Waldorfschule in Gerresheim Masern: jetzt schon 19 Fälle

Düsseldorf · Noch immer sind mehr als die Hälfte aller Schüler der Waldorfschule in Gerresheim ohne Impfschutz. Für Eltern von Erkrankten wurden erste Betätigungsverbote ausgesprochen. Die Schule hat den Ernst der Lage offenbar erkannt.

 Die Waldorfschule im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim. Deutschlandweit bestehen 206 dieser Schulen in freier Trägerschaft.

Die Waldorfschule im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim. Deutschlandweit bestehen 206 dieser Schulen in freier Trägerschaft.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Die Zahl der Masern-Erkrankten an der Freien Waldorfschule/Rudolf-Steiner-Schule in Gerresheim ist rapide angestiegen. Heiko Schneitler, Leiter des Gesundheitsamtes, sprach gestern von nunmehr 19 Erkrankten sowie sechs weiteren an einer Grundschule in Mettmann. Die Waldorfschule hingegen nannte neun Fälle, bei weiteren elf Kindern bestehe ein Krankheitsverdacht. "Es ist aber natürlich davon auszugehen, dass sich diese Verdachtsfälle auch noch als Masern bestätigen werden", so Vorstandsmitglied Franz Glaw.

Überwiegend seien die Fälle in der dritten Klasse aufgetreten, in der die Krankheit vergangene Woche auch ausgebrochen war. "Die Infizierten aus den anderen Klassen sind zumeist Geschwister", so Glaw. Die Vorsichtsmaßnahmen, etwa die strikten Impfpasskontrollen, hätten Wirkung gezeigt, Neuinfektionen seien ihm nicht bekannt.

Die Kooperation mit der Schulleitung sei vorbildlich, bestätigt das Amt. Es gebe jedoch noch immer zu viele Eltern, die die natürliche Immunität vorzögen. Ein gefährlicher Irrglaube, meint Schneitler: "Und nicht nur deswegen, weil eine Masernerkrankung im Gegensatz zu einer Impfung für Wochen eine Resistenzschwäche hinterlässt. Impfen nützt, Impfen schützt."

178 der 467 Schüler (38 Prozent) seien geimpft, weitere 26 (sechs Prozent) hätten die Masern bereits gehabt, so Franz Glaw. Bei den übrigen 263 (56 Prozent) fehle bisher ein Nachweis - sie müssen dem Unterricht fernbleiben. Darunter seien einige, deren Testergebnisse noch ausstehen: "Nicht alle sind Impfgegner." Viele Eltern differenzierten zudem nach Alter und Gesamtkonstitution ihrer Kinder, in den oberen Klassen sei die Impfmoral etwa höher als in den unteren. Trotz alledem ist davon auszugehen, dass mehr als die Hälfte aller Schüler nach wie vor ungeschützt ist.

Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, verfolgt das Gesundheitsamt eine Politik der Isolation. Geschwister von Infizierten dürfen nicht zur Schule komme. Zudem wurden auch bereits erste Betätigungsverbote für Eltern Infizierter ausgesprochen, die in sensiblen Berufsfeldern tätig sind, etwa in Krankenhäusern. "Werden die Vorgaben eingehalten, ebbt die Welle irgendwann ab", so Schneitler. "Werden sie gebrochen, schreitet das Ordnungsamt ein."

Das komplette Ausmaß der Infektionswelle werde man erst nächste Woche absehen können. Mittlerweile gehe das Amt von der längsten Inkubationszeit von 18 Tagen aus - das bedeutet, dass Ungeimpfte erst ab dem 19. Juni das Schulgelände wieder betreten dürfen und bis dahin auch sämtliche Schulveranstaltungen abgesagt sind. "Auch die ausstehenden Abiturprüfungen werden isoliert abgehalten werden müssen", so Schneitler.

Die Schule scheint den Ernst der Lage unterdessen erkannt zu haben. "Wir wollen Anfang des neuen Schuljahrs Referenten einladen, um die Impfthematik von den verschiedensten Seiten aus zu beleuchten", so Glaw.

(RP)
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