Behinderte und nicht behinderte Kinder Mehr gemeinsamer Unterricht

Düsseldorf · An vier weiteren Grundschulen sollen nach den Sommerferien behinderte Kinder unterrichtet werden. Lehrer von Förderschulen arbeiten dazu mit den Grundschulen zusammen. Einen städtischen Plan zur Inklusion gibt es nicht.

 Andrea Ziehsler von der Christophorus-Grundschule: „Wir überlegen, wie wir die Kindern fördern können.“

Andrea Ziehsler von der Christophorus-Grundschule: „Wir überlegen, wie wir die Kindern fördern können.“

Foto: Andreas Bretz

Die Schullandschaft in der Stadt verändert sich weiter. Nach den Sommerferien sollen vier weitere Grundschulen Kinder mit Behinderung unterrichten. Bereits jetzt gibt es in Düsseldorf Grundschulen und weiterführende Schulen, die behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen unterrichten. Inklusion - so der Fachbegriff - bedeutet, dass nicht zwischen Schülern mit und ohne Behinderung unterschieden wird; jedes Kind soll in seinen Schwächen und Stärken individuell gefördert werden.

Die vier Grundschulen haben dazu jeweils einen Förderschullehrer eingestellt. Die Stellen wurden vom Schulamt auf die Schulen verteilt. "Unser Ziel ist es, das ganze Stadtgebiet abzudecken", sagt Ursula Natrop vom Schulamt. Teilweise gab es an den Schulen schon Kinder mit Förderbedarf, teilweise habe es Anfragen aus dem Wohnumfeld gegeben. "Diese vier Grundschulen bereiten mit uns den Weg zur Inklusion", sagt Natrop.

Wie die vier Schulen eine Inklusion umsetzen, bleibt ihnen überlassen. "Wir werden mit der neuen Förderschullehrerin überlegen, wie wir die Kinder fördern, was sie brauchen und wie wir das umsetzen", sagt Schulleiterin Andrea Ziehsler von der Christophorus-Grundschule. Zwar werde man die behinderten Kinder nicht aus den Klassen nehmen und allein unterrichten; man könne aber auch nicht "nur noch Klassen mit 10 Schülern bilden. Dazu fehlen uns die Lehrer", sagt Ziehsler. "Es gibt noch viele unbekannte Größen, die sich hoffentlich bis zu den Ferien klären."

Pilotprojekte in den Stadtteilen

Einen Inklusionsplan von der Stadt gibt es bisher nicht. "Wir haben unsere Planung bis zum möglichen Punkt vorangetrieben", sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche. "Jetzt müssen wir den Inklusionsplan der Landesregierung abwarten." Der soll unter anderem Aufschluss darüber geben, wie das Schüler-Lehrer-Verhältnis aussieht. Die Stadt Köln will, unabhängig vom Plan der Landesregierung, bis Mitte 2012 einen Inklusionsplan aufstellen.

In Düsseldorf berät der "Qualitätszirkel Inklusion" die Stadt bei der Umsetzung. Dort werden unter anderem Pilotprojekte in Stadtteilen entwickelt. Unter dem Namen "Inklusiver Düsseldorfer Süden" kooperiert die Alfred-Herrhausen-Förderschule mit der Willi-Fährmann-Grundschule. "Nach den Sommerferien gibt es eine inklusive Ganztagsklasse", sagt Peter Zerfaß, Schulleiter der Alfred-Herrhausen-Schule. Neun Kinder mit Behinderung werden gemeinsam mit zwölf Kindern ohne Behinderung unterrichtet. Neben einem Grundschul- und Förderschullehrer arbeiten auch Erzieher und Psychologen an dem Projekt mit. "Wir haben schon jetzt mehr Anfragen als Plätze", sagt Zerfaß.

Im nächsten Schuljahr gibt es laut Stadt 150 zusätzliche Plätze für behinderte Kinder an den Grundschulen und 60 Plätze mehr an den weiterführenden Schulen. Ob die Schüler gemeinsamen Unterricht bekommen oder einzeln integriert werden, entscheiden die Schulen.

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