Drogenersatzstoff Methadon: "Ärzte in der Pflicht"

Düsseldorf · Rund um einige Praxen, in denen der Drogenersatzstoff abgegeben wird, häufen sich die Beschwerden über Lärm und Dreck. Politiker fordern mehr Kontrolle und sprechen von einem Scheitern der Ausgabe in Düsseldorf.

 Gibt es eine Mehrheit für "Heroin auf Rezept" im Bundestag? .

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Foto: ddp

Das Methadon-Abgabeverfahren in Düsseldorf ist gescheitert. Das sagt Ratsherr Wolfgang Janetzki, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales. Verantwortlich für das Scheitern sei das "Modell Ärzteschaft", das dazu geführt habe, dass einige Praxen zu viele Methadon-Patienten annehmen und die soziale Betreuung auf der Strecke bleibt.

Es häufen sich die Beschwerden von Anwohnern dieser Praxen. Sie berichten über lärmende Gruppen, die sich erst ihre Ersatzdroge in der Praxis holen und anschließend Alkohol trinkend den Tag auf der Straße verbringen. Janetzki: "Diese Praxen sind Riesenunternehmen. Viel zu groß, um sich vernünftig um die Abhängigen kümmern zu können." Experten bestätigen, dass die Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Ärzten und den städtisch bezahlten Sozialarbeitern, die sich um die Patienten kümmern sollen, nicht funktioniert. "Die Sozialarbeiter beißen auf Granit", so ein Insider. "Sie werden einfach nicht informiert und weigern sich inzwischen, mit den Ärzten zusammenzuarbeiten."

Rund 1300 Methadon-Substituierte gibt es in der Stadt. 170 von ihnen werden von den städtischen Ambulanzen betreut, der große Rest bevorzugt niedergelassene Ärzte. Ratsfrau Annette Steller (SPD) glaubt, dass "es eben für die meisten bequemer ist, sich nur das Methadon abzuholen — und nicht weiter von einem Betreuer belästigt zu werden."

Patienten als Problemfall

Jetzt wird die Forderung nach mehr Kontrolle laut. Die Stadt kann allerdings nur an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) appellieren. "Die KV ist zuständig für die Zulassungen und den Betrieb der Methadon-Praxen", so Steller. "Auch sie weiß, dass die Betreuung nur bei den städtischen Ambulanzen klappt, aber ein kommunales Monopol wäre undenkbar. Wir haben freie Arztwahl." Deshalb will Janetzki jetzt eine alte Runde neu beleben: Stadtpolitik, Verwaltung, KV und Ärztekammer sollen gemeinsam nach Lösungen suchen — nach Jahren der "leeren Versprechungen", wie die Gesundheitspolitiker unisono betonen.

Bei den Trägern und Verbänden, die in der Drogenhilfe aktiv sind, pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass einer der niedergelassenen Methadonärzte selbst im Vorstand der KV Düsseldorf sitzt und lange Zeit Einfluss auf die Zulassung von Praxen nehmen konnte. "Es ist zumindest nicht mehr zeitgemäß", sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), "wenn sich jemand über sein eigenes Gremium selbst kontrolliert." Die Ärzte könnten ihre Verantwortung nicht "abwälzen". "Patienten können doch nicht zum Problemfall für die Kommune werden."

(RP)
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