Heiko Schneitler Mit 2200 Überstunden in Ruhestand

Düsseldorf · Der Leiter des Gesundheitsamtes, Heiko Schneitler, ist von seinem Dienstherrn überraschend vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden. Grund dafür sind 2200 Überstunden, die Schneitler während seines intensiven Einsatzes in der Zeit der Schweinegrippe angesammelt hatte.

 Heiko Schneitler und OB Dirk Elbers gemeinsam in einer Konferenz zum Thema Schweinegrippe 2009.

Heiko Schneitler und OB Dirk Elbers gemeinsam in einer Konferenz zum Thema Schweinegrippe 2009.

Foto: RP, Werner Gabriel

Seit Montagmorgen ist der Schreibtisch von Heiko Schneitler verwaist. Der gelernte Internist mit Professorentitel hatte 26 Jahre für das Gesundheitsamt gearbeitet. Im Oktober wäre Schneitler mit 65 Jahren regulär als Amtsleiter ausgeschieden.

Doch weil er einen Riesenberg von Überstunden angehäuft hat, wurde er laut einem Medienbericht von Oberbürgermeister Dirk Elbers nun vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Selbst die Mitglieder des Gesundheitsausschusses waren von der Nachricht überrascht und rätselten gestern in ihrer Sitzung, mit wem sie nun ihre Anliegen besprechen sollen.

Gespanntes Verhältnis zum OB

Aus dem Rathaus gab es dazu keine Stellungnahme. "Personalangelegenheiten sind kein Thema, das in die Öffentlichkeit gehört", erklärte ein Sprecher. Eine Ausschreibung für die freigewordene Stelle sei "wahrscheinlich noch nicht auf dem Weg". Schneitler selbst war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Die insgesamt 2200 Stunden Mehrarbeit des Mediziners waren aufgelaufen, als 2009 die Schweinegrippe ausbrach und Schneitler unermüdlich im Einsatz war, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Mit großangelegten Impfaktionen und intensiven Kontrollen am Flughafen hatte Düsseldorf bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Als "Seuchenwart vom Rhein" beschrieb damals das Nachrichtenmagazin Spiegel Schneitler.

Gerade in dieser Phase war das Verhältnis zwischen Schneitler und Oberbürgermeister Dirk Elbers nicht frei von Spannungen. Während Schneitler großflächig die Impfung propagierte, verweigerte sich Elbers vehement einer Impfung. Er verwies auf schlechte Erfahrungen in der Familie und auf den Rat von Ärzten im Bekanntenkreis. Er schütze sich nach dem Händeschütteln mit Desinfektionstüchern, so der OB.

Schneitler kritisierte Elbers offen für diese Position, pochte auf dessen Vorbildfunktion. Nebenwirkungen bei Grippeimpfungen gebe es so gut wie nicht. Zudem warnte Schneitler ihn vor zu häufigem Einsatz von Desinfektionsmitteln. Sein Dienstherr war darüber nicht amüsiert.

Da Beamten keine Überstunden ausbezahlt werden dürfen und durch den vorzeitigen Beginn des Ruhestands erst 500 Stunden abgegolten sind, bleibt die Frage, was mit den restlichen 1700 Überstunden von Schneitler passieren soll. Immerhin nahezu das Pensum eines Arbeitsjahres.

Schneitler soll wohl angeboten haben, nach dem 65. Lebensjahr weiter zu arbeiten. Das habe Elbers abgelehnt. Mit diesem Ansinnen hätte dieser zwei Jahre eher kommen sollen.

(RP)
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