Düsseldorf Mehr Polizei gegen Drogenhändler

Düsseldorf · Bei einem Drittel aller Rauschgiftdelikte in Düsseldorf geht es um Marihuana und Haschisch. Deren Wirkstoffanteil ist so hoch, dass von "weichen" Drogen längst keine Rede mehr sein kann. 60 Mitarbeiter hat das Drogen-Dezernat inzwischen.

 Verhaftung eines deutschen Fans in Koeln.

Verhaftung eines deutschen Fans in Koeln.

Foto: DDP, AFP

3200. Drogendelikte registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. Dieses Jahr, so viel scheint sicher, werden es mehr. Und zwar nicht , weil Düsseldorf ein wachsendes Rauschgiftproblem hat, sondern weil das zuständige Kriminalkommissariat 15 so gute Arbeit leistet. Drogendelikte sind reine Kontrolldelikte — je mehr die Fahnder kontrollieren, desto höher sind die Fallzahlen. Die Aufklärungsquote übrigens auch.

Das Drogendezernat ist mit seinen rund 60 Beamten gut aufgestellt. "Wir haben von der Neuorganisation des Präsidiums profitiert. Dass mehr Polizei auf der Straße ist, ist eindeutig zu spüren", sagt Rainer Zöllner, stellvertretender Chef des Kommissariats. Präsenz zeigt auch der Ermittlungstrupp (ET) "Offene Szene".

Damit sich eine solche Szene erst gar nicht wieder etabliert, behalten die 16 Beamten der Einheit täglich in Zivil Junkies und Dealer im Blick. Vom Hauptbahnhof haben sie sie schon fast verdrängt. "Wenn da am Tag 20 Süchtige herumhängen, ist das viel", sagt Fahnder Timo Stadler. Nicht nur sein ET macht Druck. "Der OSD trägt sehr zur Entspannung bei", und auch die Präsenz der Bundespolizisten ist den Dealern unangenehm.

Trickreiche Dealer

Vor wenigen Jahren war der Drogenhandel am Hauptbahnhof in der Hand organisierter Schwarzafrikaner, die meist in ihrer Heimat gezielt für den Rauschgifthandel angeworben und als Asylbewerber hergeschickt wurden. Ihre Heimat, behaupten sie im Falle einer Festnahme, sei Sierra Leone oder Liberia — Überprüfungen der Identität kaum möglich.

Schwarzafrikanische Händler gibt es immer noch, aber inzwischen sind auch deutschstämmige Russen (vor allem im Stadtsüden) und Marokkaner (Oberbilk) im großen Stil in das Geschäft eingestiegen, übernehmen die "Stadtteilversorgung". Immer im Blick haben die Händler das Strafgesetzbuch. Deshalb sind sie meist mit sehr wenig Drogen unterwegs, bunkern ihre Ware in Verstecken, zu denen sie ihre Kunden nach dem Bezahlen schicken. So einen erwischt man nicht beim Dealen.

Höchstens sein Bargeld verrät ihn: Dealer haben oft sehr große Summen in sehr kleinen Scheinen dabei. Wenn die Beamten Drogen finden, behaupten findige Dealer, sie bräuchten den Stoff selbst. Eigenbedarf wird nämlich weniger streng bestraft als Handel. Dabei kommt es auch auf die Menge an. Vor allem jungen Leuten sei das oft nicht klar, meint Zöllner. "Die holen sich mit ein paar Leuten in Holland 50 Gramm Marihuana — das ist bei dem hohen Wirkstoffgehalt aber kein Vergehen, sondern ein Verbrechen" — das mit mindestens zwei Jahren Haft bestraft wird.

Marihuana und Hasch machen ein Drittel aller Drogendelikte aus, Tendenz steigend. "Ein großes Problem", sagt Zöllner. Der Wirkstoffgehalt dieser so genannten weichen Droge ist alles andere als weich. Hatte das Hippie-Gras der 1960er Jahre zwischen 0,5 und zehn Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), liegt der Anteil inzwischen bei 30 Prozent. Ziel der Züchter: Schneller Abhängigkeit zu erzeugen und so mehr verkaufen, das Gramm für zehn Euro. "Das Zeug ist so stark, davon wird man nicht mehr high, sondern ist direkt weg", sagt Stadler. Was er von Konsumenten weiß.

Die Abhängigen nämlich haben kein Problem mit den Ermittlern. "Sie vertrauen uns. Sie wissen, dass wir nichts von ihnen wollen. Sondern dass es uns um die Dealer geht." Stadlers Ermittlungstrupp ist übrigens der einzige, in dem die Fahnder auch Vernehmungsbeamte sind — damit Ermittlungsansätze aus Gesprächen mit Zeugen und Verdächtigen direkt in die Fahndung einfließen können.

(RP)
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