Prozess in Düsseldorf Mit Autos von Fluggästen heimlich auf Tour

Düsseldorf · Mit einem Auto-Service am Airport soll ein Ehepaar serienweise Urlauber hinters Licht geführt haben. Deren Autos sollen nämlich heimlich für Spritztouren genutzt worden sein.

Ein neues Logo für den Düsseldorfer Flughafen
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Parken, waschen, bewachen — und das zum kleinen Preis: Verlockend klang das Angebot in einem Auto-Service am Flughafen für etliche Flugreisende zwischen Oktober 2010 und August 2011. Was die Urlauber aber nicht ahnten: Während sie ihr Fahrzeug gutgläubig in die Obhut der Service-Firma gaben und sich an fernen Gestaden erholten, kutschierten Angestellte der Service-Firma mit den Kundenfahrzeugen heimlich herum.

Eins der Autos wurde bei einem Unfall sogar zerstört, mit einem anderen Wagen sollen bis zu 2000 Kilometer zurückgelegt worden sein. So steht es in der Anklage gegen das Inhaber-Ehepaar (46/40), über die seit gestern das Amtsgericht verhandelt. Frisch gewaschen sollten die Kunden ihre Autos nach der Heimkehr wieder erhalten, mussten dazu aber auch ihre Wagenschlüssel im Service-Büro abliefern.

Doch dann häuften sich die Klagen über jenen Wasch-und-Park-Service auf angeblich bewachtem Gelände. Denn einer der Firmenmitarbeiter soll in ein Kunden-Navi sogar seine eigene Wohnadresse eingegeben haben. Ein anderer Kunde glaubte nach seiner Heimkehr, dass die linke Seite seines Wagens heimlich frisch lackiert worden sei.

Und der Besitzer einer hochwertigen Audi-Limousine musste nach seinem Urlaub der Vollkaskoversicherung sogar einen Totalschaden seines Wagens melden: Ein Service-Angestellter (24) hatte sich die Limousine laut Geständnis nämlich heimlich vom Service-Hof geholt, hatte den Wagen einem Kumpan überlassen — und der fuhr das Auto kurzerhand zu Schrott. Schaden: 20 000 Euro.

Hier ließ sich eine illegale Nutzung von Kundenautos, von der jetzt die Anklage gegen das Firmen-Ehepaar ausgeht, nicht verheimlichen. Die Angeklagten gaben das aber in Kundengesprächen stets als Einzelfall aus, sprachen von "schwarzen Schafen" in ihrem Betrieb.

Die Anklage glaubt hingegen, das Ehepaar habe gleich serienweise die Nutzung der Fremd-Autos durch Mitarbeiter zugelassen. Beide bestreiten das vor Gericht. Der Mann der Firmen-Inhaberin erklärte gestern, das Service-Geschäft am Flughafen habe damals geradezu geboomt. Angeblich musste die Firma deshalb sogar auf Neben-Parkplätze ausweichen und soll Kundenfahrzeuge zeitweise sogar auf einem Supermarkt-Parkplatz abgestellt haben.

Doch etliche Kunden hätten bei Abholung ihrer Autos zu Unrecht über angeblich wesentlich höhere Kilometerstände oder über angeblich frische Kratzer im Lack geklagt. Inzwischen sei der Service in jener Firma aber verfeinert worden, jetzt würden Kundenfahrzeuge direkt bei der Übernahme penibel fotografiert, um spätere Reklamationen von Urlaubsheimkehrern auszuschließen.

Davon, dass früher einige Service-Mitarbeiter solche Fahrzeuge auch mal zum Brötchenholen oder für Privatfahrten zur Bank genutzt haben sollen, habe das angeklagte Paar aber nichts gewusst, habe solchen Missbrauch nicht mal bemerkt. Mit der Vernehmung weiterer Zeugen soll der Prozess jetzt fortgesetzt werden.

(EW/top)
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