Düsseldorf Mit dem Löschwagen in die Türkei

Düsseldorf · Düsseldorfer Feuerwehrmänner helfen seit vier Jahren ihren Kollegen an der Schwarzmeerküste - und fuhren sogar mit einem Feuerwehrauto 3400 Kilometer weit nach Türkeli.

Als Uwe Westphal das erste Mal die Feuerwehrstation in Türkeli sah, hatte er fast die Tränen in den Augen stehen. "Die Feuerwehrleute liefen zum Teil in Badelatschen herum, es gab nur zwei Uniformen für etwa zehn Männer. Diese waren nur unzureichend ausgebildet", erinnert er sich. Sein türkischer Arbeitskollege Sahin Kyahan hatte ihn 2010 das erste Mal mitgenommen in die Stadt am Schwarzen Meer, in der seine Familie ihre Wurzeln hat. In Düsseldorf arbeiten beide bei der Henkel-Werksfeuerwehr.

Statt Urlaub zu machen, packten die beiden in Türkeli an und gaben Seminare für die Feuerwehrmänner. "Das fing damit an, dass die Fahrzeuge falsch herum geparkt waren, so dass sie im Einsatz rückwärts heraussetzen mussten statt schnell vorwärts fahren zu können. Das Tanklöschfahrzeug konnten sie nicht richtig bedienen, da es ursprünglich aus Deutschland kam und noch niemand die Anleitungen übersetzt hatte", erzählt Westphal. "Außerdem kamen sie oft kaum aus der Ausfahrt, weil Marktstände die Zufahrt blockierten." Die Düsseldorfer merkten schnell, dass es mit einem einmaligen Hilfseinsatz nicht getan war - und bekamen Unterstützung von ihrem Arbeitgeber. Die Fritz-Henkel-Stiftung fördert mit ihrer Initiative "Miteinander im Team" (MIT) Projekte, für die sich Henkel-Mitarbeiter und Pensionäre ehrenamtlich engagieren. "Dank der MIT-Gelder konnten wir den Kollegen in der Türkei ein Jahr später unter anderem Schläuche, Leitern und Stiefel kaufen", sagt Westphal. Die größte Spende lieferte er allerdings vergangenen Sommer nach Türkeli: ein Löschfahrzeug der Werksfeuerwehr namens "Franziska", an dem bisher die Auszubildenden gelernt hatten. Mehr als 3400 Kilometer ging es unter anderem über Ungarn und Rumänien in die Türkei - fünf ereignisreiche Tage. "Ein rumänischer Zöllner wollte zum Beispiel unbedingt unser Martinshorn hören. Damit haben wir dann die schlafenden Lkw-Fahrer auf dem benachbarten Parkplatz geweckt, die wiederum aus Protest ein Hup-Konzert starteten", erzählt er lachend. Übernachtet hat die Gruppe auf Feuerwehrwachen. "Wir sind überall herzlich empfangen worden, und es war toll, Kontakte zu Kollegen aus anderen Ländern zu knüpfen."

In Türkeli selbst hat die Feuerwehr ihr neues Fahrzeug stolz auf dem Marktplatz ausgestellt - und aus "Franziska" wurde "Fatima". "Den ersten Einsatz gab es, als wir noch vor Ort waren. Fatima hat geholfen und ein Sägewerk gerettet. Wäre der Brand ein paar Tage eher gewesen, wäre der mittelständische Betrieb vielleicht ganz abgebrannt." Die Henkel-Stiftung spendete noch einmal unter anderem für Absturzsicherungen, damit Personen geborgen werden können, die mit den Autos die steilen Böschungen herabgerutscht sind.

Bald wird Uwe Westphal wieder in die Türkei fliegen - wahrscheinlich das letzte Mal als Helfer. "Die Mannschaft ist inzwischen eine der besten Feuerwehren der Schwarzmeerküste. Sie wird sich nun aus eigener Kraft weiterentwickeln können."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort