Düsseldorf Mehr als 1600 offene Lehrstellen

Düsseldorf · Obwohl das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, sind noch viele Lehrstellen frei. Um Bewerber und Firmen zusammen zu bringen, hat die IHK eine spezielle Hotline eingerichtet. Davon profitieren die Bewerber, aber auch die Betriebe, die immer stärker um Nachwuchs werben müssen.

Mit dem Ausbildungsplatz bei einem Inkasso-Büro hatte Anna-Katharina Westphal fest gerechnet. Nach ihrem zehnmonatigen Praktikum sollte der Vertrag nur noch Formsache sein. Dann konnte oder wollte ihr das Unternehmen doch kein Angebot machen, und die 21-Jährige aus Flingern war kurz vor dem neuen Ausbildungsjahr ohne Job. Dass sie nächsten Montag nun doch eine Lehrstelle als Kauffrau für Bürokommunikation anfangen kann, hat Anna-Katharina ihrer Eigeninitiative zu verdanken. Direkt nach der Absage hat sie sich nach Alternativen umgesehen und die Ausbildungs-Hotline der IHK gewählt, die kurzfristig Lehrstellen zwischen Bewerbern und suchenden Betrieben vermittelt.

Den Weg über die Hotline empfiehlt der stellvertretende Geschäftsführer der IHK, Norbert Woehlke, allen Schulabsolventen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben. Denn die Chancen der Bewerber, auch jetzt noch einen passenden Platz zu finden, sind gut. Mehr als 1600 Plätze verzeichnet die Agentur für Arbeit derzeit in der Region Düsseldorf. "Die Bereitschaft auszubilden, ist bei den Unternehmen unverändert groß", sagt Peter Helbwig, Bereichsleiter für Ausbildungsfragen bei der Agentur.

Mit der Zahl der abgeschlossenen Verträge hält sich der Ausbildungsmarkt etwa auf Vorjahresniveau. 1300 Jugendliche suchen über die Agentur für Arbeit noch eine Stelle. Bis auf wenige Ausnahmen werden erfahrungsgemäß bis spätestens Dezember alle einen Betrieb finden, sagt Helbwig.

Anderthalb Stellen pro Bewerber

Dennoch appellieren die Experten an die Absolventen, bei ihrer Wahl offener für unbekannte und kleinere Arbeitgeber zu sein und mehr Bewerbungen zu schreiben. Bei statistisch anderthalb Ausbildungsplätzen pro Bewerber haben sie in Düsseldorf die große Auswahl. Viele würden jedoch einseitig nur große und bekannte Unternehmen sowie populäre Berufe bevorzugen. "Dabei haben kleinere Betriebe die Möglichkeit, sich intensiver um ihren Nachwuchs zu kümmern", so IHK-Fachmann Woehlke.

Andererseits sind auch die Unternehmen in der Pflicht, den jungen Leuten ihre Stellenangebote schmackhaft zu machen. Denn aus einem Markt um die Stellen entwickelt sich bereits seit einiger Zeit ein Markt um die Absolventen. Die Firmen werben mit einer hochwertigen Ausbildung — aber auch immer stärker mit Extras wie Monatstickets für Bus und Bahn, vermögenswirksame Leistungen oder Notebooks. Bei der angehenden Kauffrau Anna-Katharina war das nicht nötig: "Ich bin einfach nur froh, dass ich jetzt meine Zukunftspläne realisieren kann."

(RP)
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