Düsseldorf Maler brauchen mehr Auszubildende

Düsseldorf · Die Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf schlägt Alarm. Denn die Zahl der Lehrlinge zum Maler und Lackierer ist drastisch zurückgegangen - um etwa 65 Prozent.

"Maler und Lackierer? Der streicht irgendwas an", beschreibt Jörg Schmitz die häufigste Reaktion auf seinen Beruf. Der Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf weiß um die Probleme seiner Branche: Für viele angehende Auszubildende ist Maler und Lackierer kein attraktiver Beruf. Um 65 Prozent sei die Zahl der Auszubildenden zurückgegangen, dem gegenüber habe das gesamte Handwerk "nur" 28 Prozent verloren.

"Ich befürchte, dass wir ein Imageproblem haben", sagt Pressesprecher Hans-Peter Suchand. Genau erklären könne sich Suchand den schlechten Ruf nicht, aber er hat Vermutungen: "Zum einen spielt der demografische Wandel eine Rolle: Es gibt immer weniger junge Menschen, die überhaupt in die Berufe drängen." Das ist aber keine Erklärung für den extremen Rückgang bei den Malern und Lackierern.

Suchand nimmt an, dass viele Betriebe nicht ausbilden wollen: "Insbesondere die kleinen Betriebe kommen mit zwei oder drei Angestellten gut aus", sagt er. "Sie sehen nicht die Perspektive, die ein selbst angelernter Mitarbeiter mitbringt." Denn Azubis kosten anfangs vor allem Geld und Zeit. "Sie müssen eingearbeitet werden und halten erst einmal alle anderen vom Tagesgeschäft ab. Das empfinden viele als hinderlich."

Aktuell werden aber nicht einmal alle vorhandenen Plätze besetzt, sagt Jörg Schmitz. "Ich schätze, dass rund 20 Prozent der Ausbildungsstellen offen geblieben sind." Im Jahr 2016 waren in Düsseldorf insgesamt 126 Auszubildende in Maler- und Lackierer-Betrieben angestellt. Einmal angestellt ist aber nicht ausgebildet: Die hohe Abbrecherquote von 40 Prozent sei besonders bedenklich, sagt Schmitz.

In seinem Betrieb in Benrath bildet Schmitz auch selbst aus: Momentan hat er drei Lehrlinge angestellt, zwei weitere Verträge sind unterschrieben. Darum kennt er auch die Probleme, die es in den Werkstätten mit Auszubildenden geben kann. "Man kann mit ihnen nicht umgehen wie noch vor 20 Jahren", sagt er. "Der Umgang miteinander hat sich geändert: Respekt gibt es nur noch im geringen Umfang, zum Beispiel in Bezug auf das Eigentum von Kunden." Zudem sei der ständige Blick aufs Handy immer wieder ein Reibungspunkt zwischen Ausbildern und Lehrlingen. Aber auch die schulischen Voraussetzungen hätten sich geändert: "Allein bei Mathematik-Grundlagen schlackern heute schon den meisten Azubis die Ohren."

Die Bezahlung hingegen solle nicht der Grund für die schlechten Ausbildungszahlen sein. Im ersten Jahr bekommen Auszubildende 585 Euro, im zweiten 635 Euro, im dritten Jahr sind es 790 Euro. "Vor fünf Jahren hat sich die Bezahlung der Azubis extrem verbessert: Sie wurde um 20 Prozent erhöht." Das sei für junge Auszubildende eine Menge Geld. In tarifgebundenen Betrieben steigen Gesellen nach der Ausbildung mit einem Monatsgehalt von 2189 Euro ein, nach einer Meisterprüfung können sie bis zu 3911 Euro verdienen.

Obermeister Jörg Schmitz sieht das Problem vor allem darin, dass viele Jugendliche gar nicht genau wissen, was ein Maler und Lackierer überhaupt macht. "Klar, es ist ein anstrengender Beruf", sagt er. "Aber es ist auch sehr vielfältig." Wichtiger werdende Themen wie beispielsweise Wärmedämmung, Energiesparen, Schimmelsanierung oder Betoninstandsetzung seien wesentliche Bestandteile der Ausbildung. Das sei den meisten Jugendlichen, die mit dem Gedanken dieser Ausbildung spielen, aber gar nicht bekannt.

(veke)
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