Gesundheit Live-OP bei Endoskopietagung

Düsseldorf · Die vergangenen neun Monate waren für Manfred Hundt eine Tortur. "Ich konnte nichts mehr schlucken. Das Essen kam kurze Zeit später einfach oben wieder raus", sagt der 50-Jährige. Nach zahlreichen Arztbesuchen landete Hundt im Evangelischen Krankenhaus (EVK). Dort lautete die Diagnose: Achalasie.

Eine seltene Schluckstörung, bei der der untere Schließmuskel der Speiseröhre so verkrampft, dass er sich gar nicht mehr öffnet und Nahrung somit nicht mehr aufgenommen werden kann. Acht Kilo hat Hundt bereits abgenommen und fühlt sich bis heute sehr schlapp.

Seit 2003 Kooperation mit Japan

Beim 13. Internationalen Endoskopie-Symposium, das am Freitag und Samstag in Düsseldorf tagte, konnte Hundt jetzt auf besondere Weise geholfen werden. Der japanische Facharzt Haruhiro Inoue von der Universität in Yokohama hat eine neue OP-Technik entwickelt, die es ermöglicht, ohne einen großen Bauchschnitt die verkrampfte Muskelpartie zu durchtrennen. Denn: Der Eingriff erfolgt mittels Magenspiegelung.

Gemeinsam mit Horst Neuhaus, Symposiumsleiter und Chefarzt der Medizinischen Klinik des EVK, führte Haruhiro Inoue zum ersten Mal seine neue Methode in Europa durch. Nach gut 1,5 Stunden war der minimalinvasive Eingriff dann auch bereits beendet. Erkenntnisse und Einblicke über das neue Verfahren gab es aber nicht nur für Neuhaus und sein Team im Krankenhaus der Innenstadt. Der Eingriff wurde auch in den Tagungsort — das Maritim Hotel — übertragen, in dem rund 1500 internationale Kongress-Teilnehmer die OP verfolgen konnten.

"Eine enge Zusammenarbeit speziell zwischen Japan und unserem Haus besteht bereits seit 2003", sagt Neuhaus. Denn gerade auf diesem Gebiet seien die Japaner führend. "Mit ein Grund ist wohl, dass in Japan Magenkrebs viel häufiger vorkommt als bei uns." Zu den Faktoren könnten unter anderem Ernährung, die Verbreitung des Bakteriums Helicobacter sowie eine gewisse genetische Disposition gezählt werden. In Deutschland erkranken jährlich rund 60 000 Menschen an Darmkrebs, 15 000 Menschen an Magenkrebs.

"Doch bislang werden viel zu wenige Magen-Karzinome bei uns im Frühstadium entdeckt, in dem sie noch problemlos endoskopiert werden können", erklärt Neuhaus. Bereits kleinste Veränderungen zu erkennen, darauf sind die Japaner ebenfalls spezialisiert. Und von deren Erfahrung gilt es, weltweit zu lernen. Aber auch die Japaner profitieren von ihren Düsseldorfer Kollegen, "sie liegen etwa bei der Behandlung von Gallenwegen und der Bauchspeicheldrüse vorn", betont Haruhiro Inoue.

Durch den Besuch und die Live-OPs des japanischen Experten wurden über das Symposium hinaus zukunftsweisende Schritte eingeleitet. "Wir planen, seine neue Methode künftig im Zuge einer Studie auch im Evangelischen Krankenhaus anzuwenden", sagt Neuhaus.

(RP)
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