Interview "Mehr Geld in den Profisport stecken"

Düsseldorf · Der Eishockey-Mannschaft DEG fehlt ein Hauptsponsor für die nächste Saison, die Handballer der HSG mussten Insolvenz anmelden. Oberbürgermeister Dirk Elbers hat erklärt, die Stadt könne nicht mit zusätzlichem Geld helfen. Über die Finanzprobleme und mögliche Lösungen sprach RP-Redakteur Christian Herrendorf mit der Vorsitzenden des Sportausschusses, Monika Lehmhaus (FDP).

Wenn der DEG im Frühjahr 300 000 oder 5000 000 Euro fehlen, um weiter in der Deutschen Eishockey Liga zu spielen, was unternimmt die Stadt dann?

Monika Lehmhaus Der neue Vorstand der DEG hat gesagt, dass er Sponsoren hat. Ich vertraue darauf, dass sie das Geld zusammenbringen.

Andernfalls würden Sie die DEG in die Oberliga absteigen lassen?

Lehmhaus Je nach Höhe der Lücke würde die Stadt flankierende Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel einen Runden Tisch der Sponsoren einberufen. Entscheidend ist das Konzept, das der Vorstand vorlegt. Er muss zeigen, wie man mehr Zuschauer in den ISS Dome holt, die Marke DEG positioniert und die DEG-Spiele zu Erlebnissen macht.

Warum sträubt sich die Stadt so, dem Verein zu helfen, etwa über städtische Töchter als Sponsoren?

Lehmhaus Im Moment ist das nicht möglich, weil der Haushalt verabschiedet und das Geld verteilt ist. Langfristig muss die Stadt sich entscheiden, mehr Geld in den Profisport zu stecken. Im Haushalt ist der Wert des Profisports noch nicht entsprechend abgebildet.

Welchen Wert hat der Profisport?

Lehmhaus Der Profisport ist ein wichtiger weicher Standortfaktor. Unternehmen, die in eine Stadt ziehen wollen, beachten genau, wie das Freizeitangebot — und dazu zählt auch der Profisport — in einer Stadt aussieht. Zudem sind die Profisportler Botschafter der Marke Düsseldorf, wo immer sie in Deutschland auftreten.

Warum können Sie Unternehmer nicht von diesem Wert überzeugen?

Lehmhaus Das Problem ist, dass es in Deutschland nicht so viele neue Marken gibt, die darauf angewiesen sind, über den Sport ihre Zielgruppen zu erschließen. Die Unternehmen denken vor allem daran, wie sich ihr Sponsoring bezahlt macht, das heißt, wie oft ihre Marke in den Medien auftaucht.

Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Lehmhaus Ich möchte Unternehmern und Privatpersonen das amerikanische Modell ans Herz legen. Dort gehört es zum guten Ton, einen Business Seat zu kaufen und sich als Sponsoren zu engagieren, um so etwas für den Sport und die Stadt zu tun. Auch wenn Eishockey, Basketball und Handball nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auftauchen, sollte der Sport es uns wert sein, in ihn zu investieren — so wie auch in die Kultur.

Warum begnügt sich die Stadt nicht mit dem Verein, der auf dem freien Markt besteht: Fortuna?

Lehmhaus Weil Sport mehr ist als Fußball. Wir brauchen auch Profivereine wie die HSG, die Basketballer der Giants oder die Tischtennisspieler von Borussia.

(RP/anch)
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