Düsseldorf Medici-Chefs wehren sich gegen Vorwürfe

Düsseldorf · Die Vorstände der Firma Derag, die das neue de-Medici-Hotel betreibt, bestreiten, Handwerker durch Nichtzahlen von Rechnungen in die Insolvenz getrieben zu haben. Ein Handwerker soll statt Blattgold heimlich Kupfer verarbeitet haben.

 Die Derag-Vorstände Heinz Mayer (v.l.) und Max Schlereth im Gespräch mit den RP-Redakteuren Thorsten Breitkopf und Hans Onkelbach.

Die Derag-Vorstände Heinz Mayer (v.l.) und Max Schlereth im Gespräch mit den RP-Redakteuren Thorsten Breitkopf und Hans Onkelbach.

Foto: A. Endermann

Nach harten Vorwürfen diverser Handwerker gegen die Bauherren des neuen Medici melden sich jetzt die Chefs des Betreiberkonzerns Derag zu Wort. So beteuert Derag-Vorstand Heinz Mayer, dass seine Firma keine Schuld an den Insolvenzen von vier Handwerksbetrieben trage, die auf der Baustelle des de Medici arbeiteten, und deren Rechnungen nicht bezahlt wurden. So habe die insolvente KLS Deutschland GmbH, die Natursandsteinarbeiten erledigt, lediglich eine Forderung von unter 700 Euro gestellt. Auch zwei weitere Firmen hätten nur Ausstände von unter 10 000 Euro. "Solche Summen führen nicht zu einer Insolvenz, da müssen auch andere Gründe mitspielen", sagte Mayer jetzt im Interview mit der Rheinischen Post. Lediglich die Firma Selecta (Türelemente) habe mit 400 000 Euro eine nennenswerte Forderung. "Deren Insolvenz ist aber nicht Folge unserer ausgebliebenen Zahlung, sondern einer anderen, vorangegangenen", sagt Derag-Vorstand Max Schlereth. Er ist Mitglied der Eigentümerfamilie von Derag. Doch warum zahlte Derag nicht? "Den Forderungen standen Gegenforderungen unsererseits in größerer Höhe gegenüber."

 Blick in ein Zimmer des neuen Hotels de Medici an der Düsseldorfer Mühlenstraße. Die Eröffnung fand erst vor wenigen Wochen statt. Die Bauarbeiten hatten sich mehrfach verzögert.

Blick in ein Zimmer des neuen Hotels de Medici an der Düsseldorfer Mühlenstraße. Die Eröffnung fand erst vor wenigen Wochen statt. Die Bauarbeiten hatten sich mehrfach verzögert.

Foto: Andreas Bretz

Die Zahl der strittigen Rechnungen halten die beiden Manager nicht für herausragend hoch. "Von den 50 Millionen Euro der Bausumme sind lediglich 1,1 Millionen Euro strittig", sagt Schlereth. Das sei eine bei solchen Baustellen nicht unübliche Quote.

In mehreren Klagen fordern verschiedene Handwerker den Hoteleigner und Betreiber auf, die offenen Rechnungen zu begleichen. Sie sagen, es gehe um rund fünf Millionen Euro. Die Nachricht von dem Streit um offene Rechnungen wurde ausgerechnet am Tag vor der glamourösen Eröffnung des Hotels an der Mühlenstraße bekannt.

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Die Vorwürfe des Kunstmalers Hermann-Josef Schubert über ausbleibende Zahlungen des de-Medici-Betreibers, wollen die Derag-Manager ebenfalls nicht gelten lassen. Schubert sagt, obwohl es bei der Endabnahme keinerlei Beanstandungen gegeben habe, wurden trotz mehrfacher Aufforderung Rechnungen in Höhe von 40 000 Euro nicht beglichen. Derag-Chef Heinz Mayer aber bestreitet das und erhebt selbst Vorwürfe. "Der von Herrn Schubert gemalte Tutenchamun im Wellness-Bereich ist gar nicht bestellt worden, sondern wurde aus freien Stücken von dem Künstler gemalt", sagt Mayer. Ein weiterer Vorwurf: "Anstatt Blattgold, wie vereinbart, hat Schubert Kupfer verwendet, und dennoch Gold in Rechnung gestellt", so Mayer. Dennoch wolle man nicht rechtlich gegen den Kunsthandwerker vorgehen, das gelte für alle Kleinbetriebe. Schubert war gestern Nachmittag telefonisch nicht erreichbar, um zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Die Schuld an den Verzögerungen beim Bau - und damit auch die Verkomplizierung in der Zusammenarbeit mit den Bauhandwerkern - sehen Mayer und Schlereth bei der Schweizer Firma Cofely. Das Unternehmen sollte die Haustechnik einbauen. "Eigentlich sollten die Arbeiten 2012 abgeschlossen sein, doch der Termin musste diverse Male verschoben werden, weil die Firma zu wenige Handwerker vor Ort einsetzte. Cofely weist diese Vorwürfe zurück und sagt, dass bestimmte Vorleistungen nicht erbracht worden seien. So erkläre sich die Verzögerung. Der Streit ist vor Gericht. Derag-Vorstand Mayer will Schadenersatz einklagen.

(RP)
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