Offene Stellen werden nicht besetzt Lehrermangel: Ministerin soll helfen

Düsseldorf · Die Bezirksregierung geht davon aus, dass nicht alle offenen Stellen besetzt werden können. Sie werden zum 1. März erneut ausgeschrieben. Oberbürgermeister Joachim Erwin kündigt an, sich mit Schulministerin Barbara Sommer treffen zu wollen.

 Schulministerin Barbara Sommer: Das Noten-Desaster in NRW ist ausgeblieben.

Schulministerin Barbara Sommer: Das Noten-Desaster in NRW ist ausgeblieben.

Foto: ddp, ddp

Nadine V. ist Lehrerin. Sie ist als Vertretungskraft an einer Grundschule eingesetzt und hat trotz mehrerer Bewerbungen keine feste Stelle bekommen. "Die Begründung", sagt die junge Frau, "ist, dass ich nur eine 2,2 als Examensnote habe. Eingestellt wurden nur Kollegen mit 2,0 und besser." Verstehen könne sie diese Praxis angesichts des offensichtlichen Lehrermangels nicht. Gefreut habe sich über die Absagen aber die Schule, an der sie eingesetzt ist: "Dort arbeite ich 28 Stunden in der Woche. Die wären dann ja erstmal ausgefallen."

Nadine V. bekommt womöglich eine weitere Chance. Denn die Auswahl-Verfahren für die Schulen enden morgen. Das bedeutet, dass die Gespräche zwischen den Schulen und den Bewerbern, die sich seit November auf die Stellen melden konnten, zu Ende sind. Bis zum 16.Januar haben die Lehrer dann Zeit, zu- oder abzusagen. "Und erst danach wissen wir, welche Lücken wir zum Februar noch haben", sagt Antonia Dicken-Begrich. Die Dezernentin bei der Bezirksregierung referiert heute Nachmittag im städtischen Schulausschuss zum Thema Unterrichtsausfall, aber genaue Zahlen wird sie wegen der Fristen nicht liefern. Nur so viel: 240 Lehrerstellen waren zum November für den Regierungsbezirk ausgeschrieben, etwa 95 in der Stadt. "Sollten sich nicht genug Bewerber gefunden haben, schauen wir auf unsere Landesliste. Gibt diese nichts mehr her, werden die Stellen zum 1. März erneut ausgeschrieben", erklärt Dicken-Begrich. Sie geht davon aus, dass große Lücken bleiben und spricht von einem "strukturellen Mangel".

Eine Sonderpädagogin, die nach Hannover abgewandert ist, bestätigt das: Dort wird sie Beamtin, in NRW nicht. "Die Besoldung ist für viele eine Frechheit", sagt sie. "So gibt es dauernd Jahres-Verträge, die vor den Sommerferien enden und danach erneuert werden." Auf die Weise spare das Land die Fortzahlung in den Ferien. "Da helfen auch keine aufwändigen Kampagnen." Was helfen kann, will Oberbürgermeister Joachim Erwin klären. "Er wird bei der Schulministerin vorstellig", sagt der Schul-Dezernent der Stadt, Burkhard Hintzsche. Er würde offene Lehrerstellen gerne per Annonce landesweit ausschreiben, darf es aber nicht. "Lehrer sind keine städtischen Bediensteten", so Dicken-Begrich. Die Stadt könne gerne Helfer für die Übermittag-Betreuung an den Ganztagsschulen einstellen, Lehrer jedoch nicht.

Denkbar ist jedoch, pensionierte Lehrer für bis zu zehn Stunden pro Woche zurückzuholen. Lehrern, die wegen Schwerbehinderung oder Dienstunfähigkeit in Rente sind, würde die Pension um den Zuverdienst gekürzt - anderen jedoch nicht. "Das ist eine Sonderregel", erklärt Werner Siepe, selbst Lehrer und Autor eines Fachbuchs zum Thema. "Lehrer, die mit dem 65. Lebensjahr aus der Schule gegangen sind und weiter unterrichten möchten, können dies gut tun. An meiner ehemaligen Schule haben zwei pensionierte Lehrer zusätzlichen Unterricht erteilt, ohne dass ihre Pension gekürzt wurde."

Wolfgang Scheffler, Vorsitzender des Schulausschusses, denkt laut darüber nach, die Vergütung für die "zurückgeholten" Lehrer aus städtischen Töpfen zu bezahlen, wenn sich nicht genügend Nachwuchs-Kräfte finden lassen.

(RP)
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