Freizeit in Düsseldorf Mehr Geld für Urdenbacher Kämpe

Düsseldorf · Die Urdenbacher Kämpe beherbergen Naturschätze von europaweiter Bedeutung. In den nächsten Jahren soll der sanfte Naturtourismus dort ausgebaut werden. Die Besucher sollen die Natur besser kennen und schätzen lernen.

Wer aus dem Getümmel der Düsseldorfer Großstadt Richtung Süden fährt und dann den Ortausgang von Urdenbach passiert, der ist schon bald umgeben von einer tief verschneiten Naturlandschaft: der Urdenbacher Kämpe. Weite Fläche lassen das Auge zur Ruhe kommen. Auf der anderen Seite zum Rhein hin prägen Obstbäume und Kopfweiden auf ausgedehnten Weideflächen das Bild. Und dann, etwa auf halbem Wege nach Baumberg, erinnert das ehemalige Römerkastell Haus Bürgel daran, dass hier schon vor 2000 Jahren Menschen gelebt haben.

Auch wenn man nur mit dem Auto durch diese Auenlandschaft hindurchfährt, spürt man sofort: Dies ist ein besonderer Ort. "Wir haben hier Naturschätze, die von europäischer Bedeutung sind", sagt Elke Löpke, Geschäftsführerin von der Biologischen Station, die in Haus Bürgel untergebracht ist. Ein Grund für die außergewöhnliche natürliche Vielfalt ist die Tatsache, dass die Kämpe eine der letzten nicht eingedeichten Auenlandschaften sind. Die bei Hochwasser häufig überschwemmten Wiesen bieten Raum für seltene Pflanzenarten. Aber auch vom Aussterben bedrohte Tiere wie der Kammolch oder der kleine Wasserfrosch haben dort ihre Heimat. Seltene Vögel wie Eisvogel, Pirol, Steinkauz oder Schwarzmilan bauen in der Kämpe ihr Nest und suchen nach Nahrung. Die Aufgabe der Biologischen Station ist es, diese Naturschätze zu bewahren. Aber eine andere Aufgabe ist es auch, den Menschen, die dort Erholung vom Alltag suchen, diese Naturschätze und ihr Zusammenspiel zu vermitteln.

Um dies künftig stärker als bisher und mit moderneren Mitteln tun zu können, hatte die Biologische Station sich mit ihrem Konzept "Auenblicke" an dem Tourismuswettbewerbs "Erlebnis.NRW" des Umweltministeriums beworben. Als einer der Gewinner kann die Biologische Station nun eine Förderung von 2,1 Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln beantragen. Umgesetzt wird das Konzept dann in der Zeit von 2012 bis 2014. Auf einer insgesamt 50 Kilometer langen Auenradroute sollen die Besucher dann die Rheinbögen von Himmelgeister über den Zonser Grind und die Urdenbacher Kämpe bis zum Monheimer Rheinbogen durchqueren können. Dabei mit eingeplant sind auch drei Fährverbindungen, wobei die alte Piwipper Verbindung von Monheim nach Dormagen erst noch aktiviert werden soll.

Über die Besonderheiten der Landschaft sollen nicht nur Tafeln am Wegesrand informieren. Mit internetfähigen Handys können die Besucher beispielsweise das Bild des Pirols fotografieren und sich dann den Gesang des Vogels anhören können, um ihn dann in der Natur wieder zuerkennen können. Zu interessanten Punkten in der Aue können die Besucher dann auch über das Navigationssatelittensystem GPS geleitet werden. Um einen schönen Blick über die weite Landschaft zu bekommen, soll zu diesem Zweck ein Rodelhügel in Hellerhof zu einem Aussichtspunkt aufgeschüttet werden. Entlang des Urdenbacher Altrheins sollen eingelassene Fußspuren von Graureiher und anderen großen Vögeln auf die Tiere aufmerksam machen und für Gesprächsstoff sorgen.

Denn was Elke Löpke und ihr Team von der Biologischen Station bei Führungen immer merken: Nur die älteren Menschen wissen noch über früher selbstverständliches Wissen Bescheid — beispielsweise, dass man Löwenzahn essen kann oder wann die Kirschen reif sind. Gehen diese Zusammenhänge verloren, haben es Naturlandschaften wie die Urdenbacher Kämpe es schwer, zu überleben.

"Wer statt eines argentischen Steaks das Fleisch eines Rinds aus den Kämpen kauft, der sorgt dafür, dass der heimische Bauer überleben kann", sagt Elke Löpke. Denn dieser sorgt mit seinen Tieren dafür, dass die Weiden kurzgehalten werden. Ein Kreislauf. Mit gutem Erfolg wirbt die Biologische Station bereits für ihre Produkte. Die Gaststätte "Extratour" an der Urdenbacher Dorfstraße verkauft Apfelsaft aus der Kämpe und schenkt Bürgeler Apfelbrand aus.

Beim Frischobst-Verkauf zu Erntedank verkaufte die Biologische Station innerhalb von drei Stunden 500 Kilo Äpfel alter regionaler Sorten wie dem Kaiser-Wilhelm-Apfel. 200 Kilo davon sicherte sich allein der Chef des Interconti Hotels, dessen Koch für Kompott die alten Sorten bevorzugt. "Wir retten so noch nicht die Welt", weiß Elke Löpke, "aber wenn die Leute nach der Radroute demnächst Gemüse auf dem Bauernmarkt kaufen, hat sich das Projekt zehnmal gelohnt."

(RP)
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