Kartin Kortmann im Interview "Listenplatz ist eine Beruhigung"

Düsseldorf · Karin Kortmann (49), frisch wiedergewählte Vorsitzende der Düsseldorfer SPD, zum Streit in ihrer Partei, zur Absicherung für die Bundestagswahl im September und über die Themen, mit denen sie ihm Wahlkampf die Kommunistin Sahra Wagenknecht konfrontieren will.

 Karin Kortmann wurde als SPD-Vorsitzende wiedergewählt.

Karin Kortmann wurde als SPD-Vorsitzende wiedergewählt.

Foto: AP, AP

Frau Kortmann, im Vorfeld des Parteitags gab es heftigen Streit in der Partei um sichere Listenplätze für die Bundestagswahl. Sowohl Sie als auch Michael Müller haben die Absicherung beansprucht. Es gab Drohungen, dass Sie als SPD-Parteichefin keine klare Mehrheit bekommen. Sie bekamen 83,6 Prozent. Zufrieden?

Kortmann Ja, ich bin sehr zufrieden. Das Ergebnis ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu dem vor zwei Jahren ...

... als Sie von einer tief zerstrittenen SPD ohne Gegenkandidaten mit 69 Prozent gewählt worden waren ...

Kortmann Deshalb ist das jetzige Ergebnis ein Zeichen dafür, dass die SPD geschlossen auftreten will und wird. Das haben alle verstanden.

Die SPD hat sich in den vergangenen Tagen wieder mal in desolatem Zustand gezeigt. Ist es Ihnen nicht gelungen, die Partei zu einen?

Kortmann Ich glaube schon, dass die Partei geeint ist. Das habe ich beim OB-Wahlkampf vergangenes Jahr erlebt, als ich starke Unterstützung aus allen Ortsvereinen bekam, und das jetzige Ergebnis ist auch ein geeintes. Manchmal liegen Wahlkreisinteressen aber höher als eine gesamtparteiliche Verständigung. Bedauerlich ist nur, wenn das in der Öffentlichkeit und nicht intern ausgetragen wird.

Wie wollen Sie innerparteiliche Querschläge künftig verhindern?

Kortmann Durch Vertrauen und respektvolle Zusammenarbeit, ohne sich gegenseitig zu verletzen.

Sie stehen nun auf der Regionalliste für den Bundestag auf Platz sieben, Müller auf fünf. War das ein zu hoher Preis?

Kortmann Die vergangenen zwei Wochen waren für mich hart an der Grenze. Ich stellte mir die Frage, was ich mit mir machen lasse und was noch zumutbar ist. Ich bin aber nicht jemand, die zurücktritt. Ich habe eine gute Arbeitsbilanz vorgelegt, konnte deshalb selbstbewusst ans Mikro treten uns sagen: Ich bin die Beste für die SPD.

Wie sicher ist denn Ihr Listenplatz?

Kortmann Man kann nicht davon ausgehen, dass das ein unsicherer Platz ist. Entscheidend ist, wie die Region Niederrhein am 25. April bei der Landesdelegiertenkonferenz gelistet wird. Die Landesvorsitzende Hannelore Kraft sagte, ich brauche eigentlich keine Absicherung, weil ich den Wahlkreis wieder direkt holen werde. Das ist mein Ziel. Der sichere Listenplatz ist eine Beruhigung, den Wahlkreis zu gewinnen ist eine Herausforderung. Ich stelle mich gerne Herausforderungen.

Weshalb sind Sie unsicher?

Kortmann Nach den derzeitigen Umfragen verlieren SPD und CDU. Nun ist die Frage, ob sich die Stimmen auf die Grünen oder auf Splitterparteien verteilen. Dass in so einer unklaren Situation eine Unsicherheit da ist, ist menschlich.

Ist es da nicht verständlich, dass Müller auch einen sicheren Platz will?

Kortmann Wir wussten, dass nicht beide oben abgesichert werden können. Auch die Kandidaten aus Neuss und Mönchengladbach müssen direkt gewählt werden. Da sollte man als Düsseldorfer nicht so omnipotent auftreten.

Müller tritt gegen einen Bundestagsneuling, Thomas Jarzombek, an, bei Ihnen kommt neu Sahra Wagenknecht von der Linkspartei hinzu. Wie verändert das die Situation?

Kortmann Ich gebe zu, dass ich lieber einen Gegner wie Jarzombek hätte als eine Gegnerin, die so stark polarisiert wie Wagenknecht. Deshalb bin ich auch sicher, dass Müller das Direktmandat gewinnt.

Wagenknecht, überzeugte Kommunistin, will einen Anti-Agenda-2010-Wahlkampf führen. Was setzen Sie dagegen?

Kortmann Ich werde die Frage stellen, ob die DDR ein Unrechtsstaat war oder nicht. Wenn sie die DDR nämlich nicht so bezeichnet, hat Wagenknecht jede Legitination verloren, über den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens mitreden zu können.

Und was werden die Themen im Kommunalwahlkampf sein?

Kortmann Die Stadt sozial gestalten, die Wirtschaft stabilisieren, um Arbeitsplätze zu erhalten, und besonders die einbeziehen, bei denen das Armutsrisiko besonders hoch ist: Frauen, Familien, Senioren.

(RP)
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