Kurzkritik Matthew E. White zitiert Neil Young

Düsseldorf · Eigentlich ist Matthew E. Whites musikalisches Konzept das der gebändigten Opulenz. Sein Debütalbum "Big Inner" von 2012 ist spannend, weil komplexe Bandarrangements, an denen bis zu 30 Musiker beteiligt sind, trotzdem gedämpft, gebändigt, nie überladen klingen. Mit dem Zweitling "Fresh Blood" im Gepäck ist Matthew E. White gerade auf Tour, auch als Gast im Zakk.

Um der kleinen Bühne im Zakk gerecht zu werden, hat Matthew E. White sein Konzept geschrumpft. Der schwere, bärtige, langhaarige Amerikaner tritt mit einer E-Gitarre an, sein einziger Mitmusiker Alan Parker spielt ebenfalls eine - und wechselt manchmal an die Pedal Steel. Was dabei herauskommt, erinnert eher an Country- und Westcoast-Gitarren-Rock. White steht auf einmal in einer Reihe mit großen elektrischen Epikern wie Jerry Garcia von "The Greatful Dead" oder Neil Young, den er mit "Are You Ready For The Country" zitiert.

Was bleibt, ist das Gefühl einer gezähmten Urgewalt: White und Parker können wunderbar ausbrechen und die komplexen Harmonien in fette Riffs und beißende Soli übersetzen. Doch meistens gehen sie vorsichtig mit ihren Instrumenten um, bauen Spannung auf, versuchen sie bis zur letzten Sekunde zu halten. Matthew E. Whites Gesang ist ein Wispern oder Flüstern. Die Stimme scheint schwer kontrollierbar, manchmal geht sie ganz unter. Die Spannung im Konzert flacht irgendwann ab. Man hätte sich gewünscht, dass White mehr Mitglieder seiner Studioband präsentiert.

(RP)
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