Männerkongress an der Uni Düsseldorf „Ein Mann zu sein, ist gefährlich“

Düsseldorf · Zwischen Kampfhund und Kuscheltier: Der Männerkongress an der Uni Düsseldorf beschäftigt sich mit der angeschlagenen Männer-Seele und zeigt die Möglichkeiten therapeutischer Hilfe.

 Professor Matthias Franz (Archiv).

Professor Matthias Franz (Archiv).

Foto: Prof Matthias Franz

Der Mann, das verunsicherte Wesen? Auf der einen Schulter trägt er einen Kampfhund, auf der anderen ein Kuscheltier — mit diesem Bild wirbt der 5. Männerkongress an der Uni um Aufmerksamkeit. Denn mit der Gesundheit (auch der psychischen) von Männern ist es immer noch schlecht bestellt.

Sie gehen seltener zum Arzt als Frauen, rauchen und trinken mehr, treiben öfter Risikosportarten, erkranken immer häufiger an Depressionen. Und sie sterben fünf Jahre früher als Frauen. „Ein Mann zu sein, ist gefährlich“, lautet das Fazit von Professor Matthias Franz vom Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni.

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Foto: dpa, Monique Wüstenhagen

„Männer.Macht.Therapie“ — das Motto des diesjährigen Kongresses wurde bewusst doppeldeutig gewählt. Vor allem aber soll es Männer ermutigen, professionelle Hilfe zuzulassen, wenn sie sich in der Sackgasse glauben. Offenbar ein kollektives Gefühl. „Wir beobachten eine zunehmende Verunsicherung. Viele Männer sind irritiert, fühlen sich nicht gehört, abgehängt“, so Franz.

Als Grund dafür sieht er einen Mix: Globalisierung, Digitalisierung, dazu ein gesellschaftliches Klima, das viele als diffuse Bedrohung wahrnehmen. So entsteht ein Nährboden für Hilflosigkeit - mit fatalen Folgen: „Wer Angst hat, sucht nach Halt. Wer sich schwach fühlt, ruft nach dem starken Mann.“ Eine Tendenz, die sich in der Politik (Machtmänner wie Trump und Putin) überall beobachten ließe. Aber auch in anderen Lebensbereichen seien starke Typen wieder gefragt — „ein Rückschritt in überwunden geglaubte Zeiten“.

Das macht es vielen Männern umso schwerer Schwächen zuzugeben. Sie fühlen sich gefangen in einem emotionalen Käfig, in einer „Indianer-kennt-keinen Schmerz-Mentalität“. Und neigen zu, was der Fachmann „destruktive Scheinlösungen“ nennt. Heißt: Sie machen alles, was ungesund ist. Und kämpfen gegen die eigenen Gefühle. „Ich bin traurig! Ich habe Angst!“ Sätze, die sich Adam in der Krise kaum traut auszusprechen. Der Kongress aber will genau dazu ermutigen. Und die Botschaft transportieren: Sich helfen zu lassen, ist ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Stärke. Und er will Männern Wege zeigen, „wie sie mit Verunsicherung umgehen können, ohne wieder autoritären Mustern zu folgen.“

Das Interesse daran wächst offenbar. Zu der diesjährigen Veranstaltung haben sich schon 300 Teilnehmer angemeldet (trotz Gebühren von 200 Euro). Die Hälfte von ihnen sind Frauen. Die einen, die sich um die Gesundheit ihres Liebsten sorgen, die anderen, die in Beziehungen an ihre Grenzen stoßen. Franz: „Sie erwarten von ihrem Partner, dass er einfühlsam und sensibel ist. Aber sie möchten auch eine starke Schulter zum Anlehnen.“ Wenn sie plötzlich einen Mann erleben, der über seine Ängste spricht und Schwächen zugibt, vielleicht Tränen vergießt, löst das oft Irritationen aus. Dann kriegten Männer nicht selten den Vorwurf zu hören: „Mit so einem Weichei kann ich nichts anfangen.“

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