegende Idee", sagt Hummel.

Einzig in der Energieversorgung in den vergangenen Jahren konnte kein weiteres Wachstum erzielt werden. Doch genau dieser Bereich ist Schwerpunkt des Düsseldorfer Standorts in Unterrath, der mit 170 der insgesamt 360 Mitarbeiter der mit Abstand größte ist. Droht also das Streichen von Arbeitsplätzen? Hummel: "Es sind keine Streichungen geplant. Düsseldorf bleibt weiter ein zentral wichtiger Standort. Unsere Arbeit ist noch lange nicht getan."

(RP)
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