Flughafen Düsseldorf Mehrheit der Nachbarn nimmt Fluglärm hin

Düsseldorf · Vor dem Antrag einer neuen Betriebsgenehmigung vertiefen sich die Gräben zwischen Fluglärmgegnern und Befürwortern des Flughafens. Eine Studie aus 2012 zeigt überwiegend Akzeptanz für den Airport.

Nach den Äußerungen eines Flughafen-Lobbyisten, der Fluglärm werde als Problem überschätzt, hat sich der Konflikt zwischen Befürwortern des Airports und Fluglärmgegnern verschärft. Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), hatte in einem Interview mit der Rheinischen Post gesagt: "Nur drei Prozent der Bundesbürger sagt: ,Wir werden durch Fluglärm stark oder sehr stark gestört.'

Die Zahl derer, die sich von Fluglärm belästigt fühlen, hat sich in den vergangenen zwölf Jahren mehr als halbiert. Rund 60 Prozent der Bevölkerung glauben aber, dass mindestens jeder zehnte Deutsche unter Fluglärm leidet." Die Daten stammen aus einer Umfrage des BDL. Es gebe viel weniger von Fluglärm Betroffene als angenommen.

Das ist der Düsseldorfer Flughafen bei Nacht
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Das ist der Düsseldorfer Flughafen bei Nacht

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Foto: Bretz, Andreas

Im Jahr 2012 hatte der Düsseldorfer Flughafen selbst eine Umfrage unter den Bewohnern Düsseldorfs und der Umlandgemeinden in Auftrag gegeben. Auf die Frage: "Fluglärm muss man in Kauf nehmen, wenn man die Vorteile eines Flughafens in der Region nutzen möchte", antworteten 36 Prozent der Befragten mit "stimme voll und ganz zu", weitere 35 Prozent sagten, sie würden zumindest eher zustimmen. Damit wären 71 Prozent der Umfrageteilnehmer Flughafenbefürworter. Erstaunlich bei der Umfrage waren die regionalen Unterschiede.

Ausgerechnet in Meerbusch, das wohl die meisten organisierten Fluglärmgegner als Einwohner hat und stärker als andere Nachbargemeinden unter Beeinträchtigungen leidet, sagten sogar 81 Prozent der Befragten, der Fluglärm müsse in Kauf genommen werden, wenn man die Vorteile eines Flughafens in der Region nutzen wolle. In Kaarst, Ratingen und Willich lag die Zustimmung mit 78 Prozent ebenfalls über dem Durchschnitt. Am geringsten ist demnach die Akzeptanz für den Flughafen in Mülheim, Krefeld (beide 69 Prozent) und Duisburg (64 Prozent).

Beachtenswert ist, dass umgekehrt 59 Prozent der Kaarster sich von Fluglärm in ihrer Wohnung betroffen fühlen, in Meerbusch sind es laut der Umfrage 58 Prozent. In Duisburg berichteten lediglich 15 Prozent von Fluglärm, in Krefeld waren es 21 Prozent, in Mülheim 29 Prozent. Zum Vergleich: 89 Prozent der Düsseldorfer gaben an, nie von Fluglärm betroffen zu sein.

Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins "Bürger gegen Fluglärm", gibt sich erwartungsgemäß wenig beeindruckt von den Ergebnissen der Umfrage. "Die Fragen nach der Akzeptanz sind an sich unsinnig. Selbst wenn 100 Prozent der Befragten sagen würden, man müsse den Lärm in Kauf nehmen, würde sich nichts an der Tatsache ändern, dass Lärm erwiesenermaßen gesundheitsschädlich ist", sagte Lange gestern im RP-Gespräch. Artikel zwei des Grundgesetzes garantiere körperliche Unversehrtheit. "Noch so viele Studien von IHK, Flughafen oder sonst wem ändern nichts daran, dass es unzumutbar ist, wenn ein Kind um acht ins Bett geht und vor zwölf wegen Lärm nicht einschlafen kann", so Lange.

(RP)
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