FrankenheimKino Mit der Leinwand auf Welttournee
Die Projektionsfläche des FrankenheimKinos ist weltweit gefragt. Sie gastiert neben Düsseldorf auch in Sydney, Dubai und Kapstadt. Immer an ihrer Seite: der Techniker Nils Keller. Der 26-Jährige hat sich über die Jahre ein großes Expertenwissen angeeignet.

Sydney, Kapstadt, Busan - die Stationen der Großleinwand
Rheinische Rekordhitze beeindruckt Nils Keller nicht nachhaltig. Als die weltgrößte hydraulische Leinwand für das Düsseldorfer Frankenheim-Kino im Juli aufgebaut wird und alle Mitarbeiter in kurzen Hosen und mit nacktem Oberkörper am Rheinufer schleppen und schrauben, trägt Keller eine lange Hose und ein schwarzes T-Shirt.
"35 Grad sind gerade angenehm", sagt er — aus gutem Grund. Denn der 26-Jährige ist mit der Leinwand schon an deutlich heißeren Orten gewesen: in der Wüste und im australischen Sommer. Er kennt Melbourne bei 45 Grad und Windstille.
Das Frankenheim-Kino bietet mit der 400 Quadratmeter Leinwand ein in Europa einmaliges Erlebnis, denn alle übrigen Spielorte liegen heute außerhalb des Kontinents. Auf der ganzen Welt gilt das Wissen des Schweizers Peter Hürlimann, der die Freiluft-Leinwand vor mehr als 20 Jahren entwickelte, bis heute als unerreicht. Hürlimanns Unternehmen Cinerent besitzt inzwischen vier Projektionsflächen unterschiedlicher Größe, die ständig um den Planeten reisen.
Zunächst nur ein Ferienjob
Die enge Verbindung von Nils Keller zu den Riesen-Leinwänden begann mit einem Ferienjob. Als 16-Jähriger arbeitete er in seiner Heimat in der Werkzeug-Ausgabe fürs Open-Air-Kino. Nach und nach lernte er durch die Arbeit alles über die Leinwand, inzwischen kennt er jedes Teil und geht deshalb mit der Leinwand auf Welttournee. In diesem Jahr wird er unter anderem noch nach Abu Dhabi, Dubai und zum internationalen Filmfestival ins südkoreanische Pusan reisen, wo bis zu 8000 Zuschauer vor der Leinwand sitzen. Keller: "Selbst bei diesem Festival sind wir die Hauptattraktion." Seinen Lieblings-Spielort hat Keller in diesem Jahr schon gesehen: Sydney. "Die Leinwand steht dort im Wasser. Rechts davon ist das Opernhaus zu sehen, links die Skyline der Stadt — eine unglaublich schöne Kulisse", sagt der Techniker.
Gebraucht wird Keller vor allem beim Auf- und Abbau. Er weiß, wie die Abstände zwischen den Enden der Leinwand sein müssen oder bei welchen Windverhältnissen die Techniker besser warten, bevor sie das Projektionstuch einspannen. Ähnlich wichtig ist der junge Schweizer am Ende eines Gastspiels. Die Leinwand muss richtig zusammengefaltet werden und Keller darauf achten, dass alle Teile wieder in die Container kommen. Denn so leicht wie in Düsseldorf lassen sich selten fehlende Teile mal eben besorgen. "In Australien ist schon ein Schraubendreher eine echte Herausforderung."
Die spannendste Frage ist an jedem Ort die gleiche: Fährt die Leinwand hoch oder nicht? Bisher hat Keller nur ein einziges Mal befürchtet, dass es am Premierenabend nicht klappt. Die Leinwand stand in Melbourne, der Experte war nach Sydney weitergereist, als plötzlich sein Telefon klingelte. Eine Stunde vor Beginn. Keller raste zum Flughafen und ging während dessen am Telefon alle Punkte noch einmal durch, bis seine Kollegen Dreck in einem Ventil entdeckten, das deshalb nicht mehr funktionierte. "Wir haben noch nie eine Show absagen müssen, weil die Leinwand nicht fuhr. Oben war sie immer."
Dass auch das erlebnissüchtige Dubai, in dem sonst nahezu alles möglich ist, auf "seine" Leinwand setzt, bestätigt Nils Keller in seiner These. Dennoch könnte selbst er in naher Zukunft auch außerhalb der heißen Länder ins Schwitzen geraten. "Die Anfragen sind in den letzten beiden Jahren noch einmal deutlich gestiegen. Deshalb sind wir jetzt dabei, neue Leinwände zu bauen."