Schwerpunkt Altstadt Mehr als nur eine warme Mahlzeit

Düsseldorf · Die Armenküche am Burgplatz bietet täglich mehr als 120 Menschen ein Essen. Doch es passiert einiges mehr hinter der grünen Tür neben dem Rathaus: So helfen die Mitarbeiter bei Problemen, und sie geben armen Menschen eine Stimme.

 Helfen in der Armenküche (v.l.): Christine Das Gupta mit Sozialarbeiterin Marion Gather und Nancy Sies sowie Anne Helmes.

Helfen in der Armenküche (v.l.): Christine Das Gupta mit Sozialarbeiterin Marion Gather und Nancy Sies sowie Anne Helmes.

Foto: Endermann, Andreas

Heute gibt es Bohneneintopf mit Hackfleisch, Zwiebeln und Kartoffeln. Außerdem stehen noch ein paar Leckereien im Flur der Altstadt-Armenküche, Spenden natürlich. In der eigentlichen Küche duftet es schon, allerdings gibt es ein Problem mit der neuen Spülmaschine, von der man noch nicht so genau weiß, wie sie funktioniert, aber irgendwer kennt sich dann doch aus. Heute hat tatsächlich eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer das Kochen übernommen, was ungewöhnlich ist, sagt Marion Gather.

Die Sozialarbeiterin macht neben ihrer eigentlichen Aufgabe auch die Öffentlichkeitsarbeit für die Armenküche. Doch so gesehen gehört die Öffentlichkeitsarbeit ja auch zum Aufgabenfeld von Marion Gather, denn die Armenküche in der Altstadt bietet mehr als nur jedem, der zwischen 12.30 Uhr und 14.30 Uhr kommt, ein warmes Essen hinzustellen. Zum Aufgabenfeld gehört nämlich neben der Sozialarbeit, die konkret Menschen in Not hilft, auch Lobbyarbeit für arme Menschen, "von denen es immer noch mehr gibt, als man denkt", sagt Gather. Da wird es auch oft politisch, etwa wenn sich die Armenküche für billigen Wohnraum starkmacht.

Doch das Mittagessen ist die Basis von allem. 60 Ehren- und drei Hauptamtliche sorgen für 120 Essen am Tag. Ein "niedrigschwelliges Angebot" nennt man im Duktus der Sozialarbeit, soll heißen: Hier werden keine großen Ansprüche an die Menschen gestellt, Schwellenangst soll erst gar nicht auftreten, zumal das Essen 50 Cent kostet, was natürlich nicht kostendeckend ist, aber ein anderes Gefühl vermittelt, als wenn es umsonst wäre. Die Menschen sind keine Almosenempfänger hier. Sie sind Gäste, die mit Respekt und Würde behandelt werden.

1992 begann das Experiment Armenküche. Eine Handvoll Menschen traf sich mit dem Pfarrer von St. Andreas, Dominikanerpater Emmanuel Renz, und überlegte, was für die zunehmende Zahl Hungriger auf den Altstadt-Straßen getan werden könnte. In den provisorischen Räumen der Ursulinen kochte man die ersten Mahlzeiten. Bereits im folgenden Jahr aber musste die Armenküche umziehen. Neue Räume fanden sich im Rathauskomplex, hinter dem großen grünen Tor am Burgplatz. Träger der Armenküche ist ein kleiner Verein, der als gemeinnützig und mildtätig anerkannt ist. Die Mitglieder sind ausschließlich Ehrenamtliche.

Gegen 11.30 Uhr kommen die ersten Gäste an den Burgplatz, oft finden dann auch die ersten Beratungsgespräche statt. Dabei gilt es für Frau Gather und ihren Kollegen Holger Kirchhöfer akute Notsituationen zu beheben, aber auch eine Perspektive aufzuzeigen. Dabei helfen sie, wenn es gilt, Dokumente zu besorgen, Anträge zu stellen oder nur einen Platz zum Schlafen für die Nacht zu finden.

Mühsam sei das manchmal, sagt Kirchhöfer, zumal viele Menschen, die auf der Straße lebten, auch noch psychische Probleme haben oder traumatisiert vom Umgang mit Ämtern sind. So sei es besonders schwierig, die richtige Balance zu halten. "Wir wollen ja niemanden verschrecken, was leicht passieren kann, wenn man zu viel Druck macht", sagt Kirchhöfer.

(RP)
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