Düsseldorfer Künstler Markus Lüpertz und seine Rotlicht-Affäre

Düsseldorf · Die Theorie der Existenz von Paralleluniversen ist einen guten Schritt vorangekommen. An der Kreuzung, an der aus der Ratinger Straße die Heinrich-Heine-Allee wird und wo das Lärmen der Altstadt Schritt für Schritt den gediegenen Klängen des Hofgartens weicht, hat sich die dazugehörige Geschichte abgespielt.

Markus Lüpertz gibt gern den exzentrischen Malerfürsten
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Markus Lüpertz gibt gern den exzentrischen Malerfürsten

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Foto: ddp

Den früheren Rektor der Kunstakademie, Markus Lüpertz, drängte es dort anscheinend etwas zu sehr dem Hofgarten und seinem Atelier im Ratinger Tor zu — und schon nahm das Unheil derartig seinen Lauf, dass nun diverse (schon erstattete und noch angedrohte) Strafanzeigen in der Welt sind.

Polizeipräsident Herbert Schenkelberg musste die Welt der Kriminalitätsbekämpfung zeitweilig verlassen und sich in die Niederungen der Ordnungswidrigkeiten begeben.

Das war passiert: Lüpertz hatte die erwähnte Kreuzung passiert, obwohl die Ampel noch Rot zeigte und war von einer Polizistin dabei beobachtet worden. Danach gabeln sich die Wege der Wirklichkeit.

Im Polizeibericht (in dem beharrlich, ausschließlich und ordnungsgemäß von einem 72-jährigen Fußgänger die Rede ist) heißt es wie folgt: Die Polizistin habe den 72-jährigen Fußgänger über sein Fehlverhalten aufklären, ihn gebührenpflichtig verwarnen und deshalb zum Anhalten bewegen wollen. Dazu legte sie dem 72-jährigen Fußgänger "nach mehrfacher mündlicher Aufforderung" die Hand auf die Schulter. Der 72-jährige Fußgänger drehte sich ruckartig um und drückte den Arm der Beamtin weg.

Die Polizistin, die alleine unterwegs war, rief Kollegen herbei, die den 72-jährigen Fußgänger ebenfalls als recht unkooperativ erlebten. "Wegen seiner aggressiven Haltung und der vorausgegangenen körperlichen Gegenwehr", legten die Beamten dem 72-jährigen Fußgänger Handfesseln an. Dann konnten sie einen Ausweis bei ihm finden, seine Personalien feststellen und ihn verwarnen. Neben der erwähnten Anzeige wegen des Rotlichtverstoßes erstatteten die Polizisten auch Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.

Polizeipräsident Herbert Schenkelberg bekräftigte die Amtshandlungen gegen den 72-jährigen Fußgänger: "Rechtsverstöße, insbesondere in der Öffentlichkeit und vor den Augen der Polizei, können und dürfen nicht ungeahndet bleiben. Die Einhaltung von Normen und Regeln ist ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders."

Markus Lüpertz, trotz seiner langen Zeit im Dienste des Landes, kein ausgeprägter Freund des Verwaltungshochdeutschs, schilderte der Deutschen Presse-Agentur den Vorfall so: "Ich bin vielleicht einen Schritt zu früh losgegangen. Aber das ist doch kein Grund, einen alten Mann am helllichten Tag mit dem Gesicht gegen eine raue Wand zu drücken, die Arme hochzubiegen und ihm Handschellen anzulegen." Die Polizistin habe ihn angegriffen", sagte Lüpertz, ihn geschubst und sogar zu ihrer Dienstwaffe gegriffen. "Wollen Sie mich erschießen, weil ich bei Rot über die Ampel gegangen bin?", will er sie gefragt haben. Dann habe sie Verstärkung gerufen und es seien vier oder fünf Polizeiwagen vorgefahren.

Dank der Anzeigen untersucht nun die Staatsanwaltschaft die Rotlicht-Affäre. Strafverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte enden erfahrungsgemäß mit Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage oder einer Geldstrafe jeweils in Höhe einiger hundert Euro. Hätte Lüpertz einfach angehalten, hätte er fünf Euro Buße gezahlt.

(RP/top/ila)
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