Düsseldorf Mann soll Seniorin um 70 000 Euro geprellt haben
Düsseldorf · 44-Jähriger muss sich seit gestern wegen Betrugs vor dem Amtsgericht verantworten.
Unter dem Vorwand, er wolle in seiner türkischen Heimat ein Haus bauen, soll sich ein 44-jähriger Schuhmacher bei einer zunehmend dementen Rentnerin (88) über Monate hinweg mehr als 70 000 Euro geliehen, die Seniorin um diesen Betrag dann aber geprellt haben. Über diese Betrugsanklage verhandelt seit gestern das Amtsgericht. Der Handwerker hat sich am Prozessbeginn mit keinem Wort dazu geäußert. Mittels Zeugenaussagen von Angehörigen der alten Dame und mit Bankunterlagen will das Gericht diese Vorwürfe nun überprüfen.
Eigentlich hatte es in der Familie der Seniorin bis dahin keinerlei Protest dagegen gegeben, wie sie mit ihrem Geld umging. Zumal die jetzt 88-Jährige als frühere Bewährungshelferin jahrzehntelang als "sehr sorgfältig und sparsam" galt, wie einer ihrer Neffen gestern als Zeuge aussagte. "Tantchen" war zudem auch für ihr großes soziales Engagement bekannt und besaß obendrein als jüngste von drei Schwestern sogar Kontovollmachten für ihre Geschwister.
Dass die dann dem Angeklagten, der einst ihr Auto gekauft hatte, erhebliche Summen in bar geliehen haben soll für dessen angeblichen Hausbau in der Türkei, machte zunächst keinen ihrer Verwandten stutzig: "Sie sagte zwar, sie habe damit wohl einen Fehler begangen, habe sich für das verliehene Geld nicht mal Belege oder Formulare unterschrieben lassen", so der Neffe weiter. "Aber sie vertraute darauf, dass sie ihr Geld zurückbekommt." Als "Tantchen" dann jedoch eine ihrer im Heim wohnenden Schwestern mehrfach um 20 oder 50 Euro anpumpte ("Weil ich knapp bin!") und im Februar 2012 sogar ein Konto ihrer Schwester bis auf wenige Euro plünderte (so dass deren Heimkosten nicht mehr bezahlt werden konnten), schritt die Familie ein.
Vom an den Angeklagten geliehenen "Hausbau-Geld" kam jedoch angeblich kein Cent zurück. Im Gegenteil: Auf den Namen der Gattin (35) des Angeklagten sei sogar noch versucht worden, das Stammkonto von "Tantchen" aufzulösen, die Rentenzahlungen auf eine andere Bank umzuleiten - und der Gattin des Schuhmachers dafür eine Vollmacht zu beschaffen. Das habe die Familie in letzter Sekunde verhindert.
Für den Prozess hat das Amtsgericht noch einen weiteren Verhandlungstag eingeplant.