Düsseldorf Mahn- und Gedenkstätte wird um ein Hofgebäude erweitert

Düsseldorf · Eine weitere Dauerausstellung wird eingerichtet. Die Bibliothek kann leichter genutzt werden.

Von der Sanierung und dem Umbau des Stadthauses an der Mühlenstraße profitiert auch die Mahn- und Gedenkstätte. Sie wird erweitert, ihre Räume an der Mühlenstraße sowie im gegenüberliegenden Gebäudeteil an der Andreasstraße werden durch ein Forum im Innenhof verbunden. Der Bauausschuss des Rates stimmte gestern dem rund 2,1 Millionen Euro teurem Ausbau einstimmig zu. Auch der Kulturausschuss hatte dem Umbau und das Ausstellungskonzept genehmigt.

"Die Räume der Mahn- und Gedenkstätte sind durch das neue Forum nicht mehr auseinandergerissen, sondern bequem zu erreichen, auch wegen des mobilitätsgerechten Ausbaus", erläutert Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte.

Das Dach des Forums reicht nicht bis an die denkmalgeschützten Fassaden der bestehenden Gebäude heran, sondern als Übergang sind zwei Meter breite Oberlichtverglasungen geplant, so die Baupläne der Verwaltung. Insgesamt wird das Forum eine Grundfläche von etwa 160 Quadratmetern haben mit vier tragenden Winkelwänden, "die ineinander verschachtelt und ideal für eine zusätzliche Dauerausstellung sind", berichtet Fleermann.
Die Ausstellung beleuchtet die Zeit nach 1945 und ist in vier Bereiche gegliedert. Der erste zeigt den Neubeginn nach 1945 in den Trümmern der Stadt. "Dokumentiert sind die Zerstörungen, die Aufräumarbeiten", sagt Fleermann. Erinnert werde zudem an aktive Politiker, Unternehmer und Künstler, die Düsseldorf wieder belebten, etwa die Kabarettisten Kay und Lore Lorentz. Der zweite Bereich thematisiert unter dem Titel "Recht und Gerechtigkeit" beispielsweise die Entnazifizierung oder Wiedergutmachungsleistungen. Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in der Öffentlichkeit durch Mahnmale, Gedenksteine oder Stolpersteine wird im dritten Bereich gezeigt. Im vierten Bereich "stellt sich die Mahn- und Gedenkstätte mit ihrer Entwicklung selbst vor", berichtet Fleermann.

Aber auch die bisherige Dauerausstellung über die Zeit des Nationalsozialismus in Düsseldorf wird neu gestaltet. "Um die Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, zu erreichen, werden etwa Biografien von Düsseldorfer Kindern und Jugendlichen vorgestellt, die in dieser Stadt den Nationalsozialismus erlebten", berichtet Fleermann. Die gesamte Bandbreite der Schicksale werde deutlich, weil Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten, verschiedenen Stadtteilen und aus allen Gruppen der Verfolgten vorgestellt würden – Juden ebenso wie Sinti, Zeugen Jehovas oder Homosexuelle. Auf Erwachsene verzichte die Ausstellung aber nicht, weil der Lebenszusammenhang der Kinder gezeigt werden soll. "Die Persönlichkeiten sind nachdem Alphabet geordnet, so sind Opfer und Täter vermischt wie im Leben auch", so Fleermann. Die Besucher würden die Rolle erst erfahren, wenn sie die Rückseite der Bilder betrachten. Das gehöre zum generellen Prinzip der Ausstellungen: "Die Besucher sollen selbst die Informationen entdecken, indem sie Klappen oder Schubladen öffnen oder auch an Bildschirmen Grafiken, Fotos und Filme abrufen."

Neben den Dauerausstellungen ist in einem neuen Saal im Gebäudetrakt an der Andreasstraße ausreichend Platz für Ausstellungen zu wechselnden Themen. Und auch die Bibliothek wird dort eingerichtet sowie das Archiv, in dem Besucher selber Nachforschungen machen können. Die Bilanz von Fleermann: "In den neuen Räumen können wir das Konzept der Mahn- und Gedenkstätte sehr gut umsetzen."

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