Historischer Fund "Mammutzahn ist ein Glücksfall"

Düsseldorf · Bärbel Auffermann vom Neanderthal Museum erklärt, warum Funde wie der eines Mammut-Stoßzahns auf einer Düsseldorfer Baustelle so selten sind und warum das Mammut viel länger überlebt hat als der Neandertaler.

Historischer Fund: "Mammutzahn ist ein Glücksfall"
Foto: RP, Andreas Bretz

Bärbel Auffermann vom Neanderthal Museum erklärt, warum Funde wie der eines
Mammut-Stoßzahns auf einer Düsseldorfer Baustelle so selten sind und warum das Mammut viel länger überlebt hat als der Neandertaler.

In Düsseldorf ist ein Teil vom Stoßzahn eines Mammuts entdeckt worden. Was bedeutet dieser Fund?

Bärbel Auffermann: Jeder Fund ist wichtig, denn er kann Mosaikstein zum Gesamtbild sein. Er hilft uns, den Alltag der damaligen Zeit zu rekonstruieren und genauer zu berechnen, wie groß die Tiere waren. Aber man kann den Fund auch kritisch sehen.

Inwiefern?

Auffermann: Weil es einem auch ein Gefühl dafür gibt, was auf den vielen Baustellen in Düsseldorf alles zerstört werden könnte. Diesmal hatten wir Glück, weil die Bauarbeiter so aufmerksam waren. Aber nehmen Sie zum Beispiel den U-Bahn-Bau. Wenn da die Tunnel gegraben werden, gibt es gar keine Möglichkeit, zu sehen, ob davor Knochen, Stoßzähne oder alte Werkzeuge liegen.

Was müsste sich demnach auf den Baustellen ändern?

Auffermann: Es gibt leider kaum Möglichkeiten. Man kann nur die Bauarbeiter bitten, gut aufzupassen.

Haben Sie einen solchen Fund auch schon im Neandertal gemacht?

Auffermann: Nein, wir sind nur auf andere Knochen und Werkzeuge gestoßen. Wir sind aber sicher, dass Mammuts wie das, das jetzt in Düsseldorf gefunden worden ist, auch in unserer Region unterwegs waren.

Was macht Sie sicher?

Auffermann: Es gibt beispielsweise Funde in Ratingen, die zeigen, dass sich die Mammuts durchs Rheintal bewegt haben. Sie haben an den vielen Strömen, die es dort gab, getrunken, und sich dann auf die Hochflächen zurückgezogen, die am Rande des heutigen Düsseldorfs stehen.

Wie war das Verhältnis zwischen Neandertaler und Mammut?

Auffermann: Nicht besonders freundschaftlich. Der Neandertaler hat das Mammut gejagt, um seine Sippe mit Fleisch ernähren zu können, sich mit dem Pelz gegen Kälte zu schützen und aus Knochen und Elfenbein Werkzeuge oder Waffen zu bauen.

Dennoch ist der Neandertaler vor etwa 30 000 Jahren ausgestorben, die letzten Mammuts erst vor 4000 Jahren. Warum?

Auffermann: Beide hatten das gleiche Problem: das Klima. Das Mammut hat bei den steigenden Temperaturen Glück gehabt, der Neandertaler nicht. Mammuts sind angesichts des schwindenden Nahrungsangebots immer kleiner geworden und haben sich nach Osten zurückgezogen.

Warum hat der Neandertaler dies nicht auch getan?

Auffermann: Der Neandertaler konnte sich nicht so gut anpassen, weil er auf seinen Territorien zunehmend auf den heutigen Menschen traf und von diesem verdrängt wurde. Das Mammut hatte solche Probleme in den Weiten des heutigen Sibiriens nicht.

Sie haben viel Erfahrung in der Präsentation von Fundstücken aus der Eiszeit. Wie sollte der Düsseldorfer Mammutzahn ausgestellt werden?

Auffermann: Auf jeden Fall nicht zu hoch, damit Kinder ihn gut sehen können. Und er sollte mit einem einfachen für Erwachsene und Kinder leicht verständlichen Text versehen werden, um einzuordnen, aus welcher Zeit er stammt. Gerade Kinder sind fasziniert, dass es mal eine ganz andere Welt auf diesem Planeten gab und Dinge, die noch älter sind als Oma und Opa.

Christian Herrendorf führte das Gespräch mit der stellvertretenden Direktorin des Neanderthal Museums, Bärbel Auffermann

(RP)
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