Düsseldorf Leser kritisieren neue Altstadt-Regeln

Düsseldorf · Die Wirte dürfen keine Lautsprecher mehr vor ihrem Lokal oder in den Fenstern aufbauen. Im Leserforum sehen viele Düsseldorfer darin eine übertriebene Einschränkung für die Partymeile Bolkerstraße.

Der Konflikt zwischen Aufenthalts- und Feierqualität in der Altstadt spitzt sich zu. Viele Freunde des Partyviertels sehen in der neuen Initiative des Ordnungsamtes eine unangemessene Einschränkung ihres Vergnügens - und fürchten, dass dies noch schlimmer wird, wenn das Andreasquartier an der Ratinger Straße eröffnet wird. Die Mehrheit der Leser kritisiert deshalb im RP-Forum die neuen Lärm-Kontrollen, die Ordnungsdezernent Stephan Keller am Dienstag vorgestellt hatte. Danach dürfen die Wirte keine Lautsprecher mehr auf ihren Terrassen oder in den Fenstern aufstellen.

Leser Patrick Marleaux empfindet den aktuellen Zustand als weit weniger besorgniserregend als die Verantwortlichen im Rathaus: "Zur Altstadt gehört die Musik drinnen wie auch draußen dazu. Was kommt denn noch alles an Verboten und Geldstrafen?", schreibt er. Ähnliche klare Worte findet auch Mar Ritt: "Erst stört das Licht des Riesenrads, jetzt der Lärm in der Altstadt. Wen's stört, soll irgendwo aufs Land ziehen. Da ist es leise."

Thomas Weichel vergleicht die Situation mit früher: "Schön, dass ich in den 80ern auf der Ratinger Straße oder im Karneval noch ausgelassen feiern durfte. Heute ist das Wort ,Lärmbelästigung' allzu gesellschaftsfähig geworden. Sehr schade. Wer in die Altstadt zieht, möchte leben, nicht ruhig schlafen." Ironisch gestaltet auch Peter Schütte seine Kritik: "Demnächst draußen dann auch mit Kopfhörer Partys feiern und Zettel schreiben für Bestellungen und Unterhaltung."

Wilfried Hamann hat dagegen Verständnis für die Initiative der Ordnungsbehörden: "Mit gefühlten und gehörten 120 Dezibel die Bolkerstraße zu beschallen, ist sicher nicht das, was wir Düsseldorfer wollen. Nichts gegen laute Rockmusik, aber bitte im Lokal bei verschlossenen Türen." Thomas Nolte fasst sein Lob knapp zusammen: "Gespräche, statt Beschallung - finde ich auch im Sinne der Anwohner gut." So bewertet auch Michael Tretbar die Lage: "Es wird immer lauter, und jeder versucht, den anderen zu übertönen."

Eben diese Beobachtung hatte das Ordnungsamt bei Testmessungen im November und Dezember gemacht. Mehr als 80 Dezibel (das entspricht dem Krach eines vorbeifahrenden Lastwagens) haben die Mitarbeiter der Behörde gemessen - selbst in der Mitte der Bolkerstraße und auch nach 22.30 Uhr. Diesen Auswüchsen will die Stadt mit den genannten Regeln entgegentreten. Sollte ein Wirt den Anweisungen des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) nicht folgen, drohen Ordnungsverfügungen und Zwangsgelder, die bei 1000 Euro beginnen und im Wiederholungsfall mehrere tausend Euro betragen können. Ziel der Initiative sei es, wieder eine "Altstadt für alle" zu ermöglichen, sagte Keller. "Es geht uns nicht darum, dass die Altstadt eine Ruhezone wird, aber wir wollen bei den Auswüchsen gegensteuern."

Die Sprecherin der Altstadtwirte, Isa Fiedler, begrüßt den Schritt: "Das sind Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität der Altstadt verbessern." Die Reaktion bei Fiedlers Kollegen ist geteilt. Ein Großteil der Wirte, vor allem die, die nicht an der Bolkerstraße beheimatet sind, teilt jedoch Fiedlers Einschätzung.

(RP)
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