Medienkünstler plante Eröffnungsfeier Mehr Licht für Peking

Düsseldorf · Der in Düsseldorf lebende Medienkünstler Andree Verleger hat morgen seinen großen Auftritt: Er ist Teil des Teams, das die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking plant. Indes träumt er längst schon von neuen Projekten – etwa von einer Show auf der Bregenzer Seebühne.

Olympia 2008: Gigantische Generalprobe
18 Bilder

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Der in Düsseldorf lebende Medienkünstler Andree Verleger hat morgen seinen großen Auftritt: Er ist Teil des Teams, das die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking plant. Indes träumt er längst schon von neuen Projekten — etwa von einer Show auf der Bregenzer Seebühne.

Fast in Flingern, nahe dem Worringer Platz, gibt es ein Haus, in dessen Fenstern nachts ein Schwimmer ins Wasser zu springen scheint. Dann erscheinen bunte Muster, Formen, die ineinander übergehen, später sieht man einen Wasserfall. Die Bewohner nennen es ein Projektionshaus — schließlich hängen an den Fenstern Leinwände statt Gardinen, und auf die Leinwände werden die Bilder projiziert.

In diesem tagsüber unscheinbaren Haus wohnt seit eineinhalb Jahren Andree Verleger. Zumindest ab und zu. Der Medienkünstler ist viel unterwegs, zurzeit in China. Dort arbeitet er an einem prestigeträchtigen Projekt: Er ist Teil des Teams um den chinesischen Regisseur Zhang Yimou, das die morgige Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele geplant hat.

Lampenfieber, so kurz vor dem Ereignis? Nicht bei Verleger. Seine Erzählungen von der Arbeit in Fernost klingen gelassen. Wie Studenten in der Mensa säßen die 40 Teammitglieder in einem Büro. "Das ist total familiär, ich fühle mich, als sei ich schon seit zehn Jahren da." Mit der gegenwärtigen Politik von China beschäftigt er sich nicht. "Ich komme damit nicht in Berührung. Die 40 Leute, mit denen ich arbeite, sind jetzt China für mich."

Seinen Beruf beschreibt Verleger nur ungern. "Medienkünstler ist nicht falsch, das können wir nehmen." Viel lieber aber zeigt er seine Arbeiten. Gewaltige Farbspiele, die davor agierende Menschen klein wirken lassen. Dazu läuft Musik.

In den vergangenen Jahren hat Verleger vor allem in Abu Dhabi gearbeitet, zum Beispiel für das Luxushotel "Emirates Palace", das mit einem Sechs-Sterne-Status wirbt. Die Bilder, die er für das Hotel entstehen ließ, sind bunt, groß, symbolträchtig — zum Beispiel schlägt ein kleiner Mann auf einen überdimensionierten, projizierten Gong, daneben zeigen Digitaluhren einen Countdown, der Gong zerspringt.

Zu dem Luxus, dem Überfluss seiner Illusionen scheint Verleger selbst nicht ganz zu passen. Er gibt sich unkompliziert, bietet schnell das Du an, wirkt nie so arrogant, wie man es bei jemandem vermuten könnte, der viel Zeit mit Scheichs verbracht hat.

Seine Wohnung, die er uns kurz vor seiner Abreise nach Peking zeigt, ist ein wenig unaufgeräumt, es hängen Kabel von der Decke. Zu seinen Arbeitsgeräten gehört ein großer Flachbildfernseher — der auf grauen Plastikkisten aus dem Baumarkt steht. Der Fernseher zum Entspannen gegenüber der lachsfarbenen Couch ist viel bescheidener — es ist ein kleiner Röhrenfernseher. Doch auf der Couch zu sitzen und in die Röhre zu glotzen, passt ohnehin nicht zu dem quirligen 49-Jährigen. Denn er arbeitet viel, scheint ständig zu prüfen, ob er das, was er gerade erlebt, in seiner nächsten Präsentation verwenden kann. "Ich beschäftige mich im Moment viel mit kognitiver Wahrnehmung", sagt Verleger. "Also damit, was im Kopf passiert, wenn ein Bild dort ankommt." Deshalb verwendet er in seinen Präsentationen oft das Wolken-Prinzip — Bilder werden nicht fertig gezeigt, sondern entstehen auf der Leinwand. "Am Anfang ist alles frei denkbar, die Zuschauer können selbst überlegen, wie ein Bild sich weiter entwickelt. Dann ist ihre Aufmerksamkeit größer."

Vielleicht doch ein wenig Lampenfieber? Nein. Gespannt sei er, das ja, aber mehr wirklich nicht. Denn Verleger träumt längst vom nächsten Projekt — er würde gerne für Kinder arbeiten oder eine umweltfreundliche Show machen, und eine auf der Bregenz-Bühne, "die liegt mitten in einem See".

(RP)
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